Solnhofen
Natur und Geschichte auf Schritt und Tritt

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Die Burg Kipfenberg. Sie ist heute in Privatbesitz, beherbergt aber in einem ehemaligen Stallgebäude das Römer und Bajuwaren Museum Kipfenberg - Foto: Franz Bauer

Solnhofen/Dollnstein (HK) Sie haben sich viel vorgenommen in diesem Jahr. Das Ehepaar aus München ist bereits zum dritten Mal auf dem Panoramaweg unterwegs. Die letzten Jahre durchwanderten die beiden die Strecke von Treuchtlingen bis Kelheim – jeweils etappenweise. In diesem Jahr wollen sie die 160 Kilometer in acht Tagen zusammenhängend schaffen. 20 Kilometer täglich. Ausgerüstet mit Rucksack und Zelt sind sie von der „wunderbaren Landschaft, den sehr gut ausgeschilderten Wanderwegen und den sehr freundlichen Menschen“ begeistert. Und sie versprechen: „Wir kommen wieder.“

Der Abschnitt zwischen Eichstätt und Kipfenberg ist eingesäumt von Natur und Geschichte. Dieser gut 30 Kilometer lange Abschnitt des Qualitätswanderweges führt zu einer der schönsten Wacholderheiden der Region und in die Zeit der Römer und Bajuwaren.

Der Weg verläuft weitgehend auf dem Kamm und im Hang des Jura auf schattigen Waldwegen, aber auch im sonnigen Tal und entlang der Altmühl. Für Wanderer ist der Weg mit vielen abwechslungsreichen Tal- und Höhenpassagen anstrengend, eine interessante Herausforderung, aber problemlos zu bewältigen.

Der Wanderkompass gibt für die Strecke zwischen Eichstätt und Arnsberg 1100 Höhenmeter (die Wegstrecke auf- und abwärts) an. Von Arnsberg über Böhming nach Kipfenberg sind die Auf- und Abstiege mit knapp 400 Höhenmetern auf sechs Kilometer nochmals heftig. Eines wird deutlich: Die Wegführung ist gut zu bewältigen, für Trödler allerdings nicht geeignet. Die Wandertour beginnt in Eichstätt am Informationszentrum Naturpark Altmühltal, Notre Dame 1. Über die Schießstätte und das Seidlkreuz erfolgt der Aufstieg. Weiter geht es entlang der Anhöhe zum Häringhof, dann wieder bergab, nördlich an Landershofen vorbei in Richtung Pfünz. Von der Pfünzer Schimmelleite kann man einen Blick auf das Kastell Vetoniana auf der gegenüberliegenden Talseite erhaschen. Um zur Mammuthöhle bei Buchenhüll zu gelangen, muss der Wanderer wieder einige Höhenmeter überwinden.

Nach einer Verschnaufpause auf den Sitzbänken lotst der Wegweiser ins Affental und über den Wildsausteg auf den Kamm zum Weitermarsch durch den schönen Mischwald, am nördlichen Waldrand an Walting vorbei nach Rieshofen mit seinem „Hungerturm“. Der Bergfried der ehemaligen Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert liegt südöstlich der Ortschaft. Der Name „Hungerturm“ geht auf eine Begebenheit aus dem Jahr 1689 zurück. Ein Jude soll nach einer Hehlerei als Strafe in den Turm abgeseilt worden sein. Dort sei er qualvoll verhungert. Vom Hang aus eröffnet sich durch die wuchtigen Bäume ein herrlicher Blick auf das malerische Dorf.

Weiter geht es im Altmühltal, durch Wiesen und Felder nach Isenbrunn und vorbei an Pfalzpaint. Nach der gemütlichen Strecke im Tal fordert erneut eine Anhöhe heraus, doch dann geht es gleich wieder ins Tal nach Gungolding.

Vor dem Naturfreund liegt nun die Gungoldinger Wacholderheide, ein Highlight: Diese Heide ist die schönste ihrer Art im Naturpark Altmühltal. Das knapp 70 Hektar große Naturschutzgebiet bietet Lebensraum für zahlreiche geschützte und gefährdete Pflanzen und Tiere. In Arnsberg überquert der Altmühltal-Panoramaweg den Fluss und führt im Anschluss steil bergauf in das Naturschutzgebiet Arnsberger Leite. Ein Aufstieg, der es in sich hat – aber es lohnt sich: Die Arnsberger Leite bietet herrliche Panoramablicke über mächtige Dolomitfelsen und das Altmühltal und gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten der Region. Auf einem mächtigen hohen Felsstock am Talrand, einem eindrucksvollen Dolomitmassiv, thront die Arnsberger Burg.

Zurück im Tal heißt es in Böhming, die Altmühl ein weiteres Mal zu überqueren und im Wald einen letzten Anstieg zu überwinden, bevor es hinab nach Kipfenberg geht. Westlich von Böhming, nahe am Limes liegt das ehemalige römische Kastell.

Eine weitere römische Spur, einen rekonstruierten römischen hölzernen Limeswachtturm, entdeckt man auf dem Weg bergab etwa einen Kilometer vor dem Ziel. Er erinnert daran, dass der Altmühltal-Panoramaweg hier entlang des Limes, der ehemaligen Grenze des Imperium Romanum, verläuft. Mehr zum römischen Erbe der Region erfährt man übrigens im Römer und Bajuwaren Museum auf Burg Kipfenberg, die hoch über dem Zielort der Wanderung auf einem Bergsporn liegt.

Die Burg ist ein traumhafter Blickfang und ein tolles Fotomotiv. Sie ist in Privatbesitz. In einem Wirtschaftsgebäude der Burg ist das Römer und Bajuwaren Museum untergebracht. Im Ort findet man das Fasenicklmuseum. Von Kipfenberg, dem geografischen Mittelpunkt Bayerns aus, bleibt die Wegführung weiterhin über Berg und Tal abwechslungsreich. Über Grösdorf geht es nach Kinding.

In Kinding Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn möglich (Rückkehr nach Eichstätt über Ingolstadt) – auch durch eine Busverbindung. Gesamtlänge etwa 30 Kilometer, mit acht Stunden Gehzeit muss gerechnet werden.