Ingolstadt
Mit Mut und Freundschaft gegen große Gefahren

Vor der Premiere vom "Räuber Hotzenplotz" lockt das Kinderfest mit buntem Programm am Samstag ins Stadttheater Ingolstadt

11.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:24 Uhr
Die Illustrationen von Katrin Busching zieren sämtliche Plakate der Spielzeit: Hotzenplotz und das Kinderfest. −Foto: Busching

Ingolstadt (DK) Ausgerechnet auf Großmutters Kaffeemühle hat es der Räuber Hotzenplotz abgesehen.

Schließlich spielt die das Lied "Alles neu macht der Mai", wenn man daran kurbelt. Und jetzt? Kaffeemühle weg. Großmutter ohnmächtig. Polizei machtlos. Gut, dass Kasperl und Seppel so mutig sind und auf eigenen Faust ermitteln. Doch als sie dem Räuber eine Falle stellen, gelangen sie nicht nur selbst in seine Fänge, sondern stolpern mitten hinein in ein Abenteuer, in dem auch ein Zauberer und eine Fee wichtige Rollen spielen.

1962 erschien Otfried Preußlers Kasperlgeschichte "Der Räuber Hotzenplotz" und fand so großen Anklang beim Publikum, dass sich der Autor nach vielen Anfragen, Bitten und detaillierten Vorschlägen von Kindern für weitere Hotzenplotz-Bücher entschloss, eine Fortsetzung zu schreiben. Drei Bände waren es schließlich bis 1973. Und 2018 wurde mit "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" eine Geschichte veröffentlicht, die Preußlers Tochter Susanne 2017 im Nachlass ihres 2013 gestorbenen Vaters entdeckt hatte.

Otfried Preußler hatte übrigens ziemlich lange nach einem passenden Namen für seinen Räuber gesucht: Pistolinski, Pistolatzki oder Räuber Hetschepetsch waren in der engeren Wahl, bis sich eines Tages wie von selbst der "Hotzenplotz" einstellte - so lautet der deutsche Name einer Stadt (Osoblaha) und eines Fluss (Osob? oga) in Schlesien.

Es wurde eine Erfolgsgeschichte: Allein der erste Band wurde in 37 Sprachen übersetzt und weltweit fast 5 Millionen Mal verkauft. Der Absatz der Hotzenplotz-Bände insgesamt liegt weltweit bei mehr als 8 Millionen Exemplaren. Seit 1966 steht "Der Räuber Hotzenplotz" auf dem Spielplan der Augsburger Puppenkiste. Und die beiden Verfilmungen von 1974 (mit Gert Fröbe als Räuber) und 2006 (mit Armin Rohde) haben Generationen von Kindern geprägt. Das Stadttheater Ingolstadt hat den Stoff nun als Wintermärchen ausgesucht. Premiere ist am Samstag im Großen Haus. Regie führt Tobias Hofmann.

"Dieses Buch war fester Bestandteil unseres Bücherregals im Kinderzimmer", erinnert er sich. "Das Cover hat sich so in meine Erinnerungen eingebrannt. Ich hätte es nachzeichnen können. " Was ihm vor allem gefällt an der Geschichte sind die Furchtlosigkeit und der Mut, mit denen Kasperl und Seppel diesem bedrohlichen Kerl mit den sieben Messern im Gürtel und der Pfefferpistole, der in den Wäldern haust, entgegentreten. Denn das wirkt am Ende nach: "Dass man sieht: Wenn man sich nicht einschüchtern lässt und einen Freund an der Seite hat, dann schafft man auch die größten Gefahren. " Die größte Herausforderung für den Regisseur war, einen Weg zu finden, wie er diese Kasperlgeschichte auf die große Bühne übersetzen konnte. "Ich wollte einerseits diese Typen des Kasperltheaters - Kasperl, Seppel, den Räuber, den Wachtmeister - erhalten, sie andererseits aber auch zum Leben erwecken, etwas theatrales dazuzaubern", erklärt Tobias Hofmann. Und hat sich so dazu entschieden, das Spiel zum Spiel zu machen. Vier Schauspieler und ein Musiker schlüpfen abwechselnd in die verschiedenen Kostüme, wobei Thomas Unger (den man aus dem Fernsehen etwa aus "Ein Fall für zwei", den "Garmisch-Cops" oder Katie-Fforde-Verfilmungen kennt) als Kasperl zu erleben ist, Manuela Brugger als dessen Freund Seppel, Musiker Dieter Holesch nicht nur Gitarre spielt, sondern auch die Rolle des Wachtmeisters Dimpfelmoser und Nils Buchholz und Maik Rogge sich die restlichen Rollen aufteilen.

Tobias Hofmann hat eigens Lieder komponiert: ein freches, für den selbstgefälligen Räuber, eins für Kasperl und Seppel und natürlich auch eins für den großen Zauberer Petrosilius Zwackelmann - seinen heimlichen Favoriten. "Scheinbar ist er ja allumfassend genial, aber dann scheitert er an dieser simplen Idee vom Seppel, Kasperlmütze und Seppelhut zu vertauschen. " Kenner wissen es: Dieser Mützentausch sorgt für allerhand Verwicklungen. Denn so landet Kasperl als vermeintlich dummer Seppel beim Zauberer, befreit die Fee Amaryllis und hat dafür drei Wünsche frei.

Natürlich bietet das Zauberschloss allerhand Möglichkeiten für ein bisschen Magie auf der Bühne: fliegende Bücher, Verschwindezauber und ähnliches, das der Regisseur noch nicht verraten will. Zum Staunen soll das Bühnenbild jedenfalls sein. Zuständig für die Ausstattung ist Katrin Busching, deren Illustrationen auch alle Theaterplakate dieser Spielzeit zieren. "Ich liebe diesen Look", schwärmt Regisseur Hofmann. "Sie hat fast alles ausgestattet, was ich hier tun durfte. Wenn sie dabei ist, trau ich's mich. "

Premiere ist am Samstag um 18 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt. Kartentelefon (0841) 30547200.
 

Anja Witzke