Pfaffenhofen
Neubeginn im Erziehungswesen

31.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:51 Uhr

Pfaffenhofen - Am 10. Juli 1945 wurde Engelbert Wallner Schulrat von Pfaffenhofen.

"Wallner macht einen sehr guten Eindruck und das CIC hat keine Einwände gegen ihn". So kommentiert Major Sloat Wallners Ernennung.
Landrat Vetter und Schulrat Wallner drängten auf baldige Wiedereröffnung der Schulen. Die Kinder müssten, so sagten sie, vom "Herumtreiben auf den Straßen" abgehalten werden. Wegen akuter Medizinknappheit wurden Schulkinder zum Sammeln von Heilkräutern herangezogen. Kinder von sechs Jahren sollten schon bei der Hopfenernte helfen. Wallner wies darauf hin, dass Schulkinder dringend Schuhe benötigten. An alle Lehrer des Landkreises waren Fragebogen ausgegeben worden. Eventuell noch akzeptable Lehrkräfte mussten sich vom 28. Juli bis zum 3. August einer strengen Befragung unterziehen. Nur zwei Lehrern wurde die Ausübung ihres Berufes sofort gestattet. Ende August schienen der Militärregierung 40 von 120 Lehrern "akzeptabel". 20 Schulschwestern unterstützten sie - und so konnte die erforderliche Quote an Lehrkräften wenigstens zur Hälfte erfüllt werden. Später kamen 27 weitere Lehrkräfte hinzu. Die Entnazifizierung der Lehrer zog sich noch viele Monate hin. Major Sloat schreibt: "Irgendwie haben die Lehrer wegen der Erziehungsmethoden der Nazis einen begrenzten Hintergrund. Allmählich werden ihre irrigen Weltanschauungen korrigiert und ihr Hintergrund erweitert. Den Lehrern muss die Bedeutung von Demokratie klar gemacht werden, nicht theoretisch, sondern vor allem praktisch. Die beste Lehrmethode ist immer noch learning by doing und das praktische Beispiel. "
Immerhin waren bis Anfang September so viele Lehrer zugelassen, dass trotz aller Probleme ein halbwegs geordneter Schulanfang möglich war. Mitte September konnte der Unterricht beginnen. Nur in Schulen, in denen noch Flüchtlinge oder Soldaten untergebracht waren, verzögerte sich der Schulbeginn um einige Tage. In Pfaffenhofen fand ein feierlicher Anfangsgottesdienst statt. Major Sloat nahm daran teil. Die Lehrer wurden von amerikanischen Offizieren auf die Bedeutung demokratischer Erziehungsideale hingewiesen. . Dringend benötigt wurde Lehrmaterial: Bücher, Tafeln, Schreibgerät. Im November besichtigte Major Sloat mit anderen Vertretern der Militärregierung die Schulen von Pfaffenhofen, Wolnzach und Geisenfeld. Sie sahen "zufriedenstellende Fortschritte" In dem Bericht von Sloat lesen wir: "Alle Lehrer und Schüler schienen über die Anwesenheit der Offiziere glücklich zu sein. Die Kinder tippten neugierig an deren Mützen".

PK