Neuburg-Schrobenhausen
Mit Weitblick und dem Landkreis im Herzen

Der neue Vize-Landrat Klaus Angermeier im Gespräch

20.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:05 Uhr
Die neue Nummer zwei im Landkreis: Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier will als Vize-Landrat vor allem auf ein Miteinander setzen. −Foto: Janda

Neuburg/Schrobenhausen - Das Amt ist für ihn Ehre und Anspruch zugleich: Der neue stellvertretende Landrat Klaus Angermeier (CSU) will für eine erfolgreiche Zukunft vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl im Kreis Neuburg-Schrobenhausen stärken. Eine Aufgabe, die aus Sicht des Aresinger Bürgermeisters nur im Team zu lösen ist. Ein Gespräch mit der neuen Nummer zwei.

 

Wo es menschelt, da fühlt sich Klaus Angermeier sauwohl. Beim Vereinsjubiläum und der Kindergartenfeier ebenso wie in der politischen Sitzung oder beim offiziellen Festakt. "Das Miteinander muss stimmen", sagt der neue stellvertretende Landrat von Neuburg-Schrobenhausen. Und das meint er sowohl im kleinen Rahmen in Aresing, wo er seit 2014 ehrenamtlicher Bürgermeister ist, als auch für die gesamte Region.

So richtig verdaut hat der 57-Jährige seine Wahl zur Nummer zwei noch nicht. Allerdings im positiven Sinn. "Das war für mich richtig spannend", blickt er auf die konstituierende Sitzung des Kreistags zurück. Das Votum des Gremiums, das ihn mit 55 Stimmen zum Vize-Landrat kürte, sieht er als Bestätigung. "Mir war es wichtig, nicht mit 31 zu 30 rauszugehen", sagt er. "Denn ich will für den gesamten Landkreis da sein." Von geografischem Klein-Klein hält der Mann aus dem Süden daher gar nichts. "Dieses ewige Nord-Süd-Gerede geht mir gegen den Strich", sagt der gebürtige Autenzeller. Neuburg-Schrobenhausen sei ein Landkreis, darauf sollten die Leute schauen, findet der CSU-Politiker.

Genau diese Haltung proklamiert Angermeier seit Monaten, nein, seit Jahren offensiv. Mittlerweile denke er in Landkreisdimensionen, bescheinigen ihm politische Weggefährten. Vielleicht war auch das ein Grund, warum nicht nur die eigene Fraktion mit ihm als Vize von Landrat Peter von der Grün geliebäugelt hatte. Auch aus dessen FW-Fraktion war schon vor der Kommunalwahl zu hören, wonach der Aresinger der ideale Nachfolger für Alois Rauscher als Stellvertreter sei. Das ging sogar so weit, dass die Freien Wähler Angermeier zur Not wohl sogar selbst vorgeschlagen hätten - ein Vorgehen, dem die CSU-Fraktionschefin Rita Schmidt freilich zuvorkam. Dass seine Parteikollegen bei der Personaldebatte nicht an ihm vorbeikamen, war auch dem Wahlergebnis des 57-Jährigen geschuldet. Mit 20000 Stimmen landete er fraktionsintern auf Platz sechs, angetreten war Angermeier auf dem 22. Rang. "Ich hatte zwar gehofft, dass es besser läuft als vor sechs Jahren", sagt er, gibt aber zu: Damit habe er nicht gerechnet.

Woher diese Beliebtheit kommt, kann sich der Aresinger Bürgermeister nicht so recht erklären. Immerhin liegt seine Heimatgemeinde am Rand des Landkreises; in der direkten Nachbarschaft gibt es also nur ein begrenztes Stimmenpotenzial. Es muss also mit dem Naturell des dreifachen Vaters und mittlerweile fünffachen Großvaters zu tun haben. "Ich trage ein offenes Herz mit mir herum, manchmal vielleicht zu offen", weiß er. Und Angermeier führt gerne Gespräche, kann ebenso reden wie zuhören. "Dabei versuche ich zu sagen, was ich denke, ohne dass es einen Verlierer gibt", findet er. Sich verstellen, das kann Angermeier daher schlecht. Das zeigt sich besonders dann, wenn Musik spielt - und in den groß gewachsenen und kräftigen Mann ungeahntes Rhythmusgefühl kommt. "Ich lasse kaum einen Tanz aus", betont der Politiker, der mit seiner Frau Waltraud selbst nach 38 Ehejahren noch leidenschaftlich gerne über das Parkett wirbelt. Dass ihm nicht jeder diese Gaudi gönnt, hat er auch schon gemerkt. Einmal habe jemand zu ihm gesagt, dass er als Bürgermeister nicht derart ausgelassen sein könne. "Doch ich bin so, wie ich bin, ich will mich nicht ändern", stellt er klar.

