"Vertreibung aus Paradies" mit Nutzeffekten

27.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Ein feierlicher Moment: Anna-Maria Meier, mit ihrem Mann Ernst Vermieterin des neuen Gebäudes, übergibt symbolisch die Schlüssel an die beiden "Teamleiter" des Zustellstützpunktes, Karl Pfeffer und Willibald Meier. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Seit mehr als vier Wochen arbeiten die Postler schon an ihrer neuen Wirkungsstätte, gestern wurde der Zustellstützpunkt der Deutschen Post in der Sollnau in Eichstätt offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich der Umzug am 22. Juni vollzogen. Der Zustellstützpunkt wechselte vom ehemaligen Postgebäude am Domplatz in die Sollnau. Für viele der rund 35 Beschäftigten keine leichte Sache, denn viele von ihnen wirkten Jahrzehnte lang mitten in der Stadt. Betriebsratsvorsitzender Andreas Faltermeier sprach denn auch von der "Vertreibung aus dem Paradies". Doch nach dieser Vertreibung hätten sich die Menschen die Erde untertan gemacht, tröstete er die Mitarbeiter. Sie sollten sich nun auch diesen Zustellstützpunkt untertan machen.

Richard Hirschberger, Abteilungsleiter Auslieferung der Niederlassung "Brief" der Deutschen Post in Freising, zu der neben Eichstätt weitere 75 Zustellstützpunkte gehören, sah Vorteile für alle Beteiligten. Die Stadt hat schöne Räume im Zentrum bekommen, die Investoren Ernst und Anna-Maria Meier, die das neue Bauwerk nach Vorgaben der Post hochzogen, haben einen solventen Mieter und die Postler schöne, helle und ebenerdige Räumlichkeiten mit vielen Stellflächen für den Fuhrpark. Hirschberger führte auch ein Sicherheitsargument an: Die großen Lastwagen müssten nicht mehr mitten ins Stadtzentrum und dort rangieren.

OB Arnulf Neumeyer überbrachte die Grüße der Stadt und als Geschenk eine Uhr aus Juramarmor. Er schilderte noch einmal die Gründe, warum die Stadt unbedingt das Postgebäude haben wollte: Um einen Durchgang zwischen Domplatz und Luitpoldstraße zu schaffen, was mittlerweile realisiert wurde. Im Hof konnte ein öffentlicher Parkplatz eingerichtet werden, mit der Option, einmal eine Tiefgarage zu bauen. Und schließlich werde am 1. September, spätestens 1. Oktober, die Finanzkasse einziehen. Den Mitarbeitern wünschte er viel Freude, Spaß und gute Arbeit.

Auch der Investor, Ernst Meier, versicherte der Post: "Sie haben die richtige Wahl getroffen." Die Bauzeit habe einige Monate länger gedauert, unter anderem wegen des harten und langen Winters. "Aber heute ist es zu einem glücklichen Ende gekommen." Anna-Maria Meier übergab symbolisch einen Schlüssel an die beiden "Teamleiter" Karl Pfeffer und Willibald Meier.

Die evangelische Pfarrerin Evelyn Rohne und der katholische Pfarrer Günther Schmid segneten die neuen Räume und auch den Fuhrpark. Und weil es um die Post ging, gab es zur Erinnerung eine Postkarte mit der 145-Cent-Briefmarke anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Stadt, versehen mit mit dem Stempel vom Altstadtfest 2009. Sie verteilte Betriebsleiter Kajetan Kaufmann aus Ingolstadt, der auch die Begrüßung und die Moderation übernommen hatte.

Die Mitarbeiter selbst scheinen ihre Wirkungsstätte mit gemischten Gefühlen zu betrachten. So im Ganzen würde es "passen", war zu hören. Allerdings sei es "recht eng hier drin" und die meisten hätten nun längere Anfahrts- und Auslieferungswege.

Der Zustellstützpunkt ist für die Postkunden der Stadt Eichstätt und der Gemeinden Adelschlag, Pollenfeld, Schernfeld und Walting zuständig. Damit versorgt er auf einer Fläche von rund 250 Quadratkilometern etwa 12 000 Haushalte mit über 25 000 Einwohner. Jährlich werden mehr als fünf Millionen Briefe, Pakete und Päckchen ausgeliefert.

Der Postkunde selbst bekommt von der Umstellung nichts mit. Die Postannahmestelle hat nach wie vor ihren Platz im alten Gebäude am Domplatz.