Nato-Partner üben Hand in Hand

28.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:04 Uhr

Internationale Mischung: MILENG-Chef Oberst Otto Radlmeier (Mitte) mit Ausbildern und Teilnehmern des gegenwärtigen Lehrgangs und Übungsmaterial in einer Halle der Kaserne Münchsmünster.

Ingolstadt/Münchsmünster (PK) Internationale Einsätze erfordern internationale Ausbildung: In der Kaserne Münchsmünster läuft gerade wieder ein Lehrgang mit Teilnehmern aus mehreren Nato-Ländern. Das federführende MILENG COE aus der Ingolstädter Pionierkaserne ist gerade ein Jahr alt geworden.

COE – dieses Kürzel steht für Centre of Excellence, MILENG für Military Engineering. Beides zusammengenommen ist die Bezeichnung für ein kleines, aber durchaus bedeutendes Ausbildungs- und Fortbildungszentrum, das das westliche Bündnis zum Erfahrungsaustausch und zur Angleichung der Standards der Pioniertruppen von inzwischen 15 Mitgliedstaaten unterhält (oben das Wappen, das neben der stilisierten Pionierbrücke den Nato-Stern und den Ingolstädter Panther zeigt).

Als MILENG COE im März 2009 in Ingolstadt in Dienst gestellt wurde, war dies eine zusätzliche internationale Aufwertung des Bundeswehrstandortes. Doch Deutschland ist bei dieser Nato-Stelle zwar Gastgeber, aber keinesfalls vorherrschende und bestimmende Nation. Oberst Otto Radlmeier, vormals stellvertretender Chef der Pionierschule und jetzt Leiter der Ingolstädter Nato-Einrichtung, ist fachlich vor allem dem Bündnis und den 15 beteiligten Ländern verantwortlich.

Weil die internationalen Militäreinsätze – allen voran die viel diskutierte, Nato-geführte Mission in Afghanistan – zu immer engerer Kooperation zwingen, sind Abstimmungen in Ausrüstungs-, Ausbildungs- und taktischen Einsatzfragen wichtiger denn je. MILENG ist auch nur eines von einem guten Dutzend ähnlicher Centres of Excellence, die in ganz unterschiedlichen militärischen Bereichen agieren und über die Nato-Staaten verteilt sind. Immerhin drei Schulungsstätten liegen aber in Deutschland.

In den Lehrsälen in Ingolstadt und auf den Übungsplätzen im Umland, insbesondere aber in der Kaserne Münchsmünster, wurden seit der Gründung von MILENG vor einem Jahr zehn Lehrgänge mit insgesamt 160 Teilnehmern aus 13 Nationen absolviert. Derzeit läuft ein Fortbildungskurs für Unteroffiziere und Offiziere auf Zugebene, an dem vier Niederländer, zwei Tschechen, zwei Belgier und ein Franzose teilnehmen. Zwei Kanadier und ein Grieche, die ebenfalls angemeldet waren, mussten wegen der Flugausfälle über Europa kurzfristig absagen.

Vermittelt wird diesen Soldaten in Münchsmünster derzeit das Verhalten bei der Erkundung und Einnahme von unbekannten Gebäuden. Solche Situationen kommen bei Auslandseinsätzen immer wieder vor, in umkämpften Gebieten drohen dabei Überraschungen durch Sprengfallen oder Hinterhalte. MILENG zeigt hier, welche Taktiken und Einsatzmittel besonders hilfreich sind.

Die komplette Kommunikation läuft auf Englisch, und im Miteinander geben sich die Teilnehmer gegenseitig Tipps und Hinweise auf die gängige Praxis in den jeweiligen eigenen Streitkräften. Letztlich soll jeder Absolvent wissen, wie in der Zusammenarbeit mit anderen Nato-Verbänden die größte Effizienz erzielt werden kann, welche Stärken und sicher mitunter auch Schwächen bei einzelnen Einheiten von Verbündeten bei Ausbildung und Gerätschaften zu erwarten sind. Entsprechende Lehrgänge für höhere Offiziere sollen diese in die Lage versetzen, bei Führungsaufgaben in internationalen Verbänden die Stärken einzelner nationaler Einheiten zu nutzen und etwaige Schwachpunkte möglichst zu umschiffen.

Oberst Radlmeier sieht seine kleine Ausbildungseinheit (die Sollstärke von 38 Mann wird erst allmählich erreicht) als wichtige Drehscheibe für den Erfahrungsaustausch der Nato-Pioniertruppen. Die Lehrgangsteilnehmer sollen – ebenso wie die Ausbilder nach ihrer im Schnitt zwei- bis dreijährigen Verwendung bei MILENG – als Multiplikatoren in ihren nationalen Armeen dienen. Die MILENG-Führung arbeitet indessen aufgrund der in der Praxis gewonnenen Erfahrungen an der generellen Anpassung der Pionierausbildung im gesamten Nato-Bereich und berichtet direkt den vorgesetzten Stellen im Bündnis.

Übrigens können nicht nur die Armeen der Nato-Partner ihr Pionier-Führungspersonal in Ingolstadt weiterbilden lassen, sondern auch die Streitkräfte kooperierender Staaten, vor allem aus Europa. So sind zum Beispiel auch Unteroffiziere und Offiziere aus Österreich, der Schweiz und aus Finnland gern gesehene Gäste. Otto Radlmeier hat festgestellt, dass diese Internationalität dem Bundeswehrstandort Ingolstadt, der ja auch durch die Pionierschule aufgewertet worden ist, sehr gut bekommt. Ebenso wie die Lehrgangsteilnehmer der Schule seien die Gäste von MILENG auch ein Wirtschaftsfaktor für Stadt und Umland. Und: "Sie machen Ingolstadt und die Region international noch mehr bekannt."