Ingolstadt
Nicht abhängen lassen

Bayerns Vertreter in China ermuntert zu Engagement in Fernost

22.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Ziel Champions League: Markus Wittmann, Leiter der Bayerischen Vertretung in China, sieht große Perspektiven auch für Unternehmen aus der Region im Reich der Mitte. Bei seinem Vortrag im Alten Rathaus hielt er gestern sinnbildlich eine DK-Ausgabe mit dem Titelfoto vom dienstäglichen Sieg des FC Bayern über Porto hoch - Foto: Friedl

Ingolstadt (hl) Es wird holpriger auf dem Weg zu neuen Absatzmöglichkeiten in China, aber es wäre fahrlässig für deutsche Unternehmen, die großen Chancen auf dem Markt der Zukunft liegen zu lassen. Zu diesem Fazit kam gestern der Leiter der Bayerischen Vertretung im Reich der Mitte, Markus Wittmann, bei einem Vortrag vor Mitgliedern des Chinaforums Bayern und Gästen des Ingolstädter Existenzgründerzentrums und der IHK im Alten Rathaus.

Der Referent ist gebürtiger Ingolstädter und ging auch deshalb spezieller auf die Bestrebungen der Stadt ein, die Wirtschaftskontakte nach China über die Partnerstadt Foshan zu intensivieren.

Oberbürgermeister Christian Lösel betonte bei der Begrüßung der Gäste, darunter auch etliche Unternehmer aus Stadt und Region, die großen Hoffnungen, die Ingolstadt in die Vertiefung der Beziehungen nach Fernost setzt. Man dürfe hier von anderen Städten der Republik, vor allem aus West- und Norddeutschland, die hier schon wesentlich weiter seien, nicht völlig abgehängt werden.

Das sieht auch Markus Wittmann so, der allerdings deutlich machte, dass die erste große Goldgräberzeit in China bereits vorbei ist, wie ja auch der Rückgang der vormals famosen Wachstumsraten verdeutliche: Das Land müsse seine großen Umweltprobleme in den Griff bekommen und ändere auch grundsätzlich seine Wirtschaftsstrategie – weg von billigen Massenprodukten, hin zu qualitativ höherwertigen Waren, die vor allem den Binnenmarkt beleben sollen.

Die größten Chancen für europäische Unternehmen, den Fuß in die Tür zu bekommen, liegen laut Wittmann auf dem Dienstleistungs-, Umwelt- und Bausektor. Hier herrsche noch großer Nachholbedarf. Die kommunistischen Machthaber seien an Kontakten mit Europa besonders auch vor dem Hintergrund interessiert, dass sie weitgehend unbelastet von machtpolitischen Interessen sind. Gerade Deutschland und deutschen Unternehmen werde ein großer Vertrauenvorschuss entgegengebracht.

Ingolstadt habe bei seinen bisherigen Bemühungen um eine Vertiefung der Beziehungen und um chinesische Investitionen in der Region bereits eine gute Strategie entwickelt, lobte der Referent. Allerdings solle man sich bei der Entwicklung langfristiger Perspektiven nicht zu sehr auf den bei uns ja so boomenden Automotivbereich verlassen. Wittmann: „Autos sind kein Wirtschaftsmodell, das die nächsten 30 Jahre hält.“

Veranstalter und Gäste vertieften dieses Thema und andere Aspekte noch bei einem anschließenden Frühstücksbüfett. Das Chinaforum kann sich vorstellen, beizeiten weitere Treffen in der Stadt zu organisieren.