Langenmosen
Mobile Sitzung unter Zeitdruck

24.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:55 Uhr

Gemütlicher Betriebsausflug? Nein, harte Arbeit für die Langenmosener Gemeinderäte. Die verschafften sich einen Überblick über die Brennpunkte der Gemeinde und traten dafür fleißig in die Pedale. Man beachte übrigens die fehlende Vorbildfunktion: Keiner hat einen Helm auf. - Fotos: Hofmann

Langenmosen (bdh) Ausgerechnet am Abend des wichtigen letzten Vorrundenspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft hatte Bürgermeister Thomas Hümbs eine ganz besondere Gemeinderatssitzung angesetzt: Mit dem Fahrrad sollten einige Ecken in der Gemeinde besichtigt werden, über die das Gremium zu beschließen hatte.

"Ich hab’ leider kein schlechtes Wetter mitbringen können", grinste Hümbs angesichts seiner vollständig mit ihren Drahteseln am Treffpunkt angetretenen Gemeinderäte.

Bevor sich das Gremium sportlich betätigte, warf es, gleich neben dem Treffpunkt, einen Blick in die Aussegnungshalle, die saniert werden muss. Dann ging es los, von Ortstermin zu Ortstermin, wobei die Termine nirgends fix waren. "Der einzige Punkt, wo wir zeitlich gebunden sind, ist 20.30 Uhr", meinte Hümbs augenzwinkernd. Damit das auch klappen konnte, hatte er den Beginn der Sitzung (wobei dieser Ausdruck in diesem Fall eigentlich nicht ganz treffend ist) ausnahmsweise bereits auf 18.30 Uhr gelegt.

In der Pfarrstraße warfen die Radler einen kurzen Blick auf einen geflickten Streifen, der an eine Kabelverlegung erinnerte; das Ergebnis der Asphaltierung bezeichnete Hümbs als "nicht erbaulich". In der Schrobenhausener Straße empfing die Gemeinderäte eine erste Vuvuzela, die allerdings offensichtlich nicht zur Anfeuerung der radelnden Ratsleute geblasen wurde, sondern wohl eher als Übung für das Public Viewing in Schrobenhausen.

Im Badergassl habe es Ärger wegen Durchgangsverkehr gegeben, teilte der Bürgermeister mit. Die Gemeinderäte beschlossen direkt vor Ort, dass zwei Pfosten gesetzt werden sollen, um Autos auszusperren. Den Anliegern soll die Zufahrt zu ihren Grundstücken weiter ermöglicht werden. "Die Anlieger wollen wir ja nicht aussperren. Wir wollen den Durchgangsverkehr raushaben", stellte Hümbs klar.

Ein paar Meter weiter gibt es eine Stelle, an der das Regenwasser nicht ablaufen kann. Möglichkeit: Einen Gully bauen und das Wasser in den Kanal in der Von-Mergenthal-Straße ableiten. "Das kostet uns 15 000 Euro", schätzte Hümbs, "da machen wir nichts."

Im nächsten Tourenkilometer eine ähnliche Situation: Im Gewerbegebiet wies ein frischer Asphaltstreifen in der eh erst frisch asphaltierten Straße darauf hin, dass hier nachträglich etwas verbessert worden war. Das Bauunternehmen habe einen zusätzlichen Kanaleinlauf gesetzt, nachdem der Regen nicht abgelaufen sei, informierte Hümbs. "Jetzt ist die Straße noch nicht mal abgenommen und schon geflickt", meinte Stefan Wenger kopfschüttelnd.

Am anderen Ende des Gewerbegebiets, an der Einmündung der Lindener Straße, grübelten die Gemeinderäte intensiv über die Vorfahrtsregelung. Bisher gilt hier rechts vor links. Eine Verkehrszählung per Geschwindigkeitsmesstafel soll nun ergeben, welche Strecke – nach Linden oder ins Gewerbegebiet – stärker befahren ist. Auf der Staatsstraße waren mit Deutschlandfahnen geschmückte Autos unterwegs, vielleicht auf dem Weg zu irgend einem Public Viewing, und das erinnerte die Gemeinderäte daran, dass ja noch ein paar Punkte auf der Tagesordnung standen.

Nächste Station: Winkelhausen. Hier wird die Vorfahrtsregelung an der komplizierten Kreuzung in der Ortsmitte präzisiert. Das legten die Räte nach erstaunlich kurzer Debatte per Beschluss fest und gingen in den Schlussspurt. Endstation war nach siebeneinhalb Kilometern praktischerweise wenig später am Sportheim. Nach einem Beschluss, dass die Schlaglöcher auf der Zufahrtsstraße fachmännisch beseitigt werden sollen, beendete Thomas Hümbs um 20.10 Uhr die mobile Sitzung. Manche Ratsmitglieder radelten heim, andere lenkten ihre Schritte zum Radlständer und dann ins Sportheim, wo sie einen Fernseher wussten, in dem an diesem Abend wohl keine Daily Soap zu sehen sein würde. Und auch kein Radrennen.