Multikultureller Spagat ist nicht einfach

11.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Pfarrer Jens Porep warf deutliche Fragen zum Selbstverständnis der Partnerschaft zwischen dem Dekanat Weißenburg und dem Kirchenkreis Boana distrik auf. - Foto: Leykamm

Weimersheim (lkm) Als im vergangenen Jahr eine Delegation des Evangelischen Dekanats Weißenburgs den in Partnerschaft verbundenen Kirchenkreis "Boana distrik" (Papua Neuguinea) besuchte, hat dies bei den Christen in beiden Teilen der Erde nachhaltige Spuren hinterlassen.

Gegenbesuch steht an

Als die Stellvertretende Dekanin Beate Krauß zu Beginn noch einmal einen kurzen Rückblick über den letztjährigen Besuch gab, war ihr die Faszination immer noch anzumerken, die Papua Neuguinea (PNG) als Land und vor allem dessen Bewohner auf die Besuchergruppe ausgeübt hatten. In Boana distrik leben etwa genauso viele Christen wie im Weißenburger Dekanat – allerdings auf einer viermal so großen Fläche. Und die ist zumeist sehr unwegsam, so dass die geeignetsten Fortbewegungsmittel die eigenen Füße oder das Flugzeug sind. Für 2010 erwartet man von dort einen Gegenbesuch – für den will man gerüstet sein. Gar nicht so leicht, denn die gegenseitigen Erwartungshaltungen wollen erst einmal abgeglichen werden.

Das hiesige Dekanat unterstützt Boana distrik beim Aufbau von Schulen und einem Gesundheitszentrum. Doch Partnerschaft bedeutet mehr als eine Unterteilung in Geber- und Nehmerseite, war man sich an der Synode einig. Ein gesundes Beziehungsgeflecht lebe von Wechselwirkungen und sei "keine Einbahnstraße", betonte in seiner Rede Pfarrer Jens Porep, Leiter des Referats Partnerschaft und Gemeinde beim Zentrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Und er wurde noch deutlicher: "Können wir uns vorstellen, dass Neuguinis auch uns etwas zu sagen haben" warf er die Frage auf. Einer Frage, der man sich stellen muss, will man in der Partnerschaft den Kurs neu bestimmen statt einen Schiffbruch zu riskieren.

Diesen gab es nämlich bei den partnerschaftlichen Beziehung eines großen bayerischen Dekanats mit einem Kirchenkreis in Hongkong, führte Porep weiter aus. Denn hier konnten die Christen aus dem Freistaat nicht im klassischen Sinne helfen: Die Chinesen hatten die besseren Laptops und lebten bereits das multikulturelle Leben, auf das man hierzulande erst noch zusteuert. So wurde die Partnerschaft aufgelöst und man dachte sich: "Da fahren wir lieber Betten nach Ungarn, dort sind sie sind immer so dankbar", zitierte Porep überspitzt.

Kurs wird bestimmt

Ähnliches soll natürlich zwischen dem Dekanat Weißenburg und dem Kirchenkreis Boana distrik nicht passieren. Deswegen wurde an der Synode eifrig an der richtigen Kursbestimmung gebastelt. In PNG war man diesbezüglich bereits in Vorleistung gegangen. Dort hat man nämlich die Partnerschaft bereits in der Präambel der Geschäftsordnung des Boana distrik definiert. Eine Definition, die Dekanatsmissionspfarrer Arne Schnütgen an der Synode in vier Arbeitsgruppen modifizieren ließ. Dabei merkten die Synodalen, dass der multikulturelle Spagat nicht einfach ist: Gemeinsam an einem Strang in gleiche Richtung zu ziehen und dabei ebenso die verschiedenen kulturellen Gegebenheiten zu berücksichtigen will gelernt sein.

Und diese Doppelintention schriftlich festzuhalten erwies sich ebenso als Herausforderung. Nun reist das modifizierte Papier wiederum nach PNG, um dort entweder abgesegnet oder erneut geändert zu werden. Aber nicht nur jene Partnerschaftsdefinition, sondern auch "Gottes Lob wandert mit der Sonne um unsere Erde", gab der gastgebende Pfarrer Heinz Kessler in der Andacht zum Abschluss den Synodalen als Trost mit auf ihrem Heimweg.