Eichstätt
Mit neuen Weidemöglichkeiten in die Zukunft

Online-Veranstaltung zeigt Entwicklung der Milchviehhaltung für mehr Tierwohl auf

14.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:02 Uhr
Die Kurzrasenweite auf seinem Hof hat Markus Dillinger online vorgestellt. −Foto: Funk

Eichstätt - Das Tierwohl ist in einer Online-Veranstaltung des Amtes für Landwirtschaft und Forsten und des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) Ingolstadt mit annähernd 60 Teilnehmern mit neuen Aspekten beleuchtet worden.

Veranstaltungsleiter Josef Schnell vertiefte Zahlen aus 2020, aus denen ersichtlich ist, dass der tiefgreifende Strukturwandel im Milchviehbereich kaum Grenzen kennt. Heute sind es schon sieben Prozent weniger, die Kühe melken. Und dieser Trend wird sich laut Einschätzung der Experten fortsetzen, da die Anbindehaltung von den Verbrauchern nicht erwünscht ist und die Molkereien deshalb Fristen für eine Umstellung zu mehr Tierwohl, sprich Ställe mit freien Bewegungsmöglichkeiten, setzen. Es wird zudem unterstrichen, dass Anbindehalter eventuell finanzielle Abstriche beim Milchgeld hinnehmen müssen.

Die staatliche Beratung sucht nun Möglichkeiten, Alternativen aufzuzeigen und auch finanziell zu unterstützen. Die Zahl der Milchkühe ist im Dienstgebiet Eichstätt-Ingolstadt mit knapp 41 Kühen je Hof nicht sehr groß. Die 108 Anbindehalter stellen aber noch rund 60 Prozent der Milchbauern und haben 2900 Kühe auf den Höfen. Die Tendenz geht hier nach unten.

Bald werden laut den Experten ganze Dörfer ohne Rinderhaltung sein. Die Leistungen der Kühe tendieren weiter nach oben aber die Erlöse haben sich für die einzelnen Landwirte nicht erhöht. Die Preise seien im Keller und für Betriebe, die in die Zukunft schauen wollen, nicht akzeptabel, hieß es.

Deshalb schlagen die staatlichen Berater eine Kombinationshaltung als Kompromiss für die nähere Zukunft vor, um dem Milchviehsterben entgegenzuwirken. Dies sei auch deshalb wichtig, da sich in vielen Dörfern gar keine Möglichkeiten für eine Erweiterung bieten. Förderungen werden hier von 30 bis 40 Prozent der Nettokosten und bis zu 800000 Euro gewährt.

Bei der Kombihaltung stehe die Bewegung der Tiere im Mittelpunkt. Sie müsse an mindestens 120 Tagen im Jahr gewährt sein.

An diesem Abend interessierte die Teilnehmer die Vorstellung des Betriebes von Markus Dillinger aus Saal/Donau, der einen gänzlich anderen Weg gegangen ist: Die Chancen, die sich durch seine Hoflage ergaben, nutzte er, um auf angrenzenden Wiesen und Feldern die neue Art der Kurzrasenweide mit bis zu 66 Kühen zu praktizieren. Hier wird auf 17 Hektar Grünland die Möglichkeit geboten, von Mitte März bis in den September hinein auf den Flächen ganztags zu weiden.

Der Unterschied zur normalen Beweidung ist, das keine Parzellen gesteckt werden, sondern die freigegebenen Flächen breitflächig abgegrast werden. Dillinger zeigte sich begeistert. Es werde zwar keine absolute Spitzenleistung erzielt, aber durch die Minimierung der Kosten trotzdem eine gute finanzielle Basis erzielt. Der Einsatz von Zusatzfutter ist nur in sechs Monaten vorgesehen Die Kraftfuttergaben seien nun halbiert. "Weniger Brasilien", wie Dillinger das ausdrückte.

Die Arbeit auf dem Betrieb konnte zudem zurückgefahren werden, denn die Exkremente die die Kühe auf den Weiden lassen, brauche er nicht zu lagern und auszubringen. Die Jungtiere habe er auf eine Almweide im Bereich Fischbachau untergebracht. Die Kühe würden im Frühjahr besamt und dadurch die Kalbungen im Herbst auf einen kurzen Zeitraum beschränkt. Auch der Nachwuchs bekomme dann freien Auslauf und der Gesundheitszustand sei sehr gut. Er erfuhr durch seine Weidehaltung viel Zuspruch von Mitbürgern und Urlaubern. Damit sei auch ein positives Image, das dringend notwendig ist, zu schaffen.

Fachberater Josef Schilcher zeigte den Abendteilnehmern dann Möglichkeiten auf, neue Förderprogramme in Anspruch zu nehmen. Tiergerechte Haltung stehe im Mittelpunkt und werde bei der Förderung nach einem Punktesystem bewertet. Die digitalen Möglichkeiten bei der Feldbestellung und die Förderungen im Stallbau einschließlich der Güllelagerung und -ausbringung würden sicher von Nutzen sein, um den Umweltgedanken voranzubringen.

Neu ist derzeit die Zaunbauförderung hinsichtlich der Wölfe, die auch in der westlichen Region und im Gebiet um Eichstätt ein Thema sind.

EK

Wendelin Funk