Neuburg
Naturschützer lehnen Gleichstromleitung ab

Bund Naturschutz fordert dezentrale Energiewende, kein Sankt-Florians-Prinzip

17.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:04 Uhr

Neuburg (DK) Seit mehreren Wochen wird in Bayern heftig über die geplante Höchstspannungs-Gleichstromleitung (HGÜ-Leitung) von Bad Lauchstädt bei Halle nach Meitingen bei Augsburg gestritten. Das Projekt wird von Amprion unter dem Namen „Gleichstrompassage-Süd-Ost“ oder auch „Korridor 4“ geplant.

Vor wenigen Tagen trafen sich dazu die Vertreter der betroffenen Kreisgruppen des Bundes Naturschutz (BN) in Nürnberg und beschlossen, den Protest der Anwohner und der Gemeinden zu unterstützen.

Die HGÜ-Leitung ist aus Sicht des BN für eine dezentrale Energiewende nicht nötig. Sie würde vor allem für den weiteren Betrieb von Kohlekraftwerken arbeiten – und wäre damit schädlich für den Klimaschutz. „Die HGÜ-Leitung durch Bayern ist das falsche Projekt. Wir lehnen sie grundsätzlich ab und dabei ist es egal, welche Trasse derzeit favorisiert wird. Wir fordern den Ausstieg aus der Atomenergie und den Ausstieg aus der Kohleverstromung für den Klimaschutz. Diese Energiewende hin zum Energiesparen und hin zum Ausbau der Erneuerbaren Energie muss dezentral erfolgen, auch in Bayern. Klimaschutz entsteht durch den Abbau der Kohleverstromung mit Zubau der Erneuerbaren Energien. Eine zentrale Stromautobahn zur Unterstützung der Kohleverstromung für die Profite der großen Stromkonzerne – diese Politik lehnen wir ab!“, so Günter Krell, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz Neuburg-Schrobenhausen.

„Wir würden uns wünschen, dass alle Gegner der Trasse an einem Strang ziehen würden. Es hilft niemandem, wenn nach dem Sankt-Florians-Prinzip nur gefordert wird, die Trasse nicht vor der eigenen Haustür zu bauen. Stattdessen sollte der Druck auf Ministerpräsident Seehofer verstärkt werden, seine Blockade des Windkraftausbaus zu beenden“, meint Günter Krell.

„Wenn neue Starkstromtrassen und Höchstspannungsleitungen gebaut werden sollten, dann muss klar ersichtlich sein, dass diese für den Atomausstieg, für den Klimaschutz und für eine dezentrale Energiewende in Bayern arbeiten. Dies bezweifeln wir massiv für das Vorhaben ‚Gleichstromtrasse Süd Ost‘ – und lehnen dieses daher entschieden ab“, erklärt der Kreisvorsitzende weiter. „Wir haben schlechte Erfahrung mit 'Wirtschaftsachsen', die unbedingt für Bayerns Wohlstand benötigt würden, wie zum Beispiel der Rhein-Main-Donau-Kanal, gebaut von 1960 bis 1992. Der wirtschaftliche Beitrag heute stammt vor allem von Ausflugsschiffen“, warnt Krell.

Der Bund Naturschutz hatte bereits 2011 beschrieben, wie die Stabilisierung der Stromnetze bei einer Versorgung aus Erneuerbaren Energien gestaltet werden kann – das sei technisch machbar und finanzierbar. Kernpunkte seien das Energiesparen, denn beim Stromsparen seien 50 Prozent Einsparpotenzial langfristig möglich, und der Umbau von Heizungen auf Kraft-Wärme-Kopplung und Blockheizkraftwerke. Kraft-Wärme-Kopplung liefere Wärme, für Heizung und Warmwasser und elektrische Energie, also Strom, und biete elektrische Leistung, also Netzstabilität. Krell: „Bündeln wir diese dezentralen Leistungsquellen in Bayern regional in virtuellen Ersatzkraftwerken, dann können wir dezentral vor Ort das Stromnetz ausreichend stabilisieren.“

Der BN fordert eine dezentrale Energiewende. Freilich werde auch ein notwendiger Umbau des Stromnetzes Teil dieser Energiewende sein. Der Bund Naturschutz in Bayern habe seit 2011 gefordert, dass für Deutschland ein dezentrales Strom- und Energiekonzept untersucht und zum Ziel wird. Das Bundeswirtschaftsministerium unter FDP-Minister Philipp Rösler und die Bundesnetzagentur hätten diese Forderung immer abgelehnt. Der BUND hatte daher wiederholt die Netzentwicklungspläne 2012 und 2013 kritisiert und dann auch den im Bundesbedarfsplanungsgesetz und Netzausbaubeschleunigungsgesetz von 2013 festgelegten Netzausbau abgelehnt.