Nichts bleibt ungesühnt

Kommentar

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Lebenslange Haft für Ratko Mladic. Das UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilt den früheren Kommandanten der bosnisch-serbischen Truppen zur Höchststrafe. Die Zehntausenden getöteten Kinder, Frauen und Männer, die Mladic auf dem Gewissen hat, werden durch den Richterspruch nicht lebendig.

Doch ist das Urteil gegen den "Schlächter vom Balkan" ein Triumph des Rechts und ein Signal der internationalen Justiz.

Das Böse bleibt nicht ungesühnt. Ob alle Verantwortlichen für Vertreibung, Genozid und Massenmord zur Rechenschaft gezogen worden sind, muss bezweifelt werden. Doch bei aller Überforderung, bei allen Mängeln hat das Tribunal den Weg gewiesen in eine Zeit, in der keine Anstrengungen gescheut werden, damit diejenigen, die sich Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig machen, büßen müssen.

Der quälende Prozess, in dem Mladic keine Reue zeigte, zieht zugleich den Schlussstrich. Noch einmal wurde dem Westen das unverzeihliche Versagen vor Augen geführt, den schlimmsten Kriegsverbrecher seit 1945 nicht gestoppt und erst eingegriffen zu haben, als es zu spät war. Der Weg zur Versöhnung ist in der Region auch 26 Jahre nach dem Beginn des Bürgerkrieges noch weit. Die EU muss ihre Anstrengungen verstärken.