Altmannstein
Abschied aus der Kommunalpolitik

10.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:34 Uhr
Anziehungspunkt für viele Touristen ist die Altmannsteiner Burg. Sehr gelobt wird von den Urlaubern auch die Landschaft rund um Altmannstein. −Foto: Bernhard Meyer

Altmannstein - Im Altmannsteiner Marktrat steht ein großer Wechsel bevor: Zwölf neue Gesichter kommen dazu, dafür hören zum Teil sehr langjährige Mitglieder auf. Wir haben all jenen, die im Mai das Gremium verlassen, noch einmal die Möglichkeit gegeben, mit uns zurückzublicken und Bilanz zu ziehen: Was waren die großen Themen in ihrer Zeit im Gremium? Welche Erfahrungen nehmen sie mit? An welche Momente werden sie sich zurückerinnern? Und nicht zuletzt: Was geben sie den neuen Markträten mit auf den Weg?

Zwölf Jahre im Marktrat war der Steinsdorfer Stefan Seidel (CSU/PW). Erfolge habe es viele gegeben, die größten für Steinsdorf  waren „ohne Zweifel die Dorferneuerung und der Bau des Dorfgemeinschaftshauses“.  Eine schöne, wenn  auch stressige Zeit. „Es haben so viele Leute mitgearbeitet, Ideen eingebracht und mit angepackt.“ Für die Gesamtgemeinde nennt Seidel als erfolgreich abgeschlossene  Projekte den Breitbandausbau, die Rathaussanierung und die Erweiterung von Schulen und Kindergärten. Sehr gut sei in beiden Wahlperioden die Zusammenarbeit gewesen. „Die richtungsweisenden Entscheidungen wurden meist einstimmig getroffen.“  Unvergessen wird ihm  die offizielle Partnerschaft mit der Marktgemeinde Hüttenberg  bleiben, die 2010 besiegelt wurde. „Im Laufe der Jahre gab es viele Besuche  – auch privat – und es wurden viele Freundschaften geschlossen.“ Zermürbend habe er manches gefunden, was mit Baurecht und Auflagen von übergeordneten Behörden zu tun habe, zum Beispiel  „beim kleinen Gewerbegebiet am Viehhauser Kreisel oder beim Baugebiet in Sandersdorf die Umsiedlung von Eidechsen nach Steinsdorf“.

Doch alles in allem blickt Seidel auf eine gelungene Zeit zurück: „Eigentlich haben wir im Gremium in den meisten Belangen für die Bürger gute Lösungen gefunden. Jedem alles recht zu  machen, ist in der Kommunalpolitik leider unmöglich.“ Für ihn  waren es acht spannende Jahre,   in denen er viel dazugelernt habe. So  ein enormer Wechsel im Marktrat sei anfangs nicht einfach, aber Seidel weiß:  „Sie können sich auf Bürgermeister Norbert Hummel verlassen, der zu jedem Thema und zu jeder Diskussion  top vorbereitet ist und der immer ein Auge darauf hat, dass kein Ortsteil zu kurz kommt.“ 

Auf eine durchweg schöne Zeit blickt Hannelore Eichenseher (CSU/PW). Nach 24 Jahren im Marktrat hört auch die Vize-Bürgermeisterin nun auf – und sie denkt gerne zurück. Denn natürlich sei nie alles himmelhoch jauchzend, doch die Arbeit im Marktrat habe ihr immer Freude bereitet. Und diese habe sie versucht mit aller Leidenschaft an die Leute weiterzugeben. Sie blickt zurück auf unzählige  Begegnungen mit Leuten, die sie sonst nie kennengelernt hätte, auf den Wandel der Herausforderungen im Laufe der Zeit und all die Entscheidungen, mit denen man die Veränderungen in die richtige Richtung gelenkt habe. (Weiterer Bericht folgt.) Den neuen Markträten rät Hannelore Eichenseher vor allem eines: „Zuhören können, das ist das Wichtigste.“ Man müsse nicht immer auf alles eine Antwort haben, aber man sollte die Fragen mitnehmen und  wissen, was den Menschen wichtig ist. 

