Kritische Töne eher marginal

08.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr

Zum Artikel "Schönes Naherholungsgebiet oder Naturfrevel?" (DK vom 20. Mai) über die Sanierung des Brunnhauptner Weihers in Kösching:

Der Artikel könnte durchaus den Eindruck erwecken, als würde das Thema die Köschinger Bevölkerung in zwei Lager spalten, als würde sich daran ein Konflikt zwischen Natur und Kultur entzünden. Das ist aber nicht der Fall, weil sich nur ein verschwindend geringer Teil der Köschinger über das vorliegende Ergebnis erregt. Selbstverständlich spiegeln unterschiedliche Perspektiven unterschiedliche Erwartungen wider, aber die kritischen Töne sind im Rahmen der Gesamtmaßnahme wohl eher marginal einzuordnen. Und ein Baustopp im April 2020, als sich die Anlage kurz vor der Fertigstellung befand, hätte zu keinen wesentlichen Veränderungen führen können. Wozu auch?

Zwar ist der Standort der Kneippanlage - aus physikalischer Sicht - an einem höchst ungünstigen und wohl pflegeintensiven Standort platziert, die Entscheidung dazu liegt aber in einem fraktionsübergreifend getroffenen Gemeinderatsbeschluss.

Bevor man nun in verschiedene Richtungen zu nörgeln beginnt, sollte man sich kritisch damit auseinandersetzen, ob man denn mit jenem Zustand zufrieden war, wie sich Brunnhaupten vor dem Umbau präsentiert hat. Mit den seitlich eingelassenen Altbeständen verschobener Betonfragmente, mit undichten Uferbereichen und mit nicht unerheblich einsickerndem Oberflächenwasser. Zeitzeugen werden sich auch erinnern, dass im westlich vorgelagerten kleinen Quellbereich vor zirka 20 Jahren etliche, für dieses Umfeld überdimensionierte Jurasteinquader eingelassen worden sind, was damals auch mit der flankierenden Beratung eines heute kritisch auftretenden ÖDP-Vertreters erfolgte. Aber das ist Schnee von gestern, und wir sollten uns fragen, welchen Zweck Brunnhaupten zukünftig erfüllen kann und soll.

Mit Sicherheit nicht den einer Biotoplandschaft! Diese beginnt nur wenige Meter unterhalb des Weiherauslaufs am Köschinger Bach und präsentiert sich beinahe als zivilisatorische Tabuzone, auch wenn dort ab und zu einige leinenlose Hunde durchs Röhricht pirschen dürfen. Auf dieses Areal sollten alle um die Natur Besorgten ihr Augenmerk richten, um hier weitere naturfördernde Akzente zu setzen.

Das unmittelbare Umfeld des Weihers wird aber der Nutzung als Naherholungszone für die Bevölkerung dienen müssen - so, wie das vor dem Umbau auch schon der Fall war. Nach der insgesamt gelungenen Sanierung sollte sich der Markt Kösching allerdings etwas stärker darauf konzentrieren, dass Erholungssuchende hier auch Erholung finden können. Es sollten Konzepte entwickelt werden damit an Wochenenden keine alles blockierenden Großfamilientreffen mit Lagercharakter stattfinden, deren Autokennzeichen aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern stammen und dass keine mit lautstarken Ghetto-Blastern bewaffneten Kleingruppen die Erholungssuche anderer unmöglich machen. Der Vermüllung des Umfelds wäre noch ein zusätzliches Augenmerk zu widmen. Solche übergriffigen Erscheinungsformen sind es nämlich, die viele Köschinger in der Vergangenheit schon davon abgehalten haben, Brunnhaupten aufzusuchen.

Abschließend noch ein Wort zur "Fischtreppe": Den jetzt künstlich gezogenen mäandernden Weiherauslauf sollte man besser als Wasserspielplatz für Kinder einordnen. Dafür ist er bestens geeignet. Eine Fischtreppe wäre ökologisch nur sinnvoll, wenn es nachvollziehbare Gründe gäbe, warum Fische diesem Kleinweiher zustreben sollten: Nahrung? Laichgründe? Oder andere Besonderheiten, die für den Bestand der Art wichtig sind? Ich vermute mal: Fehlanzeige auf der ganzen Linie! Wer in den vergangenen 30 Jahren einen Wildfisch in diesem Gewässer gesehen haben sollte, der gehört zu den ausgewiesenen Glückpilzen. Der Weiher ist bereits längerfristig als fischfrei zu betrachten, ebenso wie weite Teile des Köschinger Baches.
Gerd Krassler, Kösching