Ingolstadt
Mutlos, kampflos, aber nicht hoffnungslos

18.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:08 Uhr

Die endgültige Entscheidung: Der eingewechselte Leonhard Haas (Zweiter von links) kommt in der 83. Minute frei stehend vor dem Ingolstädter Torhüter Sascha Kirchstein zum Schuss - es steht 2:0 für Fürth. - Foto: fishing4

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt wartet in der 2. Bundesliga weiter auf den großen Wurf. Auch im Derby am Freitagabend gegen die favorisierte SpVgg Greuther Fürth mussten die Schanzer eine verdiente 0:2 (0:1)-Niederlage einstecken.

Die Reaktionen fielen entsprechend aus. Während die rund 800 Fürther Fans unter den 7249 Zuschauern ihr Team feierten, quittierten die lange geduldigen FC-Anhänger die Vorstellung am Ende doch mit einigen Pfiffen. "Wir sind enttäuscht, weil wir verdient verloren haben", gestand dann auch FC-Trainer Benno Möhlmann ein. "Wir haben mutlos angefangen, mit zu wenig Bewegung und Engagement. Nach dem Rückstand waren wir etwas entschlossener, aber im Strafraum agierten wir überhastet und hektisch und haben den Abschluss verschenkt", analysierte Möhlmann weiter.

Dabei zeigte sich der 56-Jährige zunächst gegen seinen Ex-Klub mutig. Erstmals stellte der Fußballlehrer mit Edson Buddle und Marko Futacs zwei echte Sturmspitzen auf und ließ Kapitän Stefan Leitl für den verletzen Andreas Buchner auf der Außenposition spielen. Möhlmann begegnete der besten Abwehr der Liga (18 Gegentore in 23 Spielen) also mit geballter Offensivkraft.

Allerdings zeigte sich diese nur auf dem Papier und nicht auf dem Platz. Denn die Ingolstädter schafften es nicht, die beiden Spitzen in Szene zu setzen. Vielmehr bewegte sich das Geschehen eine Viertelstunde lang ausschließlich zwischen den beiden Strafräumen, ehe die Gäste dann blitzschnell zuschlugen. Sercan Sararer startete an der Mittellinie ein Solo, durfte ungestört an Andreas Görlitz, Marino Biliskov, Marvin Matip und Malte Metzelder vorbeilaufen und das Leder zum 1:0 in den rechten Winkel schlenzen (15.).

Danach bäumten sich die Ingolstädter auf. Mit langen Bällen auf den kopfballstarken Futacs und den dieses Mal nicht so wirkungsvollen Buddle versuchten sie in Tornähe zu kommen, doch richtig gefährlich wurde es nicht. Buddle brachte keinen Druck hinter seinen Kopfball (33.), Futacs scheiterte an Torwart Alexander Walke (35.) und Leitl traf nur das Außennetz (37.). Insgesamt präsentierte sich der Tabellen-17. aber zu behäbig, während die Fürther immer wieder leichtfüßig das Mittelfeld überquerten und zielstrebiger wirkten. Torwart Sascha Kirschstein bewahrte bei einem Schuss von Bernd Nehrig sein Team kurz vor der Pause jedoch vor einem höheren Rückstand.

Nach dem Seitenwechsel konnte der FC 04 auch nicht mehr zulegen. Lediglich Futacs hatte in der 64. Minute noch eine Chance, als er Mergim Mavraj aussteigen ließ, aber nicht am herausstürzenden Walke vorbeikam – die beste Möglichkeit zum Ausgleich war dahin. "Es gab zu viele Missverständnisse und Fehler, wir vermittelten nicht den Eindruck, dass wir die Partie noch drehen könnten", meinte Möhlmann, der Buddle und Futacs gleichzeitig vom Feld nahm und mit Moritz Hartmann, Sebastian Zielinsky und später noch Moise Bambara frische Kräfte brachte und einige Umstellungen vornahm. Die positive Wirkung blieb jedoch aus. Vielmehr verlor Zielinsky in der 83. Minute den Ball, und Fürth nutzte den schnellen Konter über Sararer zum 0:2. Der Spanier bediente den völlig frei stehenden Leo Haas, der flach einschoss.

"Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, weil es uns erlaubt, weiter oben dranzubleiben", resümierte SpVgg-Trainer Mike Büskens, kritisierte aber die Leistung seines Teams. "Nach dem 1:0 haben wir uns zu weit zurückfallen lassen und danach die Konter nicht gut ausgespielt."

Die Sorgen seines Kollegen hätte Möhlmann wohl gerne. Für ihn geht es nun in die Woche der Wahrheit mit dem Spiel am nächsten Sonntag beim Karlsruher SC. "Da müssen wir mehr Willen und Zweikampfhärte zeigen", meinte Möhlmann und machte auf Optimismus. "Das Positive ist, dass wir noch nicht abgestiegen sind."