Nach einer Wahlperiode ist für Anke Dierl aus Sandersdorf Schluss. Sie habe ebenfalls viel  dazugelernt  – nicht nur darüber, wie viele verschiedene Dachformen es gibt – und werde auch einiges mitnehmen aus der Zeit. „Es war die Erfahrung wert und ich möchte die Zeit nicht missen.“ Doch schade findet sie, dass  viele Ideen ihrer SPD/FW-Fraktion nicht durchgesetzt werden konnten. Es werde viel nach Fraktionen abgestimmt, was für Anke Dierl nicht der richtige Weg ist, um  etwas zu entscheiden. „Man sollte zu seiner Meinung stehen, wenn einem etwas wichtig ist, auch wenn es bei den anderen vielleicht nicht so gut ankommt“, ist ihre Überzeugung. Den neuen Markträten wünscht sie viel Durchsetzungsvermögen und ihrem Nachfolger als Sandersdorfer Marktrat ein „dickes Fell“. 

Ähnlich geht es Günter Müller  (SPD/FW) aus Altmannstein. „Ich habe sehr viel vorgeschlagen, aber das meiste davon ist nicht gemacht worden“, blickt er zurück. Gerade für die älteren Leute hatte er sich verstärkt einsetzen und beispielsweise ein Geländer am Friedhof installieren wollen. Passiert sei nichts.  Auch habe er schon vor Jahren vorgeschlagen, gegenüber der Apotheke einen Parkplatz   auf die Parkdauer von 15 Minuten zu begrenzen, um so gerade älteren Leuten, die in die Apotheke wollen, möglichst immer eine Parkmöglichkeit  zur Verfügung zu stellen. Zweimal sei sein Anliegen damals abgewiesen worden, nun  besage ein Aushang am Rathaus die Umsetzung.  Das sei schön, komme nun aber spät. Ein wichtiges  Anliegen wäre ihm auch der Kindergartenneubau gewesen, für den die gesamte SPD/FW-Fraktion gestimmt hatte – nach wie vor ist Müller der Meinung, dass etwas Neues an der richtigen Stelle besser gewesen wäre als zwei Anbauten. „Deswegen habe ich  jetzt auch aufgehört im Marktrat, weil ich gesehen habe, dass es nicht viel Sinn macht – wieso soll man sich dann einsetzen?“ Eine  interessante Zeit seien die sechs Jahre im Gremium dennoch gewesen. „Man kann sich jetzt seine Meinung bilden.“ Den neuen Markträten gibt Günter Müller mit auf den Weg, sich nicht unterkriegen zu lassen. Wichtig sei, dass jeder Marktrat das beste für den Bürger rausholen wolle. Seine Meinung ist: „Die Fraktion oder Farbe dürfte dabei keine Rolle spielen.“

Vier Perioden im Gremium war Heidi Halbritter aus Sandersdorf (CSU/PW). Es sei eine  erfahrungsreiche Zeit gewesen, die ihr viel Spaß bereitet habe. Wichtig sei ihr immer der gute Kontakt zu den Bürgern und zu den Vereinen gewesen und so habe man in den Jahren  auch viel bewegen können. Auch für Sandersdorf mit der Gestaltung des Marienplatzes. Initiiert hat Heidi Halbritter zusammen mit Günther Seitz zudem  das Ferienprogramm,  das nach wie vor gut ankommt, was beide sehr freut. „Das Miteinander muss im Vordergrund stehen“, weiß Heidi Halbritter aus all den Jahren im Marktrat. Sie selbst habe nun aufgehört, „weil ich gemerkt habe, dass die Zukunftsvisionen bei mir nicht mehr so spontan geflossen sind“. Und es sei wichtig, dass junge, engagierte Leute nachkommen. Den Neuen im Marktrat wünscht sie deshalb das Ohr am Mitbürger und Entscheidungen, die aus dem Herzen kommen. 
Viel über Menschen und kommunale Abläufe habe er in seiner Periode im Marktrat gelernt, erzählt Michael Waldinger (SPD/FW) aus Laimerstadt. Die Ausweisung der Baugebiete sei wichtig gewesen und auch, dass der Breitbandausbau so vorangetrieben werden konnte, dass es für die Gemeinde jetzt eine akzeptable Lösung ist. Die sechs Jahre im Marktrat bereut er nicht, dass er nun aufhört, habe auch familiäre Gründe. Wichtig findet Waldinger, auch für die neuen Markträte, „dass jeder seinen eigenen Weg findet und mit Herzblut dabei ist“.  

