Hilpoltstein
Mit "Mama Tenga" wächst die Hoffnung

Katrin Rohde berichtet in Hilpoltsteiner Grundschule über ihr Hilfsprojekt in Burkina Faso

13.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr

Katrin Rohde erzählt den Hilpoltsteiner Grundschülern ausführlich über ihren Alltag in dem Kinder- und Jugenddorf Ampo. - Foto: Weinig

Hilpoltstein (clw) „Mama Tenga“ hat 120 Kinder. Sie kennt sie alle mit Namen, spielt, lacht und weint mit ihnen. Ohne ihre „Mama Tenga“ hätten viele dieser Kinder noch nicht einmal die Chance, erwachsen zu werden. „Mama Tenga“ ist der Kosename für die in Deutschland geborene Katrin Rohde (65), die mit Anfang 40 ihre gesicherte Existenz als Buchhändlerin aufgab, um sich ein zweites Leben aufzubauen – in Afrika. In Burkina Faso, auf einer aufgelassenen Müllkippe.

Mittlerweile leben in Ampo, diesem Dorf mitten in der Großstadt, 320 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 20 Jahren. 120 von ihnen sind Waisen und werden von 126 fest angestellten Mitarbeitern so lange mit viel Herz und Verstand groß gezogen, bis sie alt (und gebildet) genug sind, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Waisenhaus, Schule, landwirtschaftliche Lehrfarm, Schneiderei und Krankenstation sind fünf der sieben Einzelprojekte, die unter der Regie von Katrin Rohde entstanden sind. Vom Leben in Ampo erzählte Katrin Rohde an diesem Montag den Hilpoltsteiner Grundschülern.

Schon seit vielen Jahren lässt sich die Hilpoltsteiner Schulgemeinschaft immer wieder etwas einfallen, um die Aktion „Jeder Bürger ein Euro“ und damit auch die Arbeit von Katrin Rohde zu unterstützten. Demnächst werden die Zweitklässer Schnittlauchbrote in der Pause für den guten Zweck verkaufen. Die Schuleinschreibung nutzte der Elternbeirat, um mit Kaffee und Kuchen die Spendenkasse zu füllen – nur zwei von vielen Beispielen.

An diesem Montag bekamen die Geschichten, die die Grundschüler über die Hilfsprojekte im Unterricht hörten, plötzlich ein Gesicht. Katrin Rohde, die derzeit in ganz Europa unterwegs ist, um ihre Arbeit vorzustellen, hat auf dem Weg von Berlin nach Stuttgart gerne den Schwenk über Hilpoltstein in Kauf genommen. Weil sie gerne von ihrer Arbeit, ihren Wünschen und ihren Hoffnungen – und damit von denen der Kinder und Jugendlichen in Burkina Faso – erzählt.

Natürlich geht es bei so einer Reise prinzipiell darum, um finanzielle Unterstützung zu werben. Doch die bald 66-Jährige will nicht einfach die Hand aufhalten. „Ich bitte nie um Geld. Ich versuche nur, den Menschen näher zu bringen, was wir in Ampo machen. Wie das Leben dort ist, was es ausmacht – alles Andere ergibt sich von selbst.“ Es ist ein ganz anderes Leben. Eines, das mit dem deutschen Alltag, den Rohde in diesen Tagen erlebt, so gar nicht zusammen passt.

Im Gespräch macht sie keinen Hehl daraus, wie sehr sie die Überflussgesellschaft, aber auch die Alltagshektik schockieren – und die für sie so wenig offensichtliche Lebensfreude, die ihr in dem Land begegnen, in dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hat. Bei jedem ihrer Besuche. Denn „zu Hause“, sagt sie, „zu Hause bin ich in Afrika, in Ougadougou.“

Davon berichtet sie den Hilpoltsteiner Jungen und Mädchen. In zwei Schichten mit jeweils rund 120 Kindern – also vor genau so vielen Kindern, wie in Ougadougou in den staatlichen Schulen in einer Klasse sitzen. Klar, dass sich hier, in der Schulaula, die Grundschüler auch mal ablenken lassen, wenn es um so ganz normale Dinge wie Schulalltag und Berufsausbildung geht.

Doch es gibt auch diese Momente, in denen es mucksmäuschenstill ist. Wenn Katrin Rohde von der Ampo-Krankenstation erzählt, in der Medikamente umsonst ausgegeben werden – wie sonst nirgends in der Drei-Millionen- Stadt. Wie es ist, wenn eine Mutter mit kranken und unterernährten Zwillingen im Arm vor der Tür steht – und nur noch eines der Babys atmet. Armut ist grausam. Auch das lernen die Hilpoltsteiner Grundschüler