Aichach
Musik als Wärmflasche

Open Erol 2016 leidet unter frostigen Temperaturen 600 Besucher an drei Tagen im Orient Express

18.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Eine Runde Raki zum Aufwärmen. - Foto: Nayra Weber

Aichach (SZ) 22 Jahre Orient-Express in Aichach, 16 Jahre Biergarten und sieben Jahre Open Air feierte Erol Duman vergangenes Wochenende. Elf Bands an drei Tagen lockten wieder viele Musikfreunde an.

Mit 600 Besuchern sank die Zahl der Feiernden aufgrund des nasskalten Wetters zwar insgesamt im Vergleich zum vorigen Jahr, erstmals war den kleinen Gästen aber ein ganzer Nachmittag gewidmet, der zahlreich von Familien besucht wurde. Das Konzert unter freiem Himmel und bei kostenlosem Eintritt ist und bleibt ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders in Aichach, was es nicht zuletzt der familiären Atmosphäre zu verdanken hat.

Zwei Stunden später als geplant konnte es am Freitag erst losgehen, weil es schließlich um Punkt 18 Uhr, der eigentlichen Startzeit, in Strömen zu regnen begann. Die erste Band, Fosterchild, nahm es gelassen. "Also, uns wird es schon warm auf der Bühne", erklärten die Musiker. Die Biergartenbesucher machten es sich wegen des Nieselregens in den zwei Zelten und dem Pavillon bequem, während die Musiker, die bereits seit über 30 Jahren auf der Bühne stehen, Rockklassiker und eigene Songs zu Gehör brachten. Der Zeitverzug kam gelegen, da Rock'n'Roll Noise Explosion krankheitsbedingt ihren Auftritt für Sonntag absagen mussten. Kurzerhand spielten am Freitag dann eben nur zwei Bands und Lifeline erst am Sonntag.

Das Sprichwort "Totgesagte leben länger" trifft auf diese Formation vollends zu, denn bereits 2007 trennte sie sich - eigentlich, denn nach einer Pause war die Band teilweise in neuer Besetzung wieder da und knapp zehn Jahre später steht Lifeline immer noch für Cover-Rock, der das Publikum zum Mitsingen und Tanzen bringt. Beim Open Erol musste aufgrund terminlicher Überschneidungen am Schlagzeug Wolfgang Schwarz aushelfen, der am Freitag bereits mit Manufunktur musizierte.

Bei der Funk-Band nahmen einige Fans den Regen in Kauf, um den zehn Musikern möglichst nahe zu sein. Mit Regenschirmen und -jacken gewappnet tanzten sie zu Songs unter anderem von Bobby Byrd, Carlos Santana und Amy Winehouse. Zur "Disco" wurde der Biergarten in Bahnhofsnähe, und sogar eine türkische Überraschungseinlage gab es zu hören. Einen Gast für ein "spontanes Improvisationstheater" holte sich auch die Donkeyhonk Company auf die Bühne. Martin "Grischl" Drittenpreis unterstützte den Sänger Martin "Lametto" Sebald, den Bassisten Peter "Pedl" Sedlmeyr und Schlagzeuger Wig trommelnder Weise. Den "Abend in der Stadt" läutete die Band gekonnt mit englischen und bayerischen Songs im Folk-Stil ein und übergab die Mikrofone dann an Nice2meetyou, die bereits seit 16 Jahren mit ihrem ganz eigenen Stil auf der Bühne überzeugen und eine der vielen Bands sind, die regelmäßig beim Open Erol zu hören sind. Ausgerüstet mit Sonnenschirm besangen sie den "Sunshine", der auf sich warten ließ. Daran hatten sich die Open-Air-Besucher anscheinend aber bereits gewohnt, denn bei der letzten Band am Samstag, Paincake, war der Platz vor der Bühne dann trotz der fast herbstlichen Temperaturen voll mit Zuhörern. Ziemlich genau ein Jahr gibt es Paincake nun, die innerhalb dieser Zeit ein beachtliches Programm - komplett aus eigenen Songs - auf die Beine gestellt haben. Im türkischen Biergarten etwa feierte der Song "Silence of nature" Bühnenpremiere, der erst in der Früh um drei Uhr desselben Tages fertiggestellt wurde und in dem die Band den Klimawandel thematisiert. Der Veranstalter persönlich, Erol Duman, stieg nach Programmende auf die Bühne und bat um eine Zugabe.

Jeden Tag wurde es wettertechnisch ein bisschen trockener, am Sonntagnachmittag zeigten sich dann sogar ein paar Sonnenstrahlen, als das Ensemble von "Wolle, Wiwi und Wawa auf der Suche nach Wuwu" auf der Bühne stand. Rund 20 Musiker, darunter auch Initiator Andreas Matthes, und nochmal so viele singende Kinder aus der Elisabethschule der Lebenshilfe, die Elisabethsingers, unter der Leitung von Christiane Nerb-Straub gaben die Lieder des integrativen Kindermusicals zum Besten - ausgestattet mit Schnauzern, dem Markenzeichen des Open Airs und des türkischen Wirts Erol Duman, die sich Gäste wie Musiker anklebten.

Die ersten Klänge am letzten Open-Air-Tag kamen schon traditionell von den Paartaler Musikanten beim Weißwurst-Frühstück. Am Abend dann folgte nach Lifeline "The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra", das neuerdings von Friedrich "Fritzi" Oehlerking am Bass unterstützt wird. Vergangenes Jahr stand Oehlerking noch mit Professor Grabowski auf der Bühne, bei der er als Gitarrist und Sänger zu hören ist. Als weiteres neues Mitglied konnte die Band Johannes Hösle am Saxophon vorstellen.

"Wir spielen, bis es Sommer wird", machte Frontmann Josh Stadlmaier den Zuhörern Mut. Vergangenes Jahr feierte die Band ihren zehnten Geburtstag und die Veröffentlichung des neuen Albums "King & Queen", von dem sie Songs im Gepäck hatte. Rockiger kommen die "Skydrunks" daher und erreichen so eine noch breitere Hörerschar, die - wie sie beim Open Erol bewies - der Band textsicher zur Seite steht. Den Abschluss des dreitägigen Konzerterlebnisses in Aichach bildeten Adulescens, die 2011 "Band des Jahres" wurden und sich seitdem auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht haben. Als sie das erste Mal beim Open Erol spielten, goss Duman den Minderjährigen noch Wasser in die Schnapsgläser, mittlerweile sind auch sie Teil des Raki-Rituals während des Auftritts.

Erol Duman dankte den rund 600 Besuchern fürs Kommen, seinem Personal, den Bands und nicht zuletzt Grafikerin und Marketing-Expertin Pia Kneißl, "die meinen Bart zu einer Marke gemacht hat".