Schrobenhausen
Nachwuchs erwünscht

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (20): Alexander Aschenbrenner

17.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:40 Uhr
Ein starker Klubchef: Alexander Aschenbrenner. −Foto: aax

Schrobenhausen - Josef Schnell, Erich Witetschek, Michael Fleischmann, Martin Eberle, Max Liller, Michael Brem und Konrad Schwarzbauer - was waren das einst für Heroen.

 

Als Deutsche Mannschaftsmeister 1959 im Gewichtheben werden sie definitiv auf ewig einen festen Platz in der Schrobenhausener Sportgeschichte einnehmen, während ihre Sportart in ihrer Heimatstadt mittlerweile ein bisschen in einen Dornröschenschlaf verfallen ist. Lediglich Alexander Aschenbrenner, der Klubchef des AC Olympia höchstpersönlich, hält die Fahne seines Vereins noch hoch, wenn es um offizielle Teampunkte geht. Nur er bildete zuletzt den Schrobenhausener Part in der Hebergemeinschaft mit Ingolstadt, die in der Bezirksliga Oberbayern aktiv ist.

"Es gibt nichts zu beschönigen, wer haben aktuell akute Nachwuchsprobleme", erklärt der 42-Jährige. Und das in Zeiten, in denen "Fitnesstempel" allerorts wie Pilze aus dem Boden schießen? In denen das "Pumpen" längst salonfähig geworden ist? "Das Problem ist wohl, dass man beim Gewichtheben an sich wirklich etwas leisten muss. Und um es einmal böse auszudrücken: Viele sind momentan schlichtweg zu faul, um genau das zu tun", glaubt Aschenbrenner.

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Dabei sei an der langläufigen Meinung, dass man für seine Sportart "nur" ausgesprochen stark sein muss, überhaupt nichts dran. "Eine hervorragende Technik sowie eine gute Beweglichkeit sind mindestens genauso wichtig", berichtet der ACO-Klubchef: "Wobei es bei den Meisten vor allem an Letzterem scheitert. Zum Beispiel Kniebeugen muss man bei uns schon gut beherrschen, ansonsten dürfe es im Endeffekt wohl nichts werden. "

Andererseits sei es eben auch bereits mit 60 Kilogramm Körpergewicht locker möglich, ein ausgezeichneter Gewichtheber zu werden. "Man muss nur Lust dazu haben und sich zudem ein Stück weit quälen wollen", ergänzt Aschenbrenner. Übungen hierfür gebe es genug, sei es mit Lang- oder Kurzhanteln. Wer also glaube, Training beim AC Olympia könnte mitunter eintönig sein, der täusche sich gewaltig.

Nur momentan ist auch bei den Schrobenhausener Kraftsportlern alles zu - bedingt durch die Corona-Krise. Im Fitnessraum ebenso wie im Nebenraum der Dreifachsporthalle heißt es also: Nichts geht, die Türen sind verschlossen. Zumindest ein kleiner Trost für Aschenbrenner persönlich: Die offizielle Bezirksligasaison mit der Hebergemeinschaft IN/ SOB konnte er schon noch komplett abschließen, am Ende gab es sogar den Gewinn des Vizemeistertitels zu bejubeln.

"Trotzdem ist's schade, dass unser Vereinsleben zurzeit komplett ruht. Selbst unsere 125-Jahr-Feier, die wir für den 2. Mai geplant hatten, mussten wir mittlerweile wegen der aktuellen Ausgangsbeschränkungen absagen", erzählt der Klubboss. Aber aufgeschoben sei nicht aufgehoben, im Herbst soll ein zweiter Versuch in diese Richtung gestartet werden. "Und falls uns die Jubiläumsfeier auch dann noch nicht erlaubt wird, dann verschieben wir sie eben ins nächste Jahr. Komplett ausfallen soll sie jedenfalls nicht", verspricht Aschenbrenner.

In Sachen Wettkämpfe ist nun ebenfalls Pause, erst im Oktober wird es hiermit wieder losgehen - womöglich mit dem ACO-Chef erneut als einzigen Aktiven seines Vereins in der Bezirksliga Oberbayern. Dementsprechend arbeitet er auch jetzt, mitten im April, fleißig an seiner Fitness weiter - nämlich zu Hause, im heimischen Keller in Sandizell. Durch die Gegend joggen, also zahlreiche Kilometer möglichst schnell zu Fuß zurücklegen - das befinde sich hingegen weniger auf dem Trainingsplan eines Gewichthebers, wie Aschenbrenner schmunzelnd bestätigt.

Dass sich ein Großteil der Schrobenhausener Kraftdreikämpfer mittlerweile abgespalten und in Gachenbach einen neuen Verein gegründet hat - darauf möchte der ACO-Vorsitzende nicht groß eingehen. "Ein paar Kraftdreikämpfer haben wir ja trotzdem noch in unseren Reihen", sagt er dann doch. Dominic Wetekam sei beispielsweise einer davon, er wäre am 14. März sogar bei den Deutschen Meisterschaften im oberfränkischen Forchheim gestartet - wenn die Corona-Krise nicht schon da dem Ganzen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Grundsätzlich gilt: Es geht beim AC Olympia definitiv irgendwie weiter. Wobei neue Nachwuchskräfte schon sehr wünschenswert für den Traditionsklub wären - Deutscher Mannschaftsmeistertitel 1959 hin oder her.

SZ

Roland Kaufmann