Eichstätt
Musikalische Zeitreise

Kinderkonzert des Sinfonieorchesters der Universität: Klassische Werke begeistern auch die Kleinsten

01.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:43 Uhr

Foto: Dagmar Kusche

Eichstätt (EK) Kaum einen freien Platz mehr gab es beim Kinderkonzert des Sinfonieorchesters der Katholischen Universität. Unter der Leitung von Uwe Sochaczewsky präsentierten die Musiker eine Konzertstunde mit Werken von Ludwig van Beethoven, Rolf Liebermann und Jean Sibelius.

"Maske anziehen, anschnallen, startklar und los geht´s!" - so erschallte die Ankündigung der Moderatorinnen Johanna Edinger und Alicia Schmidt am Sonntagnachmittag beim Kinderkonzert des Sinfonieorchesters der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) immer wieder. Die Aula verdunkelte sich gespenstisch, ein Projektor warf feuerwerksartig bunte Bälle an die Wand, nur die Lämpchen der Musiker an ihren Notenständern gaben ein wenig Licht. Trommelwirbel, das allmählich lauter werdende Tönen der Instrumente, ein grelles Aufblitzen der Zeitmaschine und aufsteigender Rauch - spannend gestalteten sich die musikalischen "Zeitreisen" für das von Licht und Ton gebannte Kinderpublikum, das das Geschehen auf der Bühne mit teilweise offenen Mündern verfolgte. Als sich die Aula wieder erhellte, waren junge wie ältere Zuhörer in einer neuen musikalischen Zeitepoche angekommen.

Drei Epochen mit herausragenden musikalischen Vertretern hatten Orchesterleiter Uwe Sochaczewsky und seine Musiker ausgewählt, um den Kindern einen ebenso ungezwungenen wie faszinierenden Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen. Mit Beethovens berühmter "Vierter" - dem Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur op. 58 - gelang es dem Orchester mühelos, die Kinder zutiefst zu beeindrucken. Denn in Satz zwei und auch drei ließ sich wunderbar demonstrieren, auf welch faszinierende Weise ein intensiver musikalischer Dialog zwischen allen Musikern stattfindet, insbesondere in Satz zwei, der von dem bekannten jungen Pianisten Gabiz Reichert leise und sanft eröffnet wurde, bevor sich das Orchester mit demselben Thema ins Geschehen einmischte - mit außergewöhnlicher Wirkung. Denn zwischen Klavier und Orchester entspann sich geradezu eine Unterhaltung, ein eindrucksvoller Dialog - für die beiden Konzertmoderatorinnen Motiv genug, die Kinder nach ihren Eindrücken zu fragen: "Das klingt so, als ob das Orchester wütend ist und das Klavier versucht, alles wieder gutzumachen!", sagte eine junge Zuhörerin.

Damit auch die Bewegung nicht zu kurz kam, wurde das junge Publikum im Wechsel aufgefordert, beim Orchester- oder Klavierspiel jeweils schnell aufzustehen und sich wieder zu setzen. Abwechslung brachte auch ein Interview mit dem jungen Pianisten Reichert, Student der Münchner Musikhochschule, der die Kinder nicht nur durch seine Spielfreude und Virtuosität beeindruckte, sondern auch von seinem Musikeralltag berichtete. Schmunzelnd erklärte er auf Nachfragen, dass es gar nicht so schwer ist, sechs bis acht Stunden am Tag Klavier zu üben: "Mathematisch gesehen kann ich doch jeden Tag acht Stunden schlafen, acht Stunden Klavier üben, dann habe ich immer noch acht Stunden zum Essen und für die Freizeit!"

Einen Sprung in das 20. Jahrhundert vollzog die musikalische "Zeitmaschine" dann mit dem Erklingen des 1947 von Rolf Liebermann uraufgeführten "Furioso", das kürzlich auch zur Eröffnung der neuen Hamburger Elbphilharmonie gespielt worden war. Die kompromisslose Wildheit dieses Stücks, das Rolf Liebermann einst international bekannt machte, zog die Kinder schon allein durch die Einsätze der Pauken und dem großartigen rhythmischen Orchesterspiel in ihren Bann.

Seinen Abschluss fand das Kinderkonzert in einer musikalischen Zeitreise nach Finnland. Eine an die Wand projizierte sommerliche Seenlandschaft versetzte das Publikum in die Welt des Komponisten Jean Sibelius (1865 bis 1957), der in seiner Karelia-Suite op. 11 seine ganze Begeisterung für die finnische Sommerlandschaft zum Ausdruck gebracht hatte. Ausgewählt hatte Orchesterleiter Sochaczewsky den dritten Satz "Alla Marcia", einen beschwingten, fröhlichen, ja festlichen marschähnlichen Satz, in dem alle Instrumentengruppen, allen voran die Streicher und die Blechbläser, noch einmal hervorragend ihr ganzes Können und ihre Tongewalt präsentieren konnten.

"Das war schön!", "Das war toll!" - so schallte es nach einem kraftvollen Finale von Sibelius´ Marsch dann auch begeistert aus vielen Kindermündern. Dies darf ganz sicher als großes und verdientes Lob für ein virtuoses Sinfonieorchester, ein wunderbar ausgewähltes Konzertprogramm, zwei talentierte und charmante Moderatorinnen und den geschickt in die außergewöhnliche Konzertstunde eingestreuten musikwissenschaftlichen "Lehrstoff" gewertet werden.