Ingolstadt
Nach dem reinigenden Gewitter

Morgen beschließt die SPD ihre Stadtratsliste - Mit Bechstädts Rückzug scheint der obligatorische Streit ausgestanden zu sein

24.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:26 Uhr
Ein Bild aus einer damals fast noch heilen Welt: Die SPD um den Kreisvorsitzenden Christian De Lapuente (2. v. r.) gratuliert Robert Bechstädt im Juli 2018 zum 60. Geburtstag. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Die SPD hat gute Aussichten, die Delegiertenkonferenz zur Aufstellung der Stadtratsliste morgen Abend ohne größere Verwerfungen über die Bühne zu bringen.

Denn ihren üblichen, offen ausgetragenen Streit haben die Sozialdemokraten bereits hinter sich: Stadtrat Robert Bechstädt hat am Dienstag, wie gemeldet, frustriert die Kandidatur auf der SPD-Liste ganz aufgekündigt. Ob er noch bei einem politischen Konkurrenten sein Glück versuchen will, blieb gestern zunächst offen.

"Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", erwiderte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins West auf eine entsprechende DK-Anfrage. Bechstädt hatte bereits vor der internen Sitzung des Parteirats am Dienstag - was die Stimmung im Führungskreis nicht gerade verbesserte - in einer ausführlichen Mitteilung an die Medien seinem ganzen Ärger über die vorgesehene Platzierung auf der Kandidatenliste Luft gemacht. Platz 19 als Spitzenkandidat seines Ortsvereins sei "Ausdruck mangelnder Wertschätzung" und "nicht hinnehmbar". Für einen "nicht nur sehr aktiven, sondern auch äußerst ideenreichen Stadtrat", so heißt es in der Erklärung Bechstädts weiter, sei die Kandidatur auf Rang 19 auch "eine Frage der Selbstachtung".

Von dieser hinteren Position aus sind die Chancen, wieder ein Stadtratsmandat zu bekommen, angesichts des allgemeinen SPD-Tiefs minimal. Denn die zehn Sitze wie nach der Kommunalwahl von 2014 dürfte die nächste Stadtratsfraktion kaum mehr erreichen, wie Bechstädt wohl auch bewusst ist. Alle amtierenden Stadträte (außer Abwanderer Thomas Thöne) kandieren erneut, zudem ist OB-Kandidat und Listenführer Christian Scharpf der Einzug so gut wie sicher. (Ex-) Kandidat Bechstädt zitiert abschließend sogar SPD-Legende Herbert Wehner, wonach "die Keimzelle der Partei immer noch der Ortsverein und niemand anders" sei. Der Dünzlauer wäre nicht der erste Sozialdemokrat, der aus Frust auch gleich seinen Parteiaustritt erklären würde. "Ich bin überzeugter Sozialdemokrat", sagte er gestern zum DK, "die Frage ist nur, ob diese Achim-Werner-SPD noch meine SPD ist. " Doch aktuell wolle er "das alles erst ruhen lassen".

Auch über eine Kontaktaufnahme mit der UDI-Führung wegen eines möglichen Wechsels - das jüngste Gerücht in all den Listenkämpfen - habe er bisher nicht nachgedacht, versichert Bechstädt. Von UDI-Bürgermeister Sepp Mißlbeck kommt eine gleichlautende Auskunft: "Ich habe mit ihm darüber noch nicht gesprochen. " Ohnehin war Mißlbeck gestern schon ganz auf seinen Kammerspiel-Auftritt in der heutigen Stadtratssitzung fixiert.

SPD-Kreischef Christian De Lapuente widerspricht entschieden dem von Bechstädt erweckten Eindruck, dass der Westen bei den SPD-Listenplätzen benachteiligt werde. "Ganz im Gegenteil. " Auch wenn Anton Böhm und Achim Werner mit Rang 15 und 13 nicht ganz vorne platziert seien, würden beide als sehr bekannte Stadträte wohl erfahrungsgemäß nach vorne gewählt. "Das eine ist die Liste - das andere sind die Wahlen. "

Außer der Personalie Bechstädt und der adäquaten Vertretung des Ortsvereins West bot der Listenplatz 5 am Dienstag im Parteirat noch Gesprächsstoff. Der vielversprechende Nachwuchsmann Quirin Witty aus dem Süden hatte angeboten, freiwillig ein Stück nach hinten zu rücken. Doch das Gremium beließ es bei diesem aussichtsreichen Platz für die Jugend. Morgen ab 18 Uhr im Gewerkschaftshaus soll das Kapitel SPD-Stadtratsliste endgültig abgeschlossen werden.