Raitbach
Musikalisches Kleinod restauriert

Harmonium der Kirche St. Erhard zählt zu den ältesten erhaltenen Exemplaren Süddeutschlands

06.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:09 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Eine Rarität ist das etwa 160 Jahre alte Harmonium aus der Raitbacher Kirche, das auf Initiative des promovierten Kirchenmusikers Otmar Heinz nun restauriert wurde. −Foto: Kollmeyer

Raitbach - Ein Harmonium steht als musikalisches Kleinod auf der Empore des Kirchleins von Raitbach. Und der promovierte Kirchenmusiker Otmar Heinz aus Puch hatte sich bei der Kirchenverwaltung mit viel Überzeugungskraft dafür eingesetzt, dass das Instrument aus der Zeit um Mitte des 19. Jahrhunderts restauriert wird.

Heinz, der als Organist in München tätig ist, hatte im Laufe der Jahre festgestellt, dass die Funktionsfähigkeit des Raitbacher Harmoniums immer mehr nachließ, Töne hakten oder erklangen gar nicht, wobei ein Harmonium meist recht stimmungskonstant ist - im Vergleich zu Klavieren zum Beispiel, die leicht auf Luftveränderungen reagieren und verstimmen.

Der Experte Otmar Heinz, der über das Thema Orgeln auch promoviert hatte, wurde früh auf den Fall aufmerksam: Er hatte sich auch mit den Kirchenorgeln im weiten Umkreis von Pfaffenhofen beschäftigt. Dabei stieß er in Raitbach, einem Ortsteil der Gemeinde Pörnbach, auf das im barocken Stil gehaltene Harmonium, das um 1860 von der Firma Leopold Sulzer in Stuttgart gebaut wurde und somit als eines der ältesten erhaltenen Exemplare im süddeutschen Raum gilt. Das Raitbacher Harmonium besitzt neben den 54 Tasten nur "ein Spiel", dazu links und rechts zwei Tasten für die Forteklappen, die die Töne lauter erklingen lassen, außerdem einen Tonschweller, der die Töne expressiver macht sowie eine Tremulanttaste, mit der die Tonfrequenz variiert werden kann.

Das Instrument wurde in Raitbach während der meist monatlich stattfindenden Gottesdienste verwendet, auch von Heinz gespielt und diente seinen Orgel-Schülerinnen als Einstiegsinstrument, die aber selbst auch bei Gottesdiensten spielten, sobald sie das Instrument beherrschen.

Die Renovierung des Harmoniums erfolgte innerhalb eines Monats durch die Orgelbaufirma Georg Weishaupt in Ellgau. Jetzt, wo das Harmonium wieder voll einsatzfähig ist, wird es am kommenden Montag beim Gottesdienst um 18.45 Uhr in der Filialkirche St. Erhard eingesetzt: Dr. Heinz wird spielen, aber den Gläubigen auch vieles aus der Geschichte dieses Harmoniums schildern.

Das Instrument

Ein Harmonium, das auch in vielen anderen kleinen Kirchen der Region zu finden ist, wenn Platz und Geld nicht für eine Orgel reichten, ist ein Tasteninstrument, dessen Töne mit Hilfe eines Blasebalgs erzeugt werden, der durch zwei Fußpedale die Luft über Stimmzungen leitet, diese öffnet und in Schwingungen versetzt. Interessant ist, dass Harmoniums Mitte des 18. Jahrhunderts in Europa gebaut und dass im Laufe der Jahrhunderte auch kleinere, leichter zu transportierende Instrumente entwickelt wurden, die so zum Beispiel von Missionaren auch in Indien eingesetzt und dort inzwischen zu nicht wegzudenkenden Instrumenten in der Volksmusik wurden. Neben Druckluftharmoniums entstanden später auch die Saugluftharmoniums, bei denen, wie der Name sagt, die Luft angesaugt wird, um Töne zu erzeugen.

wok

Wolfgang Kollmeyer