Nicht wegsehen

Kommentar

26.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Es war eine feige, eine heimtückische Tat. Safia S. wollte töten und als Märtyrerin sterben. Das Terror-Mädchen erhält für die Messerattacke auf einen Polizisten am Hauptbahnhof von Hannover nun eine gerechte Strafe. Sechs Jahre Jugendhaft wegen versuchten Mordes und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung sind jedenfalls ein klares Signal des Rechtsstaates.

Der Fall zeigt aber auch, wie lang der Arm des IS-Terrornetzwerks ist. Und besonders anfällig für die Propaganda der Dschihadisten sind offenbar Jugendliche wie Safia. Begünstigt von ihrer Familie, die nichts dagegen hatte, dass sie gemeinsam mit dem bekannten Salafisten-Prediger Pierre Vogel Internet-Filmchen drehte, unterstützt von einem Mitwisserkreis und inspiriert von der mörderischen IS-Ideologie machte sich die Schülerin ans Werk. Man kann von Glück sagen, dass ihr Opfer mit dem Leben davongekommen ist.

Wenn ihr Strafverteidiger nun erklärt, dass eigentliche Versagen liege bei der Polizei, ist das eine dreiste Verdrehung der Tatsachen. Die Geschichte der jungen Täterin von Hannover wirft die Frage auf, ob tatsächlich genug getan wird, um zu verhindern, dass Jugendliche auf den falschen Pfad des islamistischen Terrors geraten und zu willigen Helfern werden. Ein wachsames Umfeld ist die Voraussetzung dafür. Hundert Prozent Schutz gegen Taten wie diese gibt es in einer offenen Gesellschaft aber nicht. Doch wo sich islamistisches Gedankengut unter Jugendlichen ausbereitet, darf nicht weggesehen werden, muss der Rechtsstaat mit aller Härte reagieren.