Neue "Klamotten" für Legionäre

27.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Eichstätter Schulkinder in der römischen Wachstube im Kastell Pfünz. Konservator Albert J. Günther gibt Erklärungen. - Foto: je

Eichstätt/Pfünz (je) Die Legionäre in der Wachstube des römischen Kastells Vetonianis Pfünz wurden neu eingekleidet. Die Anlage mit dem Wiederaufbau des Nordtors ist im Besitz des Historischen Vereins Eichstätt, wird aber vom Landkreis Eichstätt gepflegt.

Abertausende Besucher ersteigen jährlich den Berg bei Pfünz, auf dem die Befestigungsanlage aus den ersten Jahrhunderten nach Christus stand. Insbesondere für die Schulkinder ist der Besuch ein Erlebnis. Originalgetreu sind die Soldaten gekleidet, Waffen und Geräte sind nachgebildet. "Die Änderung und Überarbeitung der Wachstube war dringend notwendig", sagte Konservator Albert J. Günther vom Referat zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut der Stadt und des Landkreises Eichstätt.

Der Fachmann für römisches Militärwesen erklärte, dass die Nachbildungen anhand von Funden auf dem Kastellgelände erstellt worden seien. Außerdem seien antike Autoren und wissenschaftliche Quellen herangezogen worden. Hinweise konnten auch Steintafeln oder Schriften auf Wachstafeln entnommen werden. Zwar sei das Wachs längst verschwunden, doch das Geschriebene habe sich auf dem hölzernen Untergrund eingeprägt.

Die gezeigte Wachstube der Soldaten bestand etwa um das Jahr 230. Damals war Alexander Severus römischer Kaiser. Stationiert waren im Kastell Pfünz, das nah am Limes, dem Grenzwall zu Germanien lag, die erste Kohorte der Breuker mit römischem Bürgerrecht. Es handelte sich um Hilfstruppen: 480 Fußsoldaten einschließlich der Bogenschützen und Schleuderer sowie etwa 120 Reiter.

Die Bewaffnung der Legionäre bestand aus einem langen Schwert (spatha), einem Dolch (pugio) und einer Lanze (lancea). Sie führten einen schweren hölzernen Schild mit Lederbespannung mit sich, trugen einen Helm mit Nackenschutz und ein Kettenhemd. Wie bei den Rekonstruktionen zu sehen ist, bestanden die "Klamotten" der Männer aus langer Hose von Leder oder Wollstoff, einem Gürtel, dem Wollschal und geschlossenen Lederschuhen mit genagelter Sohle. Die Soldatenkleidung wurde von Marianne Fürsich in Eichstätt geschneidert.

Günther: "Je nach Dienstgrad waren Waffen und Ausrüstung aufwendiger verarbeitet". Er machte noch aufmerksam, dass im Ur- und frühgeschichtlichen Museum auf der Willibaldsburg zahlreiche Funde aus dem Kastell Vetonianis ausgestellt sind.