Ingolstadt
Mit Spinat oder Kerbel geht’s los

Ingolstädter halten sich beim Essen an den Feiertagen an alte Osterbräuche

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Frisch aus der Natur: Kerbel ist Hauptbestandteil der traditionellen Kräutersuppe, die zu Gründonnerstag serviert wird. Isabel aus dem Donaumoos sammelt die Kräuter gleich auf einer Wiese - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Lammbraten wird traditionell am Ostersonntag serviert. Aber was isst der traditionsbewusste Ingolstädter an Gründonnerstag? „Spinat“, sagt Gemüsebäuerin Brigitte Wöhrl aus Seehof spontan und ergänzt noch schnell, „und es wird insgesamt möglichst wenig gegessen“.

Mittags kommt bei ihr Spinat mit Spiegelei auf den Tisch, was sie aus ihrer Kindheit übernommen hat. Am Abend des Gründonnerstag gibt es „fast nichts“, an Karfreitag serviert sie ihrer Familie traditionell Fisch, abends Brucheier, gefärbte Ostereier, die nicht mehr verkauft werden können, weil die Schale angeknackst ist. Vor 40 Jahren sei das noch anders gewesen. „Als ich Kind war, war Karfreitag Fasttag – da gab es gar nichts zu essen“, erzählt die 50-Jährige. Erst am Karsamstag wurde wieder gefrühstückt, wenn auch nicht üppig. Selbst das Mittagessen am Karsamstag fällt traditionell eher bescheiden aus, eine Brotsuppe beispielsweise, abends werden Reste verspeist. Dafür schmeckt das Frühstück am Ostersonntag ganz besonders gut.

Einen Vorgeschmack auf das Osterfrühstück mit Osterbrot und Osterschinken gestattet Maria Lautner ihrer Familie schon am Abend des Karsamstag. „Wir müssen doch probieren, ob ich das gut gemacht habe“, sagt die 67-jährige Austragsbäuerin aus Unserherrn verschmitzt. Eine kleine Familientradition, wie sie erzählt – auch ihre Mutter ließ kosten. Während sie ihrer Familie am Karsamstag zu Mittag Wammerl und Kartoffelpüree serviert, war in ihrer Kindheit Fleisch noch verpönt. Wenn die Mutter den Teig für Osternudeln oder -zopf zubereitete, zwackte sie einen Teil ab. So gab es als Mittagessen Dampf- oder Rohrnudeln mit Kompott.

Am Karfreitag spart Lautner Frühstück und Abendessen ein, dafür gibt es mittags Fisch mit Kartoffelsalat und grünem Salat, eventuell noch eine Käsesuppe dazu. Der Gründonnerstag steht auch bei ihr im Zeichen der Farbe Grün. „Dabei hat Gründonnerstag gar nichts mit Grün zu tun, sondern mit Trauer und Weinen“, ist ihr bewusst. Das kann der oberbayerische Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler nur bestätigen. „Gründonnerstag kommt nicht von Grün, sondern vom mundartlichen greinen, also weinen, klagen“, sagt er. Nichtsdestotrotz habe der Volksglaube einen „grünen Tag“ daraus gemacht, vielleicht auch in Anlehnung an das frische Grün des Frühlings. Daher kämen häufig grüne Speisen auf den Tisch, vor allem grüne Kräutersuppe aus sieben frischen Kräutern des anbrechenden Frühlings, in der Regel mit viel Kerbel, aber auch Spinat oder andere grüne Gemüse.

Gefrühstückt wird bei Familie Lautner am Gründonnerstag wie immer, abends gefastet und zu Mittag gibt es Spinat, dem die Köchin etwa ein Drittel junge Brennnesseln beimischt. Dazu serviert sie gekochtes, in Scheiben geschnittenes Rindfleisch und Bratkartoffeln. Und Nudelsuppe, „weil meine Enkelkinder sie besonders gern mögen“. Zwölf sind es mittlerweile, und die ganze Familie wird zu Ostern zusammenkommen. Was mindestens so wichtig wie der Speiseplan ist.