Neuburg
Neue Genüsse in der Schlosskulisse

Erstes Neuburger Food-Truck-Festival lockt die Besucher scharenweise an

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Josef Heumann
Richtig schöne Biergarten-Stimmung herrschte da zwischen all den mehr oder minder exotischen Genüssen für einen sonnigen Nachmittag im Schlosshof. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Weil doch schon so lange kein Festl mehr in Neuburg war: Am Samstag gab's mal was ganz Neues, zumindest für die Daheimgebliebenen. Endlich hat der Zeitgeist auch die Stadt erreicht: Die Food Trucks sind in Neuburg angekommen - und die Leute stehen brav Schlange.

Wer unter dem Begriff Food Trucks immer noch bloß die Schlagen die Autobahn verstopfender Lkw-Kolonnen versteht, wo auf manchen diese Bezeichnung zu lesen steht, der ist eindeutig im Denglisch vor vielleicht noch zehn Jahren stehengeblieben. Die zeitgeistigen Food-Trucks sind längst im TV von heute angekommen - und seit Samstag endlich auch in Neuburg. Wie schön das wahre und echte Leben in den täglichen Soaps pulsiert - noch schöner jetzt, wenn man herzhaft mampfend selbst Teil des Ganzen werden kann. Jedes Provinznest im näheren wie weiteren Umkreis hat schon solch ein Ereignis. Da will eine boomende Stadt, die so sehr der Kultur sich verschrieben hat, nicht länger abseits stehen. Kein Groll und erst recht kein Neid aber auf die couragierten Initiatoren, die einen Trend mutig wie pfiffig aufgegriffen haben. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Private als Trendsetter einspringen oder sogar einspringen müssen.

Etwas kleiner geworden sind die Trucks von heute, Lieferwagen oder Kastenwagen nannte man die Größenklasse ehedem. Aber das wäre als Name wohl zu banal, wie man überhaupt mit ausschließlich deutschen Sprachkenntnissen beim Bestellen an diesen Imbissbuden auf Rädern, wie diese garantiert nicht genannt sein wollen, und all der dort angebotenen exotisch anmutenden Genüssen nicht allzu weit käme - wie etwa Ex-Elektrounternehmer und Jung-Autor Lothar Gerhard eher belustigt nach einem Rundgang übern Schlosshof feststellt. Wenigstens das Neuburger Bier war noch das alte und in Darreichungsform wie Inhalt wohlvertraute und in der Flasche erhältlich. Womit die bodenständigen Vor-Ort-Brauer dem auf diesem Festival sonst allgegenwärtigen Plastik-Trend hartnäckig sich widersetzten.

Sprachlich jedenfalls hat es - sei es mit Zeigen auf die Tafel oder auch mit einem kleinen Flirt mit dem netten Gegenüber an der Budentheke - doch noch geklappt: Aauch Lothar Gerhard beißt schließlich herzhaft in seinen Burger. Von wegen Einheitsküche hier, da gibt es Hirschen und Wildsau, und zu seinen Süßkartoffel-Fritten dippt man in Marshmallow-Creme und Mango-Püree. Ja gut, das gute Bier gab's wie gesagt auch, aber an sich schlürft man heute Smoothies und Sangria, aber ist der Sprizz da nicht eigentlich schon wieder ein alter Zopf vom Vorvorjahr?

Der Erfolg des ganzen Unterfangens gibt den Initiatoren auf jeden Fall Recht. Natürlich ist viel Jugend da, aber genauso ganze Familien. Es ist ein schöner Mix. Der in Geschichte und Durchmengung schon legendäre Göbel-Stammtisch ist glatt vollständig angetreten. Bei Senior-Bäck Anton Göbel ist's vielleicht auch ein bisschen berufliches Interesse. Seit Jahren schon rollt sein Brotzeitwagen Tag für Tag die verschiedenen Betriebe an, versorgt die Leute dort mit Snacks, Suppen, Leberkäs - Brotzeiten halt. Tapfer kämpft sich die Tafelrunde durch so noch nie Verzehrtes. "Ganz unser Geschmack ist es nicht", lässt sich's Metallbauer Hans Bößhenz dennoch schmecken. "Jeder hat seine Berechtigung", beschwichtigt Anton Göbel.

Das ganze Unterfangen brummt bei mächtigem DJ-Sound im Schlosshof. Was heißt da, wie ein Grantler meint, Ottheinrich würde sich im Grab umdrehen. Von wegen, ist das nicht ganz "mit der Zeyt", so der Leitspruch des Kurfürsten. Und würde sich der ersichtlich den Freuden des Lebens Zugetane nicht einfach ordentlich den Bauch vollschlagen. Vielleicht ja für ihn auf Tafelsilber serviert...

Josef Heumann