Ingolstadt
Musikalisches Ritual zum Jahreswechsel

Rad Gumbo spielt in der ausverkauften Neuen Welt und bietet - alle Jahre wieder - etwas Neues

03.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:32 Uhr
Heimspiel mit Tradition: Robert "Dackel" Hirmer trat mit seinen Bandkollegen von Rad Gumbo in der Neuen Welt auf. −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Es gibt Rituale, die gehören einfach mit dazu, wenn das alte Jahr sich neigt und ein neues beginnt.

"Dinner For One", dessen Text mittlerweile eine ganze Nation synchron mitsprechen kann, Neujahrsansprachen, denen keiner wirklich zuhört, das Neujahrskonzert aus Wien im Fernsehen und unsäglich dumme Silvesterpartys mit Hopps- und Mitklatsch-Krach auf nahezu allen TV-Kanälen.

Und natürlich - seit Jahren unverzichtbar - die Herren Robert "Dackel" Hirmer, Erwin Schmidl und Gerhard Spreng auf der Bühne der Ingolstädter Neuen Welt. Ob als The Gunmen oder, wie in diesem Jahr, als Rad Gumbo ist eigentlich egal, Hauptsache sie geben mal wieder ein Heimspiel in der Neuen Welt, Hauptsache, die konzertlose Zeit nach all den Feiertagen ist wieder vorbei, man hört wieder mal deren sturmerprobte Mischung aus Zydeco, TexMex und Louisiana Swamp Music und kann zumindest akustisch das Flair von New Orleans aufsaugen, während draußen mitteleuropäischer Winter herrscht. Dass die Neue Welt - wie in all den Jahren zuvor - folglich also ausverkauft ist, versteht sich von selbst.

Sogar das Resümee ähnelt dem der vergangenen Jahre. Am Ende ist jeder glücklich. Das Publikum, weil es genau spürt, dass hier zwar durchaus auch wie anderswo gute Laune verkauft wird, aber eben mit in musikalischer Hinsicht höchst originellen Mitteln, handwerklichem Know How und künstlerischer Reife, und die Band, weil das Publikum sie genau dafür liebt.

Hinter dieser Musik steckt nicht nur echte Leidenschaft - man höre sich nur die Version von John Lee Hookers "Crawling King Snake" an - , sondern zudem auch nach all den Jahren ein noch immer vorhandener kreativer Drang, neben altgedienten Stücken wie "Pourquoi, Pourquoi" oder "The River Knows Your Name" eben auch neue zu setzen. Und so kommen etwa "Back-yard Baby" und "Swamp Ride" zu ihrem Bühnendebüt in der Neuen Welt und die Anwesenden in den Genuss, damit schon mal ein wenig in das für 2019 geplante neue Studioalbum der Band hineinzuhören. Bei dem - nach diesem ersten Eindruck zu urteilen - die Funk-Komponente à la New Orleans eine nicht unwesentliche Rolle spielen dürfte.

Nachdem sich die Band schließlich noch musikalisch bei Kris Kristofferson, John Lee Sanders, Bruce Springsteen und dem Ostbahn Kurti bedankt und als Schluss-Gag sogar vor Hans Albers verbeugt hat, ist auch dieser Abend Geschichte und man geht mit einem rundum guten Gefühl nach Hause. Und vermutlich mit dem Plan, auch im nächsten Jahr dem Ruf "Dackel" Hirmers und seiner Kollegen in die Neue Welt zu folgen. Nicht allein deswegen, weil es nun mal mit dazu gehört und des alljährlichen Rituals wegen, sondern weil es dabei auch immer wieder Neues zu entdecken gibt. Erstaunlicherweise tatsächlich alle Jahre wieder.

Karl Leitner