Genau diese Haltung soll auch für die nächsten sechs Jahre als stellvertretender Kreischef gelten. Eine Rolle, in die Angermeier natürlich noch hineinfinden muss. Auf eines legt er aber schon mal großen Wert: "Die Richtung gibt der Landrat vor, er ist der Chef." Schon jetzt haben Peter von der Grün und sein neuer Stellvertreter einen guten Draht zueinander. Der Aresinger sieht sich aber vor allem als unterstützende Kraft, die bei Bedarf einspringt. "Konkurrenz werde ich ihm nicht machen", sagt Angermeier, der schon jetzt klarstellt, dass er in sechs Jahren nicht den Chefposten anstrebt. Ganz ohne eigene Duftnote will der frühere Zeitsoldat und Kfz-Meister aber nicht agieren. "Ich möchte ein stärkeres Miteinander erreichen - im Landkreis und auch unter den Fraktionen." Und: "Es läuft gut bei uns, es geht aber besser." Dieser Satz könnte exemplarisch für das Wesen von Klaus Angermeier stehen. Denn der innere Drang zur Verbesserung ist für ihn wie eine Triebfeder im Arbeitsalltag. Das zeigt sich bei seinem Weg in die Selbstständigkeit mit Aufbau der eigenen Werkstatt, die heute Frau und Sohn führen, ebenso wie beim Gang in die Politik. Die Betonung liegt allerdings tatsächlich auf dem Wort "Drang". Denn Angermeier ist einer, der sich einbringen, der mitwirken will ganz oder gar nicht. "Das ging zuletzt aber nicht so richtig", gibt er offen zu. Vor einem Jahr stand er deshalb sogar kurz davor, nicht erneut für den Kreistag zu kandidieren. "Entweder höre ich auf oder ich gehe einen Schritt weiter", erinnert er sich.

Gedanken, die denen von vor knapp 20 Jahren gar nicht so unähnlich waren. Damals hörte er nach sechs Jahren für die Freien Wähler im Gemeinderat auf. "Ich hatte gemerkt, dass ich als einfacher Gemeinderat nicht so viel bewegen kann." Als die CSU ihn 2013 als Bürgermeisterkandidaten wollte, griff Angermeier daher zu - aber nicht ohne sich reiflich Gedanken zu machen und zuvor mit dem damaligen FW-Bewerber Georg Hass zu sprechen. Bei den Christsozialen ist er seitdem Mitglied. "Aber als Parteisoldaten habe ich mich nie gesehen", gesteht er. Überhaupt ist ihm die Parteipolitik auf kommunaler Ebene ein Graus. "Es geht doch nur um die Bürger und um die Sache."

Das gilt aus Sicht des früheren Fußballers - im Tor galt Angermeier als Elfmeterschreck - auch für den Kreistag. "Wir haben riesige Aufgaben", sagt er und nennt das Kreiskrankenhaus, die beiden Gymnasien sowie die Außenstelle des Landratsamts in Schrobenhausen. Für Letzteres sei zunächst ein Konzept nötig, um zu klären, was überhaupt benötigt wird. "Wir müssen dafür jetzt die Weichen stellen", so Angermeier, der im gesamten Kreistagsteam auch ein gerüttelt Maß an Weitblick einfordert. Ein Anspruch, den der frühere Oberfeldwebel auch an sich selbst hat - und den er vorleben will, in Rennertshofen ebenso wie in Gachenbach. "Ich will nicht nur im Aresinger Umland unterwegs sein"; betont der stellvertretende Landrat. Dass das mehr Arbeitsbelastung bedeutet, ist ihm bewusst. Immerhin ist der Aresinger Rathauschef als Ehrenamtlicher in Vollzeit durch die zusätzliche Aufgabe künftig noch stärker eingebunden. "Das ist viel, aber ich sehe es nicht als Stress", sagt er und betont: "Arbeit habe ich noch nie gescheut."

DK

Stefan Janda