Hilpoltstein
Menschliche Nähe am Ende des Lebens

Neuer Ausbildungskurs für Hospizbegleiter beginnt im Oktober – Ehrenamtliche Helfer erzählen

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Hilpoltstein (HK) Zeit schenken. Nähe geben. Zuhören. In den letzten Stunden des Lebens ist das wohl wichtiger denn je zuvor. Genau das können Hospizbegleiter todkranken Menschen auf ihrem letzten Weg geben. Im Herbst beginnt ein neuer Kurs für Hospizbegleiter, der allen Interessierten offen steht.

Zwei, die sich diesem Ehrenamt bereits verschrieben haben, sind Elisabeth Semmler (66) aus Laibstadt und Klaus Rettlinger (57) aus Freystadt. Bei Elisabeth Semmler hat die familiäre Situation den Ausschlag gegeben. „In den letzten 15 Jahren habe ich verschiedene Familienangehörige daheim begleitet“, erzählt die frühere Sozialpädagogin. „Sie sind bei mir im Haus verstorben.“ Was für andere vielleicht schrecklich klingen mag, war für sie eine positive Erfahrung. Es sei ja nichts Schlimmes, wenn man nach einem erfüllten Leben friedlich einschlafe.

Der Polizist Klaus Rettlinger ist durch einen Kollegen auf die Ausbildung aufmerksam geworden, das Thema habe ihn lange beschäftigt. Mit dem Ruhestand in einigen Jahren vor Augen hat er sich zum Hospizbegleiter ausbilden lassen, um eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. „Ich will den Menschen helfen, damit sie nicht alleine den letzten Weg gehen müssen.“ Als Polizist ist ihm das Thema Tod und Sterben nicht unbekannt. „Es ist nicht so einfach, Angehörigen eine Todesnachricht zu überbringen“, erzählt Klaus Rettlinger.

Die nächste Ausbildung zum Hospizbegleiter beginnt am 16. Oktober im Rother Gesundheitszentrum und erstreckt sich über insgesamt fünf Wochenenden. Nach dem Seminar können die Hospizbegleiter entweder Sterbende zu Hause begleiten, sind also deren fester Ansprechpartner. Andere wiederum besuchen Patienten auf der Palliativstation der Kreisklinik Roth – wie Elisabeth Semmler und Klaus Rettlinger.

Bei ihrer Ausbildung beschäftigen sich die künftigen Hospizbegleiter mit Krisen und Trauer, mit ihrer Motivation sowie eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben sowie rechtlichen Grundlagen, wo auch die Diskussion um die aktive und passive Sterbehilfe eine Rolle spielt. Zudem gilt es, ein 20-stündiges Besuchspraktikum in einem Seniorenheim abzuleisten. Viele Menschen machen die Ausbildung auch nur für sich, ohne später ehrenamtlich tätig zu werden, weiß Elisabeth Semmler. „Sie empfinden das einfach als große Bereicherung für ihr Leben.“

Elisabeth Semmler und Klaus Rettlinger hingegen opfern jede Woche ein paar Stunden ihrer Zeit und besuchen schwer kranke Menschen auf der Palliativstation der Kreisklinik. Manche von ihnen sterben dort, andere kehren nach Hause zurück, weil es ihnen wieder besser geht.

Wenn Elisabeth Semmler auf die Palliativstation kommt, weiß sie nie, was sie erwartet. Aber sie ist offen für Gespräche, hört zu oder sitzt einfach schweigend am Bett und hält die Hand der Patienten. Nicht jeder habe das Bedürfnis, mit ihr zu sprechen. Aber auch das sei natürlich in Ordnung. Bei den Gesprächen mit den Sterbenden stehe oft deren Biografie im Mittelpunkt, „gerade bei der Generation, die noch Krieg und Vertreibung erlebt hat“, erzählt Semmler. Viele nutzten auch die Gelegenheit, über ihre Kinder und Enkel zu sprechen, ihre Hobbys und Urlaubsfahrten. „Sie machen eine Art Lebensreise.“

Manchmal gehe es auch um den Glauben oder den Sinn des Lebens und Sterbens. Da haben die beiden nicht immer Antworten parat. „Das muss man dann aber auch sagen und darf nicht mit Floskeln beruhigen“, ist Semmler überzeugt. Und Rettlinger nutzt die Gelegenheit, um mit den Patienten intensiv ins Gespräch zu kommen. Der Tod ist Teil des Lebens, sagen die beiden Hospizbegleiter. „Das sollte man akzeptieren und nicht von sich schieben.“