Dietfurt
Mit Fuchs und Hase auf du und du

Kerstin Pöppl-Wade aus Dietfurt hat sich auf Tierfotografie spezialisiert - Wildtiere sind ihre Lieblingsmotive

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:17 Uhr
Schwer bewaffnet mit ihrer Kamera geht Kerstin Pöppl-Wade frühmorgens auf die Pirsch. Weder Fuchs noch Hase, weder Turmfalke noch Uhu entgehen ihr. Erste Aufnahmen zu Studienzwecken machte sie mit Hunden. −Foto: Pöppl-Wade

Dietfurt - Wenn es um Tiere geht, dann macht ihr so schnell keiner etwas vor.

Kerstin Pöppl-Wade, 40 Jahre, aus Dietfurt, hat sich der Tierfotografie verschrieben, einem außergewöhnlichen Hobby, das viel Einfühlungsvermögen und Geduld erfordert.

Es ist 4 Uhr. Der Wecker klingelt. Wenn andere am Wochenende noch in Seelenruhe schlafen, packt Pöppl-Wade bereits ihre Fotoausrüstung zusammen, um auf die Pirsch zu gehen. Meist legt sie sich mitten im Wald oder auf der Wiese auf die Lauer, ohne Decke, ohne Isomatte, nur in einigermaßen warmer Tarnkleidung. Frei nach dem Motto: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Sie fängt zwar keine Würmer ein, aber mit der Fotokamera Schnappschüsse von Tieren in freier Wildbahn. So hat sie durch ihr frühes Aufstehen schon viele Erfolge eingeheimst.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Die Hobby-Tierfotografin hat sich alles selbst beigebracht. Schon als Kind hatten es der gelernten Bäckereifachverkäuferin die bunten Tierposter angetan, die man daheim an die Wand heften konnte. Und hier gefielen ihr vor allem die Wölfe. "Fotografien an sich haben mich schon immer fasziniert", beteuert sie. Als sie mit ihrem dritten Kind, Sohn Bastian, der heute fünf Jahre alt ist, schwanger war, nutzte sie die Zeit, sich intensiv mit den grundlegenden Kenntnissen, die man als Fotograf braucht, auseinanderzusetzen. "Ich habe und gucke heute noch stundenlang You-Tube-Videos, lese sehr viele Bücher über Fotografie und die Jagd, über Tiere, vor allem die Tiere im Wald. "

Als Pöppl-Wade sich schließlich beigebracht hatte, wie man professionelle Fotos schießt, ging sie dazu über, sich mit der Tierfotografie auseinanderzusetzen. Sie selbst hat drei Hunde, die sich als ideale Versuchskaninchen eigneten. In der freien Wildbahn sind Fotoshootings aber - salopp gesagt - eine ganz andere Hausnummer. Hier galt es zunächst den Profis über die Schulter zu schauen und viele Gespräche mit Experten wie Jägern zu führen. Mittlerweile kennt sie viele gute Plätze, beachtet die Brut- und Setzzeit und jahreszeitliche Gegebenheiten. "Wichtig sind die fünf Ws", weiß sie, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Fasan vor die Linse zu bekommen - "Wiese, Wasser, Wald, Weizen und Wärme". Jede Tierart habe ihre so genannte Wohlfühlregion, wo sie früher oder später auftauche. Um wie ein Profi arbeiten zu können, hat sich Pöppl-Wade eine gute Ausrüstung zugelegt und ein Tarnzelt, das sie nur über den Oberkörper stülpen muss. Wenn sie darin still sitzt, kann sie gezielt das Verhalten der Wildtiere ins Visier nehmen. "Jedes klitzekleine Rascheln verscheucht die Tiere sofort, da muss ich absolut ruhig und vorsichtig sein, darf mich nicht bewegen und muss auf den Wind achten, damit die Tiere mich nicht riechen. " Das weiß sie von einem erfahrenen Jäger, den sie hin und wieder trifft. Auch ein 150-600-Millimeter-Teleobjektiv, das sehr schwer wiegt und in einer Trage transportiert wird, hat sie sich eigens angeschafft.

Vergangenes Jahr hat sie bei einem Spaziergang einen Fuchsbau entdeckt. "Ich habe mich Tage und Wochen auf die Lauer gelegt und irgendwann sind dann sechs junge Füchse herausgekommen", erzählt sie. Auch wenn die Kleinen längst erwachsen sind, geblieben sind ihr die ausdrucksstarken Fotografien. Wie alle ihre Bilder bestechen auch diese durch den Zauber des Moments, den Pöppl-Wade mit ihrer Kamera und mit Hilfe ihres großen Talents eingefangen hat. Dennoch stößt auch sie an ihre Grenzen. "Hasen zu fotografieren ist sehr schwierig, sie laufen sofort davon, wenn ihnen etwas nicht geheuer ist. " Trotzdem hat sie es schon ein paar Mal geschafft, einen Feldhasen vor die Linse zu bekommen.

Und viele seiner Wald- und Wiesenkollegen auch: Schnappschüsse hat Kerstin Pöppl-Wade mittlerweile von Rehen, Füchsen, Mäusen, Rotmilanen, Enten und Turmfalken, einem Uhu und einem Wildschwein.

Letzteres hat sie ausnahmsweise in einem Wildpark fotografiert, was sonst gegen ihr Prinzip verstößt. Fotos in Wildtierparks oder dergleichen, die jeder hinbekommt, sind für sie nichts wert. "Aber in Sachen Wildschwein bin ich schon überaus vorsichtig. Wenn ich sie rieche und merke, dass eines im Wald ist, dann laufe ich lieber davon", verrät Pöppl-Wade.

An ihrem Hobby liebt sie die Entspannung, die sie erfährt, wenn sie die "Waldbewohner", wie sie sie nennt, beobachten kann. "Tiere zu sehen, welche andere meist nie zu sehen kriegen, fasziniert mich. Nach einer gewissen Zeit kennen mich die Tiere dann auch bereits. Ich bin dann im Wald eins mit der Natur", beschreibt sie ihr persönliches Glücksgefühl.

Pöppl-Wade hat mittlerweile ein großes Gespür entwickelt für Motivik und weiß, was sie hervorheben möchte und was getrost weggelassen werden kann und das verleiht ihren Fotos den starken Ausdruck.

Wenn sie ein Bild bearbeitet, wird nicht viel wegretuschiert, es wird nur die Struktur des Tieres in den Vordergrund gestellt. "Bei diesem speziellen Hobby musst du mit der Zeit anfangen zu denken wie ein Tier, zu fühlen wie ein Tier, dich in dieses hineinversetzen, ansonsten funktioniert es nicht", gesteht sie. Ein persönliches Anliegen bei ihrer Arbeit ist ihr, dass die Menschen die Natur mehr achten und schützen sollten. Deswegen spaziert sie oft stundenlang mit ihrem Sohn Bastian durch Wiesen und Wälder, erklärt ihm die Zusammenhänge, um ein Bewusstsein für die Natur zu schaffen. "Er nimmt sie mittlerweile ganz anders wahr und entdeckt ab und an auch schon mal die eine oder andere Tierhöhle", freut sich die Mutter.

Seit drei Jahren erstellt sie jedes Jahr einen Tierfoto-Kalender. Der Erlös geht an den Tierschutzverein in Burglengenfeld. Zuletzt war es ein Kalender mit verletzten, kranken oder sehr alten Hunden, heuer soll es zum ersten Mal ein Wildtierkalender sein. Interessierte können ihn direkt bei Kerstin Pöppl-Wade via Facebook beziehen.

DK


Katrin Hradetzky