Ingolstadt
Mit ungebrochener Spitze

Zum vierten Mal gewinnen die Dünzlauer den Ingolstädter Maibaumwettbewerb

02.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:32 Uhr

Beim Aufstellen mitgeholfen hat der vierjährige Noah. Die Dünzlauer gewannen schon zum vierten Mal. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Westen dominierte auch dieses Jahr den Wettbewerb um den schönsten Maibaum der Stadt. Zum vierten Mal gewann Dünzlau, den zweiten Platz teilten sich Haunwöhr und Hundszell; Gerolfing und Zuchering wurden Vierte.

Die Spuren der Gewalt sind noch zu sehen. Auf dem Parkplatz in Unsernherrn verraten mehrere dicke Rindenschalen, was beim Aufstellen des Maibaums schiefgegangen ist. „Da ist ja die Rinde beschädigt“, erkennt Stadtrat Klaus Mittermaier (SPD), eines der sechs Jurymitglieder. Er zeigt auf den Schandfleck auf mittlerer Höhe der Fichte. Den Baum hat die Freiwillige Feuerwehr Unsernherrn aufgestellt, einer der elf Vereine, die heuer am Wettbewerb teilgenommen haben, den das Ingolstädter Kulturamt veranstaltet. Auch die Tatsache, dass der Sockel nicht mit Holz verkleidet ist, löst wenig Begeisterung bei der Jury aus. „Das einzig gute“, urteilt Mittermaier, „ist eigentlich der schöne Wuchs.“

Weiter geht es nach Zuchering. Dort prangt auf dem holzverkleideten Sockel eine Tafel, die über den zweiten Preis vom Vorjahr informiert. Auf dem Grünschmuck wehen die blauweißen Bänder, die Zunftzeichen sind einheitlich gestaltet und gefallen den Betrachtern. Perfekt, scheint es. Doch Mittermaier schaut genau hin: „Er ist ein bisschen schräg“, grübelt er und geht langsam, mit zusammengezogenen Augenbrauen, um den Baum herum. „Da ist die Spitze abgebrochen“, ruft er schließlich. Mit dem Grünschmuck haben die Zucheringer zwar offensichtlich versucht, das Malheur zu vertuschen, doch noch immer erkennt man klar das Ende der abgebrochenen Spitze. „Schade“ kommentiert der stellvertretende Stadtheimatpfleger Ottmar Engasser und kritzelt etwas in seinen Bewertungsbogen.

Viel Gefühl beweist der Schützenverein Blücher Spitalhof: „(...) denn Brauchtum bewahren und auch lieben, das ist uns tief ins Herz geschrieben“, verkünden sie auf ihrer Tafel. Die männliche Jury beeindruckt das wenig: Etwas dünn sei der Baum geraten, heißt es.

„Übertrieben“ findet Stadtrat Martin Schlagbauer (CSU) das steinerne Blumenbeet neben dem Maibaum in Hundszell, in dem die Tradition erklärt wird. Oder wollte man so nur von der abgebrochenen Spitze ablenken, die Mittermaier, diesmal schon geübter, fast augenblicklich ausmacht? „Besser getarnt als in Zuchering“, lobt er. Zwischen den einzelnen Winden des Grünschmucks haben die Hundszeller scheinbar großzügig keinen Abstand gelassen. Nur das scharfe Auge erkennt, dass die Spitze versetzt ist. Eine Radfahrerin entpuppt sich als Zeugin und bestätigt den Verdacht: Ja, die Spitze sei beim Aufbau etwas abgebrochen.

In Dünzlau ist man bereits siegessicher: „Baut ja keinen Mist!“, ruft ein Anwohner von seinem Wagen aus, als er die Maibaumkommission erkennt. Höher als die Spitze der Kirche ragt der Maibaum 30 Meter in den Himmel. „Das ist der Blick“, schwärmt Schlagbauer. Das Ambiente stimme einfach in Dünzlau. Der blau und weiß dekorierte Baum wächst aus einem liebevoll gestalteten Blumenbeet heraus. Wie in den Jahren zuvor haben die Anwohner die Fichte in ein mit Wasser befülltes Loch in die Erde gelassen. Als einziger Bewerber haben sie statt kastenförmiger Holzverkleidung ein schickes Muster in die Rinde geritzt. Die Zunfttafeln, die Kränze, der Maibaumspruch, alles ist farblich und formlich aufeinander abgestimmt. Die gute Nachricht für die Konkurrenz: Im nächsten Jahr muss Dünzlau aussetzen.