Aichach
Neongelb im Wüstensand

Fünf Aichacher nehmen an der Rallye Dresden-Dakar-Banjul teil In Kleinstarbeit machten sie dazu zwei alte Autos fit

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Die fünf Rallyefahrer Christian Funk (von links), Andreas und Roland Kaiser, Erol Duman und Mario Hamann sind gerüstet für die Fahrt nach Banjul. - Foto: Bastian Brummer

Aichach (SZ) Die Rallye Dresden-Dakar-Banjul wird auch "Diesel and Dust Challenge" genannt. Fünf Aichacher fahren allerdings mit zwei Benzinern nach Gambia. Vier von ihnen nahmen 2014 an der Allgäu-Orient-Rallye teil und fuhren von Oberstaufen ins Heilige Land.

Jetzt im März wollen sie und ein Rallye-Neuling ihre in Kleinstarbeit aufbereiteten Autos über die Landmassen Nordafrikas bis nach Banjul, einer Stadt im Westen Gambias, bringen. Dort werden sie für einen guten Zweck versteigert. Bis es allerdings so weit ist, bleibt noch eine Menge zu tun.

Spur einstellen, Felgen lackieren, den Unterboden schweißen, die Litanei an zu erledigenden Arbeiten scheint ewig fortsetzbar. "Man darf das aber nicht in Arbeitsstunden umrechnen", meint Andreas Kaiser. Sonst käme man vielleicht in Verlegenheit, die ganze Aktion zu hinterfragen, scherzt der 36-Jährige. Beruflich arbeitet er als Autobahnwärter auf der A8. Privat ist er einer der fünf Aichacher Teilnehmer an der diesjährigen Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Seinem Beruf geschuldet sind die Farben des Teams: Die Fahrzeuge sind heute neongelb lackiert, und rot sind die Felgen, genau wie bei Andreas Kaisers Servicefahrzeug.

Zusammen mit seinem Bruder, dem 35-jährigen Messtechniker Roland Kaiser, und dem 41-jährigen IT-Systemtechniker Mario Hamann bildet er eines der beiden Aichacher Teams. Ihr Fahrzeug ist ein 1996er Volkswagen T4 Multivan. "Den haben Bekannte von uns lange gefahren und wir haben ihn vor ein paar Monaten für 600 Euro übernommen", erzählen die Kaiser-Brüder. Die beiden nahmen 2014, genauso wie der 51-jährige Stadtrat und Gastronom Erol Duman und der 33-jährige Kfz-Mechaniker Christian Funk, an der Allgäu-Orient-Rallye teil. Für Mario Hamann ist die Fahrt allerdings ein Debüt. "Ich habe es damals nicht mehr geschafft, mitzufahren", meint er. Daher sei klar gewesen: Beim nächsten Mal ist er dabei.

An ihrem VW arbeiten sie bis heute unaufhörlich. Sponsoren stellten die Spur ein, kümmerten sich um die Bremsen und Traggelenke. Die drei Teammitglieder verschweißten rund eineinhalb Quadratmeter Blech im durchgerosteten Unterboden. Bis vor Kurzem machte der Anlasser Probleme. "Fertig wird er nie", wissen die drei. Dennoch hoffen sie, dass alles glattgeht, wenn sie am 2. März nach Dresden aufbrechen. Erol Duman und Christian Funk fahren einen Tag vorher. Ihr Fahrzeug ist ein Opel Frontera im Anschaffungswert von rund 1000 Euro. Hier musste zwar nicht ganz so viel repariert und geschweißt werden wie beim VW, dennoch bauten ihn die Rallyefahrer zu einem Gefährt um, das wie für die Wüste gemacht wirkt. Das Landratsamt genehmigte zwei Sonderkennzeichen und in den Kofferräumen wurden Matratzen eingepasst. Und wo duscht man sich? "Ich bin vorbereitet, ich habe mich seit drei Wochen nicht gewaschen", scherzt Christian Funk. Tatsächlich ist eine Katzenwäsche an Bord mit Hilfe einer Campingdusche möglich. Teilweise drei Leute arbeiteten parallel an den Fahrzeugen und investierten etliche Arbeitsstunden, immer das Ziel im Blick. "Die Rallye soll eine sein, die sich jeder einmal im Leben leisten kann", erzählt Mario Hamann. Etwa 3500 Euro muss jeder Teilnehmer insgesamt berappen. Am 3. März treffen sich letztlich mindestens 50 Fahrzeuge in Dresden und machen sich von dort aus auf den Weg.

"Der Plan ist, in der ersten Nacht komplett durch Spanien zu fahren", meint Christian Funk. Wenn alles glattgeht. Und die Erfahrung zeigt: Das muss nicht sein. "Auf der letzten Rallye haben wir sechs Leute aus Stuttgart kennengelernt", erzählen die Fahrer. In Spanien hatte damals die Hinterachse des Stuttgarter Fahrzeugs ihren Dienst quittiert, und die Aichacher konnten mit einer neuen aushelfen. "Da entstanden Freundschaften fürs Leben", meinen die Fahrer.

Somit brechen die Aichacher, zusammen mit den Stuttgarter Freunden im März in Dresden auf. Checkpoints gibt es auf der Reise mehrere, den ersten in Gibraltar, in Afrika werden es mehr. "Später fahren wir im Konvoi rund 600 Kilometer durch Mauretanien", erzählt Funk. Es geht vorbei an der Rallyestadt Dakar bis nach Banjul, einer Stadt in Gambia. Dort werden die Fahrzeuge am 25. März für einen guten Zweck versteigert. Die Aichacher fliegen dann wieder nach Hause. Nur Christian Funk macht anschließend noch drei Tage Urlaub. "Ich will dann auf Safari gehen", meint er und freut sich zusammen mit den Gefährten auf die Rallye, für die noch immer nach Sponsoren gesucht wird. Firmen und Privatpersonen können die Fahrzeuge finanziell oder tatkräftig, zum Beispiel in Form von Mechanikerarbeiten, unterstützen. Auch einfache Gebrauchsgegenstände wie Stifte, Luftballons oder Schreibblöcke können den Rallyefahrern mitgegeben werden. "In Dresden steht ein großer Container, in dem die Spenden nach Banjul verschifft werden", erzählt Hamann. Finanzielle Unterstützung kommt lediglich den Fahrzeugen zugute oder ermöglicht den Kauf von Benzin auf dem Weg. "Unsere Tickets sind schon bezahlt", erzählen die Fahrer, die wissen: Es wird nicht ihre letzte Rallye sein.