Neuburg
Mit Vollgas durch das Neuburger Land

03.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

Foto: Stefan Janda

Neuburg (DK) Mit dem Beginn der schönen Jahreszeit nimmt auf den Straßen in der Region das Tempo wieder zu. Die Verantwortlichen setzen im Kampf gegen Raser auf Blitzer - und auf Information.

85 Kilometer pro Stunde in der Tempo-50-Zone. Dieser Wert, gemessen in Riedensheim, ist der traurige Rekord der noch jungen Geschwindigkeitskontrollen im Rennertshofener Gemeindegebiet. Ob es dabei bleibt, ist jedoch fraglich. Denn mit Beginn des Frühlings drücken die Autofahrer in der Region wieder stärker aufs Gaspedal. Messungen wie in Rennertshofen sind auch aus Sicht der Polizei ein Mittel, um Temposünder auszubremsen. "Viele andere Möglichkeiten gibt es nicht", weiß Werner Schade, der Verkehrssachbearbeiter der Neuburger Dienststelle.

Problematisch sind dabei seiner Erfahrung nach vor allem Durchgangsstraßen, über die es stets am meisten Beschwerden gibt. Vor allem die langen Ortsdurchfahrten im Donaumoos zählen zu den neuralgischen Pisten im Landkreis. Nachts geben Autofahrer auch im Neuburger Stadtgebiet gerne mal etwas mehr Gas, wie Bernhard Pfahler berichtet. "Doch was willst du dagegen tun", fragt der Verkehrsreferent des Stadtrats. Viele Klagen über Raser in Wohngebieten sind Schade zufolge obendrein eher subjektiven Eindrücken geschuldet. "Oftmals bestätigen sich diese Fälle durch Messungen nicht", weiß der Experte der Polizei, der neben Laserkontrollen durch die Neuburger Beamten auch Messungen durch die Verkehrspolizei Ingolstadt ankündigt.

Das Problem, das die Ordnungshüter im Kampf gegen Temposünder hat, spricht Ingolf Süß offen aus. "Mehr Kontrollen sind für die Beamten personell kaum machbar", sagt der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Neuburg-Schrobenhausen. Er spricht sich daher dafür aus, vor allem an die Vernunft der Autofahrer zu appellieren - bei Veranstaltungen, durch Öffentlichkeitsarbeit oder auch durch Schulungen, wie sie der Verband immer wieder anbietet. Im Vorjahr seien es 50 Kurse gewesen, bei denen Autofahrer ihre Wagen richtig kennengelernt hätten, berichtet er. "Wir wollen damit vor allem Fahranfänger ansprechen."

Donauwörther Straße

Nur gut zweieinhalb Kilometer ist sie lang, doch nachts entwickelt sich die Donauwörther Straße - und in Verlängerung auch die Theresienstraße und die Münchener Straße - zu einer Rennstrecke. "Dann sind die Ampeln aus, das verleitet zum Rasen", weiß der städtische Verkehrsreferent Bernhard Pfahler.

Diese Entwicklung zwischen B 16 und der Hoffmann-Unterführung hat auch die Polizei erkannt. Die Beamten seien öfter für Kontrollen vor Ort, erklärt Sachbearbeiter Werner Schade. Dabei geht es vor allem um die abschüssige Strecke vom Burgwaldberg herunter. Selbst wenn Autofahrer ihre Wagen von dort aus in die Innenstadt rollen lassen, überschreiten sie das Tempolimit.

Staatsstraße nach Bertoldsheim

Ein kleines Rätsel ist die Verbindung zwischen der Rennertshofener Kerngemeinde und dem Ortsteil Bertoldsheim. Denn die dortige Staatsstraße 2047 stellt aus Sicht der Polizei einen der wenigen Unfallschwerpunkte im nördlichen Kreisgebiet dar.

Auffallend oft kommen Verkehrsteilnehmer zwischen den beiden Orten von der Fahrbahn ab - ohne Fremdeinwirken. "Unter anderem überhöhte Geschwindigkeit zählt zu den Gründen", erklärt Fachmann Werner Schade von der Polizei. Jetzt soll dort etwas passieren, geplant sind eine Geschwindigkeitsbeschränkung und eine Erneuerung der Markierungen an den Fahrbahnrändern. Beide Maßnahmen befinden sich derzeit in Arbeit. 

Grünauer Straße

Es geht geradeaus. Und geradeaus. Und geradeaus. Genau fünf Kilometer lang führt die Grünauer Straße Autofahrer von der Neuburger Innenstadt aus bis zum Kreisverkehr bei Grünau - überwiegend mit Tempo 50 und 60. "Das verleitet schon dazu, etwas schneller zu fahren", weiß Werner Schade als Verkehrsexperte der Polizei. Ein Gegenmittel? Kaum zu finden. Doch vor allem die Ausfahrten bei den Gewerbe- und Industriebetrieben bergen Gefahrenpotenzial. Bernhard Pfahler, Verkehrsreferent des Stadtrats, fordert außerdem, die Tempo-30-Zone bei den Schulen im Englischen Garten dauerhaft aufrechtzuerhalten. "Dadurch würden sich Autofahrer endlich daran gewöhnen."

Ortsdurchfahrt in Karlshuld

Auch diese Strecke kann sich richtig hinziehen. Mehr als vier Kilometer lang erstreckt sich die Ortsdurchfahrt von Karlshuld in Nord-Süd-Richtung. "Ein Dauerbrenner für uns", bestätigt Polizist Werner Schade. Denn viele Autofahrer würden dort einfach ihren Tempomaten nutzen. Allerdings oft mit etwas zu hoher Einstellung, wie er sagt. Auf vielen weiteren Strecken im Donaumoos sieht es ähnlich aus. Im Königsmooser Gemeindegebiet geht es ebenfalls überwiegend geradeaus. Gleiches gilt zwischen dem Weicheringer Ortsteil Lichtenau und Reichertshofen im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen - immerhin fast neun Kilometer lang. Die Möglichkeiten der Polizei sind aus Schades Sicht jedoch begrenzt.

Bundesstraße 16

Sie bleibt ein Unfallschwerpunkt - und leider auch ein beliebter Treffpunkt für Drängler und Raser: Auf der Bundesstraße 16 entstehen dadurch immer wieder brenzlige Situationen. An den beiden Kreuzungen bei Zell und bei der St.-Andreas-Straße in Neuburg kracht es am häufigsten - obwohl die Geschwindigkeit dort reduziert ist.

Beliebte Rennstrecke ist auch die beinahe gerade verlaufende Fahrbahn in Richtung Ingolstadt, wo es so gut wie täglich zu brenzligen Überholmanövern kommt. Gleiches gilt für den westlichen Teil der B 16, die zwischen der Marktgemeinde Burgheim und der Stadt Rain im Nachbarlandkreis Donau-Ries nur minimale Kurven aufweist.

Monheimer Straße

Ein Blinklicht weist auf den regen Verkehr bei der Berufsschule hin, links und rechts stehen Bäume und an Autos mangelt es hier normalerweise auch nicht. Dennoch geht es in der Monheimer Straße manchmal allzu rasant zu; vor allem zwischen der Bildungseinrichtung und Bittenbrunn geben viele Autofahrer Gas.

Einigen Neuburgern ist die Strecke, die ebenfalls eine lange Gerade aufweist, noch durch eine skurrile Geschichte vor Gericht in Erinnerung. Im Januar 2010 sollen sich dort zwei junge Burschen ein Autorennen geliefert haben. Doch die Justiz bestrafte nur einen der jungen Männer dafür - weil das Oberlandesgericht in Bamberg die Rechtsbeschwerde des anderen zuließ.