Zwei  Wahlperioden war Thomas Graumann (SPD/FW) aus Schwabstetten im Marktrat. Als einen der größten Erfolge betrachtet er die Ausweisung vieler neuer Baugebiete in unterschiedlichen Ortschaften: „Bauplätze, die bezahlbar sind und unseren jungen Leuten die Möglichkeit geben, in der Gemeinde ihre Familie zu gründen.“  Weitere Erfolge seien insbesondere der Ausbau von Kinderkrippen, die Einführung der Ganztagsschule, die Rathaussanierung und „der Anschluss des letzten Dorfes Schwabstetten an die Kanalisation“.  Bei der Zusammenarbeit seien die ersten Jahre schwierig gewesen,  „weil oft sachliche Argumente nicht  im Vordergrund standen, sondern parteipolitische Zwänge dominierten“, so Graumann. „Viele Dinge, die wir als Opposition eingebracht haben, wurden rundweg abgelehnt.“ Er  denke hier an  Anträge wie ein behindertengerechter Zugang zum Rathaus oder  Solar- und Photovoltaikanlagen auf gemeindlichen Gebäudeflächen. „Schaut man sich heute  die gemeindlichen Gebäude an, sieht man zwischenzeitlich auf vielen Dächern solche Anlagen.“ Aber es habe sich viel zum Positiven gewendet:  „Auch konstruktive Vorschläge aus der Opposition werden gehört und abgewogen.“ Schöne Momente  waren für Graumann,  „wenn Bürger um  meine Unterstützung fragten und wir gemeinsam Dinge umsetzten konnten“. Zum Beispiel  das Aufstellen von neuen Spielgeräten am Kinderspielplatz. Schöne Erinnerungen habe er auch an die Informationsfahrten des Gremiums „mit vielen Gesprächen und gemeinsamen Erlebnissen über die Fraktionsgrenzen hinweg“.  Was er aus der Zeit mitnimmt, sind neue Eindrücke und Erfahrungen, insbesondere Einblicke in die komplexen Abläufe in der Verwaltung.  Heute weiß er auch: Läuft  etwas nicht so gut, werde einem das oft um die Ohren gehauen. „Man möchte es allen Bürgern recht machen, aber das ist leider nicht möglich.“  Dem  Gremium  wünscht er: „Parteiübergreifend kreative Köpfe und Querdenker.“

Die Arbeit im Marktrat habe er gerne  gemacht, „es war eine bereichernde Zeit“, sagt der Mendorfer Marktrat Josef Semmler (CSU/PW). Es seien interessante Jahre gewesen, aus denen er persönlich viel mitgenommen habe. Die Zusammenarbeit im Gremium sei kollegial. In den sechs Jahren habe er versucht, sich möglichst gut für sein Dorf und die Gemeinde einzusetzen. Den neu gewählten Markträten wünscht Semmler alles Gute. Auf sechs Jahre im Gremium blickt auch  Jutta Besl (CSU/PW) aus Laimerstadt zurück. Als größte  Erfolge erachtet sie die gute Herangehensweise und Abarbeitung der Themen, die den Leuten auf den Nägeln brennen, zum Beispiel neue Baugebiete in fast allen Ortsteilen und die DSL-Versorgung, aber auch die Erneuerung der Pondorfer Gruppe. „In all diesen großen Bereichen möchte ich Bürgermeister und Verwaltung ein großes Lob aussprechen: Förderungen wurden früh beantragt, keine Fristen versäumt – sodass möglichst viel für die Bürger herauskam.“ Die Zusammenarbeit im Gremium war in Jutta Besls Augen immer gut. „Wenn die Sitzungen nicht immer bis zu einer stattlichen Uhrzeit gedauert hätten, wären wir sicherlich oft noch auf ein Getränk beieinander gesessen.“  Themen, die es zu entscheiden galt, im friedlichen Miteinander auszumachen – „das war ein sehr erfüllendes Gefühl“.  Was sie aus der Zeit mitnimmt, sind  gute Kontakte. Auch das  Ferienprogramm, das sie in den vergangenen Jahren organisierte,  werde sie weiter   im Auge haben.  „Ich habe einen Gesamtüberblick gewonnen  – und das Gefühl, durch Eigeninitiative etwas zu erreichen.“

