Ingolstadt
Neue Strategie für Wirtschaftsförderung?

IFG-Verwaltungsrat drängt auf zeitgemäßes Konzept - und befürwortet CSU-Idee für Handwerkerpark

12.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:56 Uhr
Auch Handwerksbetriebe benötigen mitunter Platz für Erweiterungen, den sie am angestammten Standort oft nicht mehr vorfinden. Ein Handwerkerpark, wie ihn die CSU jetzt ins Gespräch gebracht hat, könnte bei Umsiedlungen eine Alternative sein. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Kann ein Handwerkerpark, in dem mehrere Betriebe ihre Werkstätten unterhalten, eine sinnvolle Lösung sein, mittelständische Unternehmen noch stärker an die Stadt zu binden und zugleich Wohngebiete von möglicherweise stärkeren Belastungen durch Lieferverkehr und Lärm zu befreien? Ein entsprechender Prüfantrag der CSU-Fraktion ist jetzt im Verwaltungsrat der Stadttochter IFG allgemein positiv aufgenommen worden.

Die IFG (Industrie-Fördergesellschaft) und ihr Aufsichtsrat, in dem Vertreter des Stadtrates sitzen, sind die klassischen Institutionen, wenn es um städtische Wirtschaftsförderung und die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen geht. Wie bereits berichtet, ist die Stadt gerade dabei, neben Vorstand Norbert Forster einen zweiten Verantwortlichen zu installieren, der sich speziell um dieses Themenfeld kümmern soll.

Womöglich wird dieser neue zweite Vorstand sich alsbald auch mit einem denkbaren Handwerkerpark beschäftigen dürfen. Denn quer durch die Parteienlandschaft fand sich am Montag grundsätzliche Zustimmung zu der CSU-Idee, auch wenn es in Fragen der Umsetzung die eine oder andere skeptische Anmerkung gab.

Auslöser für die Überlegungen der Christsozialen, ein passendes Grundstück für einen solchen Park ins Auge zu fassen, ist die Tatsache, dass manche (natürlich nicht alle) mittelständischen Betrieben auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten sind, die sie am alten Standort, mitunter in Wohngebieten, nicht mehr haben. Bei einer Aussiedlung in einen Handwerkerhof werde sicher da und dort wertvoller Platz für Wohnbebauung frei, ist sich die CSU sicher. Die direkten Antragsteller - Stadträtin Brigitte Mader und Stadtrat Michael Oblinger - sind zudem Kenner der Branche. Ihr Antrag, so verdeutlichte CSU-Stadtrat Hans Achhammer im IFG-Verwaltungsrat, komme "direkt aus der Mittelstands-Union". Man wisse dort, wovon man spreche.

Doch ebenso, wie die Stadt respektive die IFG erweiterungs- oder umsiedlungswilligen Betrieben oft nicht sofort ein passendes Grundstück anbieten kann, sind den städtischen Wirtschaftsförderern auch selber Grenzen aufgesteckt, wenn es um einen zentralen Standort für einen solchen Handwerker- und Gewerbepark geht. Infrage kommende Flächen sind in der Stadt einfach rar.

Im Aufsichtsgremium ging es am Montag aber auch noch gar nicht um einen konkreten Standort (den soll die IFG laut einstimmig angenommenem CSU-Antrag ja erst einmal ausfindig machen), sondern um die mögliche Form einer solchen Einrichtung. FW-Fraktionschef Peter Springl deutete auf zwei beispielhafte Projekte in München, wo man jeweils drei- bis viergeschossig gebaut habe, um möglichst viele Unternehmen unterbringen zu können. Es sei dann aber stets die Frage, welche Firmen mit welchem Platzbedarf und womöglich schwergewichtigen Werkstücken für eine Unterbringung in Obergeschossen überhaupt geeignet seien.

SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann gab zu bedenken, dass städtische Investitionen in eine solch neue Form von Gewerbeansiedlung nicht auf eine öffentliche Subventionierung bestimmter Branchen hinauslaufen dürfen. Unternehmen, die unbedingt erweitern wollten, fänden sicher auch günstigere Grundstücke im Umland.

Genau hier liegt aber für viele IFG-Aufsichtsräte der Knackpunkt. CSU-Stadtrat Joachim Genosko mahnte an, dass es mit einer abwartenden Haltung nicht getan sei: "Wirtschaftsförderung muss aktiv betrieben werden." Wenn die Stadt bzw. die IFG nicht attraktive Angebote mache, werde die Entwicklung zunehmend an ihr vorbei laufen. Genosko: "Die werden nicht zu uns kommen - die suchen eigene Lösungen."

Jeder in der Runde dachte da sofort an die jüngst bekannt gewordene Abwanderung der Firma Dr. Wack aus dem Gewerbegebiet Südost nach Baar-Ebenhausen. Sie ist zwar kein Handwerksbetrieb, aber ein klassischer Mittelständler mit internationalem Erfolg - ein attraktiver Arbeitgeber und potenter Gewerbesteuerzahler, dessen Abschied die Stadt offenbar schwer trifft, wie sich aus mehreren Wortmeldungen heraushören ließ. BGI-Stadtrat Christian Lange: "Was da passiert ist, darf uns nicht noch einmal passieren!"

Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) fühlte sich da genötigt, den IFG-Vorstand vor Verdächtigungen in Schutz zu nehmen, in dieser Sache nicht aktiv genug gewesen zu sein. So wie sich der Fall für die Stadtführung darstelle, habe bei Wack erst gar nicht die Chance bestanden, eine Alternative im Stadtgebiet aufzutun. Das Unternehmen habe schlichtweg erst gar keinen Kontakt mit der IFG aufgenommen.

In der Runde bestand schließlich Übereinstimmung, dass ein neues Gesamtkonzept für die Wirtschaftsförderung anzustreben ist - auch unter Aspekten der Nachhaltigkeit, die derzeit bekanntlich in den Stadtratsgremien ohnehin ein großes Thema ist. Der Vorschlag von Grünen-Sprecherin Petra Kleine, dass der (bald erweiterte) IFG-Vorstand den Verwaltungsräten hier demnächst ein Strategiepapier auf den Tisch legen möge, fand allgemeine Zustimmung.

Bernd Heimerl