Ingolstadt
Napoleon kann wiederkommen

Am Neuen Schloss wird am Anbau eines Aufzugs für die Landesausstellung 2015 gearbeitet

18.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:56 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die Bayerische Landesausstellung 2015 wirft ihre Schatten voraus: Wenn Napoleon wieder in die Schanz einzieht (einmal hat er schon hier übernachtet), soll der Zugang zum Neuen Schloss auch barrierefrei möglich sein. Mit den Bauarbeiten für einen Lift wurde jetzt begonnen.

Der hintere Zugang zum Schloss ist eigentlich viel interessanter als der über den Paradeplatz oder neben dem Schlosskeller. Nur kennt den fast keiner. Bis dato ist nämlich das Tor an der Ecke Schlosslände/Rossmühlstraße normalerweise verschlossen. Doch wenn Menschen mit Behinderungen 2015 die Landesausstellung „Napoleon in Bayern“ besuchen wollen, werden sie durch diesen Eingang einen Parkplatz und einen barrierefreien Zugang zur Ausstellung erhalten. Und ganz en passant in einem offenen Schuppen alte, schon leicht angerostete Panzertürme und eine durchaus imposante Küstenartillerie erblicken. „Das wird auch so bleiben“, sagt Museumsdirektor Ansgar Reiß.

Im März 2011 wurde bekannt, dass die Schanz Schauplatz der Landesausstellung 2015 werden soll. Mehrere hundert Objekte (darunter auch viele aus dem Armeemuseum) erläutern die napoleonische Ära in Bayern. Der Kaiser der Franzosen hat am 18. April 1806 in Ingolstadt Station gemacht und war vom Kreuztor ins Neue Schloss gezogen, wo er auch übernachtete, ehe er nach Vohburg weiterritt. Anlass für die Ausstellung in Ingolstadt ist der 200. Jahrestag des Wiener Kongresses.
 

„Der Haupteingang zur Landesausstellung ist natürlich vorne über den Paradeplatz“, betont Reiß. Da der Schlosshof autofrei bleiben soll und vorne ein Eingang für Menschen mit Behinderungen schwer zu verwirklichen gewesen wäre, entschied man sich für den Zugang von hinten. Nach „einem aufwendigen und intensiven Planungsprozess“, in den neben Architekten, Betroffenen, Feuerwehr und Fachleuten natürlich auch der Denkmalschutz einbezogen wurde, konnte jetzt mit den Bauarbeiten für die barrierefreie Erschließung des massiven spätgotischen Baus begonnen werden.

Mitbürger mit Behinderungen werden ihre Autos auf dem noch zu schaffenden Parkplatz zwischen der Schlossmauer an der Rossmühlstraße und dem Schloss abstellen können. Von dort aus führt dann ein ebener Weg zum geplanten Lift. „Die Anlage wird in dem relativ schmalen Zwischenraum zwischen dem Verwaltungstrakt und dem Palas gebaut, wo heute das Museum ist“, so Reiß. Der Übergang zur Statthalterei am Feldkirchner Tor, der nach seinen Worten in den 60er oder 70er Jahren errichtet wurde, wird dafür entfernt.

„Der Lift wird eine Art Turm“, beschreibt Reiß das spätere Aussehen. Die Anlage wird allerdings nur in die Besucherbereiche führen, das Depot ganz oben wird ausgespart. Die zum Teil nicht mehr sichtbaren früheren Fenster werden vergrößert und als Durchgänge vom Lift zu den Ausstellungsräumen verwendet. Wie Reiß betont, seien die Planer „mit großer Sorgfalt und Respekt“ an diese schwierige Aufgabe an einem der Ingolstädter Wahrzeichen herangegangen, wobei selbstverständlich alles mit den Denkmalschützern abgesprochen worden sei. Der Aufzug selber wird vom Schlosshof aus nicht und von der Rückseite aus nur als ein schmales Band zu sehen sein. Die Kosten für den Lift beziffert Reiß auf rund 2,8 Millionen Euro. Darüber hinaus müssen natürlich im Inneren noch Rampen sowie Toilettenanlagen installiert werden, die im Erdgeschoss ihren Platz finden sollen.

Die Bauarbeiten machen es nötig, einige Ausstellungsräume schon jetzt zu schließen. Ab Anfang September wird dann das Armeemuseum seine Pforten für Besucher endgültig schließen. Geöffnet wird dann wieder Ende April 2015, wenn Napoleon bis Ende Oktober zum zweiten Mal in Ingolstadt Station macht. Die Barrierefreiheit ist aber nur der erste Schritt. Reiß ist zuversichtlich, dass nach der Landesausstellung die Werkstätten renoviert werden können, die von der Donauseite aus ziemlich hässlich aussehen. Der dritte Schritt wäre dann die Sanierung des Zeughauses als ein Gebäude für Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie. Eines ist für Reiß aber klar: „Der Charme soll erhalten bleiben.“