Pfaffenhofen
Musik verbindet an Ostern

10.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Michael Leopold. −Foto: Privat

Pfaffenhofen - Zahlreiche Musiker wollen sich an der alternativen Feier der Pfaffenhofener Kirchen beteiligen.

Die Pfaffenhofener Pfarr- und Kirchengemeinden rufen, wie berichtet, an diesem Sonntag zu einer alternativen Osterfeier auf, da wegen der Coronapandemie Gottesdienste nicht möglich sind. In der vergangenen Samstagausgabe haben wir bereits einige bekannte Musiker vorgestellt, die sich daran beteiligen möchten, es gibt aber noch viele weitere Musikbegeisterte, die die Aktion unterstützen.

Der evangelische Pfarrer Jürgen Arlt und sein katholischer Kollege  Albert Miorin haben die Menschen aufgerufen, die Osterfeierlichkeiten aus den Kirchen nach draußen zu tragen. „Um 11 Uhr“, so die beiden Seelsorger, „werden alle Glocken von unseren Kirchtürmen den Kampf mit der Totenstille aufnehmen und läuten, was geht, bis die Welt um uns herum in Schwung gerät.“ 

Dann schweigen die Glocken – und pünktlich um 11.10 Uhr sind alle eingeladen, die Osterhymne „Christ ist erstanden“ auf Instrumenten zu spielen, das Lied zu singen oder die Melodie zu summen. Das Stück steht im evangelischen Gesangbuch und im katholischen Gotteslob. „Es ist egal, ob die Tonart zusammenstimmt, wir alle den gleichen Rhythmus oder das gleiche Tempo haben“, erklären die Pfarrer. Wichtig sei, gegen die Depression, die Sorgen und Ängste, die Corona verbreite, anzusingen. 

Um 11.30 Uhr wird „Die Vaterunser-Glocke“ von den Kirchen zum gemeinsamen Gebet einladen – oder zum Schweigen und stillen Wünschen einer guten Zukunft. Die beiden Pfarrer werden dann den Ostersegen sprechen. Wichtig: Die Aktion ist keine Einladung, sich in der Öffentlichkeit zu versammeln, sondern um zu Hause mitzumachen. Die  Ausgangsbeschränkungen gelten selbstverständlich auch an den Osterfeieretagen.

"Genau, was wir jetzt brauchen"

Bettina Singer, ausgebildete Sopranistin und singender Adventsengel auf dem Pfaffenhofener Rathausbalkon, findet: „Diese Aktion ist genau das, was wir jetzt brauchen.“ Sie wird vermutlich über eine Lautsprecheranlage das Auferstehungslied auf dem heimischen Balkon singen, damit sie weit über Reichertshausen zu hören ist. Flankiert wird sie von ihrem Mann, ihren Töchtern sowie ihren Eltern, mit denen sie zusammenwohnt. „Der Papa fällt bestimmt mit ein“, freut sich die Sängerin, „der singt gern.“ Dennoch ist sie wehmütig: Regelmäßig habe sie in den vergangenen Jahren die Messe in der Osternacht besucht, „das wird mir schon sehr abgehen“.

Schon Summen bringt Stimmung

„Musik hat für mich etwas Doppeltes. Auf der einen Seite ist sie in der Therapie der sicherste Rückzugsort auf der Welt. Allein das Summen einer Melodie bringt mich in eine andere Stimmung“, sagt Pfarrer Jürgen Arlt, der gemeinsam mit Pfarrer Albert Miorin die Idee hatte, die Osterbotschaft ökumenisch und musikalisch in die Stadt zu tragen. Zugleich ziehe ihn ein Lied hinaus in die Welt, bringe ihn und andere in Bewegung, verbinde in Zeiten, in denen Abstand halten angesagt ist. „So passt in diesen unruhigen, aufgewühlten Zeiten Musik perfekt zur Osterbotschaft: Fürchtet euch nicht. Unser Glaube an Gott siegt über den Tod.“

Michael Leopold, Pfaffenhofener Kulturförderpreisträger und Schlagwerker bei den Münchener Philharmonikern, will mit einem Quartett im Garten spielen: „Ich mit der Trompete meines Opas, meine Frau an der Klarinette, dazu meine Eltern. Wahrscheinlich wird der Pa Sax spielen und die Mama Bassklarinette.“ Früher hat Leopold an Ostern meist bei den Messen in Scheyern auf die Pauke gehauen, die „Gottesdienste mit Musik, die Osterpredigt, das hat mich schon sehr angezogen“. In diesem Jahr wird es ruhiger, aber nicht minder fröhlich: „Wir feiern erstmals zu dritt“, verrät er, „mit unserer Tochter Anna Magdalena, die am 3. Januar geboren wurde.“

Klänge aus der Stadtpfarrkirche

„Ich werde bei weit geöffneten Kirchenportalen eine halbe Stunde lang festliche Orgelmusik spielen“, kündigt Max Penger, Kirchenmusiker an der Stadtpfarrkirche, an, denn: „Ostern ohne Gottesdienste, das fühlt sich sehr befremdlich an.“ Kirchliche Hochfeste seien auch durch die Vorbereitungen geprägt. Die Chor- und Orchesterproben sind aber abgesagt. „Wir waren mit dem Chor schon ziemlich weit“, so der Chorleiter. Wie Ostern jetzt sein wird, „kann ich mir noch gar nicht so richtig vorstellen“. Zumindest ein Trostpflaster wird am Sonntag erklingen, auch wenn es wegen der Ausgangsbeschränkungen nur wenige Pfaffenhofener hören können.

Musik für das wichtigste Fest

Mit ihrer Blockflöte wird die neunjährige Annika Jarusch von der Musikschule Klanginsel auf der Terrasse die Osterhymne spielen. Die ganze Familie ist dabei: Vater Martin spielt Saxophon, Schwester Simona holt das Keyboard ins Freie, nur ihr Bruder Philipp tut sich mit seinem Schlagzeug schwer. Ostern, sagt Martin Jarusch, ist das wichtigste kirchliche Fest: „Es ist ein Aufschwung, es bedeutet, dass das Leben weitergeht, jetzt kommt der Frühling.“ Dass die Gottesdienste ausfallen, findet Martin Jarusch „schon krass“. Beibehalten wird aber auch in diesem Jahr der Osterspaziergang, „um zu schauen, was der Osterhase im Wald so versteckt hat“.

Ein Konzert auch für Nachbarn

„Da bin ich dabei!“, betont Harfenistin Karoline Frey, die mit ihren Töchtern Magdalena und Rebecca auf der Terrasse spielt, damit es auch die Nachbarn hören. Die hätten schon gefragt, „warum ich abends um 18 Uhr nicht die ,Ode an die Freude‘ mitspiele“, sagt sie. Aber ihr sei wegen abgesagter Veranstaltungen und Gottesdienste nicht nach Freude zumute. „Aber für uns fällt Ostern nicht ins Wasser. Ich werde wie früher auch alles herrichten und ein Osterlamm backen. Das hätte ich wie bisher auch mit Fleisch, Obst, Brot und Eiern zur Speisensegnung in die Kirche gebracht. Aber wir haben Weihwasser daheim.“ Der Glaube und das Gebet gäben ihr Halt.