Jutta Besls Tipp  an die Neuen: „Ganz offiziell auch mal kritisch sein – man muss immer alles ansprechen dürfen.“ Dabei müsse man etwas können:  „Sich auch vom Gegenteil überzeugen lassen, wenn sich das als besser herausstellt. Einfach aufeinander zugehen!“ „Irgendwann muss Schluss sein“, das hat Georg Pollinger (CSU/PW) aus Sachmhaupten  schon für sich beschlossen, als er vor 18 Jahren zum ersten Mal in den Marktrat gewählt wurde. Und nun ist es an der Zeit und die Entscheidung sei ihm nicht schwer gefallen.  Dabei waren es schöne und erfahrungsreiche Jahre für ihn, wie Pollinger sagt. Besondere Anliegen waren ihm der Kindergartenanbau in Schamhaupten mit den zugehörigen Grundstücksangelegenheiten und der neue Dorfplatz in seinem Heimatort. „Ich denke gerne an die Zeit zurück“, sagt Pollinger – und er nehme viel Wissen daraus mit. Zwar habe es auch Kontroversen im Gremium gegeben, doch die Zusammenarbeit war gut und man sei auf einen Nenner gekommen. Auf kommunaler Ebene gehe es weniger um die Partei. Den neuen Markträten rät er, sich Zeit zu nehmen, die Vorgänge mitzuerleben und nicht vorschnell zu handeln, sondern mit Ruhe und Bescheidenheit.  

Alfons Wittl (SPD/FW) war ebenfalls 18 Jahre im  Marktrat, davon zwölf im Bauausschuss und sechs im Rechnungsprüfungsausschuss. „Als großen Erfolg sehe ich für mich, dass wir viele Projekte umgesetzt sowie angestoßen  und uns außerdem als Gemeinde nicht zu sehr verschuldet haben“, so Wittl. Wichtige Themen für Altmannstein waren für ihn   die Restaurierung des Kalvarienbergs, der Ausbau der Burgsteingasse und des Lohmüllerwegs. Nur die Umgestaltung des großen Parkplatzes mit der Prösslwiese habe er leider nicht umsetzen können in seiner Zeit im Marktrat. „Die Zusammenarbeit mit den beiden Bürgermeistern und den Markträten war dabei immer gut“, blickt Wittl zurück. „Für mich persönlich nehme ich mit, dass meine Vorschläge stets positiv und konstruktiv aufgenommen wurden. Deshalb war ich sehr gerne Marktrat für Altmannstein.“

Den Neuen  wünscht er neben einer glücklichen Hand auch eine gute Zusammenarbeit und dankt allen, die ihn in diesen 18 Jahren begleitet und auch unterstützt haben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet Günther Seitz (CSU/PW) aus Sandersdorf nach 18 Jahren seine Zeit im Marktrat. Besonders zufrieden sei er mit dem Baugebiet in Sandersdorf, weil so viele junge Leute am Ort gehalten werden konnten. Die 18 Jahre haben ihm viel Spaß gemacht, „auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, möchte ich kein Jahr missen“. Zwölf Jahre war Seitz Jugendbeauftragter und wie Heidi Halbritter freut ihn der Erfolg des Ferienprogramms ganz besonders. Schön sei auch die Einweihung des Sandersdorfer Marienplatzes gewesen, bei dem die Vereine tatkräftig mitgewirkt hätten. Etwas Besonderes war für Seitz immer der Bauausschuss. Selbst wenn man in der Gemeinde geboren sei, sei es ein großes Gebiet und mit dem Bauausschuss habe er Flecken gesehen, die er zuvor nicht gekannt hatte. Der Bauausschuss werde ihm besonders fehlen – hier habe man viele Dinge auf den Weg gebracht, aber auch immer Spaß dabei gehabt. Seitz hört nun auf als Marktrat, um Platz für Junge zu machen. Doch bei Fragen stehe er gerne zur Verfügung, bietet der Sandersdorfer  seine Unterstützung an.  Mit dem Marktrat fällt nun für ihn viel Arbeit weg, denn man müsse sich dafür wirklich Zeit nehmen und sich mit den Themen beschäftigen, wie Seitz weiß. Doch langweilig wird es ihm nicht, er hat seinen Schein für den Bürgerbus gemacht und wird hier künftig als Fahrer mithelfen.

 

Isabel Ammer