Nürnberg
Neues Paradies für kleine Forscher

Cordula Jeschor freut sich über die vielen Möglichkeiten der Energie- und Umweltstation in Nürnberg

23.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:05 Uhr
Alles im Blick: Ein Fernrohr hat Cordula Jeschor auf der Terasse der neuen Umweltstation am Wöhrder See aufgebaut. −Foto: Pelke

Nürnberg - Nicht nur die Lage am Wasser ist eine Wucht.

Auch das Haus selbst ist erste Sahne. "Früher sind wir mit dem Umwelt-Rucksack in die Schulklassen gegangen. Jetzt haben wir diese tolle Umweltstation direkt am Wöhrder See", freut sich Cordula Jeschor und zeigt auf die grandiose Aussicht direkt über der spiegelglatten Wasseroberfläche.

Wie ein Bootshaus ist das neue Bildungszentrum auf Stelzen direkt auf den See gebaut. Das Gebäude wurde auf Rammpfählen gegründet. Diese wurden durch einen Stahltragrost als tragendes Grundgerüst komplementiert. Auf dieser Basis errichtete man das Gebäude in Holzrahmenbauweise.

Über einen kleinen Steg gelangt der Besucher in die Station. "Hier ist unsere kleine Terrasse", sagt die Leiterin des neuen Umweltzentrums am Wöhrder See und zeigt auf ein gemütliches Tischchen mit zwei Gartenstühlen. "Durch das Spektiv hat man einen tollen Blick auf die kleine Insel dort auf dem See", schildert die gelernte Landschaftsökologin und lugt mit einem Auge gleich neugierig durch das Beobachtungsfernrohr. "Das ist ein Fischreiher", sagt sie. "Wunderschön. Und daneben eine Graugans. "

Jeschor erzählt, dass ein paar Wasservögel auch schon das neue Haus am See selbst entdeckt hätten. "Hier nisten unsere Blässhühner. Im Moment ist die Familie wohl ausgeflogen", sagt Jeschor und zeigt auf das leere Nest der schwarzen Wasserhühner mit dem weißen Farbtupfer über dem Schnabel. Gebaut ist es am Rande einer Treppe innerhalb der Station.

Viel zu entdecken gibt es in der neuen Energie- und Umweltstation auch ohne die tierischen Untermieter. Im Seminarraum mit den großen Fenstern haben die kleinen Forscher einen perfekten Blick über den See. Auf den Infopostern an der Wand wird das Zusammenspiel zwischen Mensch, Klima und Natur behandelt. "Wir sind auch Energiestation", freut sich Jeschor und zeigt auf ein Energie-Tretboot. "Hier können die Kinder in die Pedale treten und herausfinden, wie viel Elektrizität dabei herauskommt. " Überhaupt spielt die Energie in dem neuen Gebäude eine große Rolle. Das in der Norikusbucht auf Stelzen gebaute Haus sei "total umweltfreundlich". Alle Fenster und Wände seien "extrem gut" gedämmt. Im Winter werde mit Erdwärme geheizt. Solarmodule würden den notwendigen Strom für die Wärmepumpe liefern. Mit Hilfe der Geothermie könne das Gebäude sogar im Sommer klimatisiert werden. "Wir sind wahrscheinlich das einzige Passivhaus in Nürnberg, das auf dem Wasser steht", erzählt Jeschor und steigt flink die Stufen zur spektakulären Dachterrasse hinauf.

Von dem Panoramadeck der neuen Umweltstation ist die Aussicht fast schon atemberaubend. "Traumhaft schön ist hier der Blick", sagt Jeschor und lässt die Augen kurz über den malerischen Horizont wandern. Nur zum Chillen ist das Oberdeck aber nicht gedacht. "Hier haben wir eine Wetterstation mit analogen und digitalen Messgeräten", sagt Jeschor und schaut gleich mal nach, wie viel Regen in den letzten 24 Stunden gefallen ist. "Hier haben wir noch ein Windrad. Und dort steht ein kleines Pumpspeicherkraftwerk, mit dem Wasser aus dem See in diesen Bottich gepumpt werden kann. " Jeschor erklärt, dass das Wasser beim Zurückfließen tatsächlich Strom erzeugen könne.

Eigentlich sollte die neue Umwelt- und Energiestation in Nürnberg bereits im Frühjahr mit Pauken und Trompeten eingeweiht werden. Wegen der Corona-Beschränkungen ist die Eröffnungsparty aber ins Wasser gefallen. "Jetzt fangen wir eben einfach so an", sagt Jeschor und freut sich auf die kommenden Wochen, in denen die jungen Forscher rund um die Umweltstation auf spannende Entdeckungstouren gehen können.

HK

Nikolas Pelke