Babys sterben im Krankenhaus, weil der Strom ausfällt. Es drohen schwere Epidemien. Das berichten Helfer aus dem Katastrophengebiet in Mosambik. Jetzt will auch das US-Militär helfen.
Es kommt täglich mehr Hilfe nach Mosambik, aber auch das Ausmaß der humanitären Katastrophe wird immer deutlicher.
In den überschwemmten Gebieten im Zentrum des Landes im südlichen Afrika steigt Helfern zufolge die Angst vor dem Ausbruch schwerer Durchfallerkrankungen wie Cholera und Typhus. Um die vom Zyklon „Idai“ verursachte Notlage zu bewältigen, wird nun auch das US-Militär die Helfer in Mosambik unterstützen. Zudem kündigten am Montag Organisationen wie die Welthungerhilfe, das Rote Kreuz und Ärzte ohne Grenzen einen weiteren Ausbau ihrer Hilfseinsätze an.
Die US-Streitkräfte stellten auf Anfrage der US-Entwicklungsbehörde (USAID) und in Absprache mit Mosambik Hilfe bereit, teilte das US-Oberkommando für Afrika (Africom) mit. Während die genauen Bedürfnisse noch bewertet würden, bringe das Militär bereits Einsatzmittel - vermutlich zunächst Schiffe und Hubschrauber - in Stellung. Die USA seien „bereit, dabei zu helfen, Leben zu retten und die Not mit zeitnaher und bedeutender Unterstützung“ zu lindern.
Der Einsatz des US-Militärs mit seinen immensen Ressourcen könnte den Hilfseinsatz deutlich beschleunigen. Bislang beteiligten sich daran neben örtlichen Kräften das indische Militär mit drei Schiffen sowie die südafrikanischen Streitkräfte mit mehreren Hubschraubern.
Am 15. März hatte der schwere Tropensturm weite Teile von Mosambik, Malawi und Simbabwe verwüstet und mit heftigen Regenfällen vor allem in Mosambik weite Landstriche unter Wasser gesetzt. Rund 700 Menschen sind nach Regierungsangaben ums Leben gekommen - die tatsächliche Zahl dürfte Helfern zufolge jedoch deutlich höher liegen. Hilfsorganisationen sprechen von einer großen humanitären Krise. Nach UN-Schätzungen sind rund drei Millionen Menschen betroffen. Allein in Mosambik sollen rund 500 000 Menschen obdachlos geworden sein.
„Das gesamte Ausmaß der Zerstörung wird tatsächlich erst nach und nach sichtbar“, erklärte Jennifer Bose von der Hilfsorganisation Care in Beira. Care hilft den Menschen demnach unter anderem mit Zelten, Seife und Tabletten zur Reinigung von Trinkwasser. „Viele Menschen sind extrem erschöpft. Sie warten schon seit Tagen auf Hilfsgüter.“
Viele Orte in Mosambik sind wegen der Überschwemmungen nach wie vor nur per Boot oder aus der Luft erreichbar. In der Großstadt Beira gab es weiterhin keinen Strom. Ein Notfallteam des Roten Kreuzes kam am Montag in Beira an und sollte sauberes Wasser für bis zu 20 000 Menschen produzieren. Zwei Feldlazarette sollten in Kürze folgen. Nun seien Geschwindigkeit und Qualität der Hilfe entscheidend, „um das Risiko von Ausbrüchen von Krankheiten wie Cholera zu vermeiden, die über Wasser übertragen werden“, sagte der Generalsekretär der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Elhadj As Sy.
Im Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Montag, es gebe infolge des Zyklons bislang keine bekannten Notfallmeldungen Deutscher.
Helfer machten sich unterdessen Sorgen über die Tausenden Kinder, die wegen des Sturms ihre Eltern verloren haben oder von ihren Familien getrennt wurden. „Wir müssen jetzt sehr schnell handeln, damit diese Kinder nicht in die Hände von Menschenhändlern fallen oder Opfer von sexueller Gewalt oder Frühverheiratung werden“, teilte Claire Rogers, die Chefin von World Vision Australien, in Beira mit. Die Not sei groß. Babys, die im Krankenhaus in Beira behandelt wurden, starben, als der Strom für ihre Pflege ausging, wie Rogers schilderte. Das Krankenhaus wird mit Hilfe von Generatoren mit Strom versorgt.
In Mosambiks Nachbarland Simbabwe stieg die Zahl der Todesopfer infolge des Sturms laut Regierung inzwischen auf 259. Allerdings gab die Regierung eine Entwarnung: Ein Staudamm im Bezirk Chimanimani, der zu brechen drohte, wurde nun für sicher erklärt. Zuvor hatten die Behörden Tausende Menschen stromabwärts zur Evakuierung aufgefordert.
dpa
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