Endlich
Mit Herz und Verstand

Der neue Opel Astra will nicht mehr nur vernünftig sein – und überzeugt nun auch mit Design und Technik

29.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Aufgeräumt: Die wilde Knopf-Ansammlung in der Armaturenbrettmitte ist endlich verschwunden – die Bedienung ist nun klar gegliedert.

Endlich geht es wieder bergauf mit Opel: Die Jahre des biederen Designs sind längst abgehakt, und mit dem trendigen Adam und dem pfiffigen Karl haben die Rüsselsheimer zuletzt zu Recht viel Aufmerksamkeit in der Kleinwagenklasse auf sich gezogen. Jetzt steht mit dem Astra der größere Bruder am Start in die neue Modellgeneration. Ein Auto, das für viele die Alternative zum VW Golf ist – vor allem wegen des günstigeren Preises. Mit dem neuen Astra will Opel aber nicht mehr nur die billige Alternative sein – sondern auch durch Technik und Design die Kunden überzeugen. Und die Chancen für die Rüsselsheimer stehen selbst in der extrem hart umkämpften Kompaktklasse gut.

Während man bei einem Golf die Design-Änderungen meist mit der Lupe suchen muss, haben die Opel-Stylisten dem Astra gekonnt ein frisches Gewand geschneidert. Die neue Optik lässt die Gene des Vorgängers zwar durchaus erkennen, lässt aber auch gleichzeitig auf den ersten Blick keinen Zweifel daran, dass es sich um ein neues Modell handelt. Von vorne wirkt der Astra nun bissiger, ohne eine „Attacke“-Fratze zu schneiden. Gelungen sind auch der Bruch in der C-Säule sowie das Heck, das gerade nachts durch die Lichtsignatur hübsch anzuschauen ist.

Dem Trend zum stetigen Wachstum stemmen sich die Rüsselsheimer entgegen – zumindest bei den Außenabmessungen. Hier wagt Opel einen Schritt zurück: Im Vergleich zum Vorgänger ist der Astra fünf Zentimeter kürzer, und 2,5 Zentimeter niedriger – lediglich einen Hauch breiter (plus 0,5 Zentimeter) ist er geworden. Dennoch ist die Schrumpfkur ein Schritt in die richtige Richtung, schließlich ist das Platzangebot gewachsen. Fahrer und Beifahrer freuen sich über 2,2 Zentimer mehr Kopffreiheit, und die Fondpassagiere haben 3,5 Zentimeter mehr Platz für ihre Beine. Überhaupt macht sich der gewonnene Raum vor allem beim Sitzen in der zweiten Reihe bemerkbar. Hier kann man nun auch mit einer Körpergröße von über 1,80 Meter eine längere Fahrt durchstehen.

Im Innenraum macht der Astra generell einen luftigeren Eindruck. Das liegt nicht zuletzt am neu gestalteten Interieur. Endlich haben die Designer die grausige Knopf-Ansammlung in der Mitte des Armaturenbretts beseitigt. Hier sitzt nun ein wunderbar integrierter Navi-Monitor, darunter die Klima-Bedieneinheit. Das erleichtert nicht nur die Bedienung und schaut schön aus, sondern fasst sich auch sehr solide an.

Auch bei Assistenzsystemen und Vernetzung haben die Opel-Ingenieure ordentlich nachgelegt. Auf Wunsch kommt der Astra mit dem persönlichen Service-Assistenzsystem OnStar, welches dem Fahrer in verschiedensten Situationen auf Knopfdruck Hilfe per Telefon bieten soll. So kann etwa ein Mitarbeiter im Service-Zentrum per Mobilfunkverbindung Reiserouten aufs Navi überspielen. Selbst ein WLAN-Hotspot ist erhältlich. Außerdem ist der Astra das derzeit einzige Volumen-Modell, dass mit Matrix-LED-Scheinwerfern (1150 Euro) zu haben ist – ein Sichtgewinn bei nächtlicher Fahrt. Die bequemen Sitze lassen sich auf Wünsch mit Belüftung und Massagefunktion ausstatten, wobei Letztere nur wenig am Rücken spüren lässt.

Wer aufs Budget achten muss, darf beruhigt zum 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner (ab 17 960 Euro) greifen, der mit 105 PS zwar keine Bäume ausreißt aber mit dem Astra auch nicht überfordert ist. Mehr Dampf bietet freilich der 1,4-Liter-Vierzylinder mit 150 PS, wobei auch dieser gerne noch etwas mehr Punch bieten dürfte – dafür pendelt sich der Verbrauch knapp unter sieben Litern ein. Wer viel fährt, greift am besten zum Diesel (1.6 CDTI) mit 136 PS (ab 24 910 Euro).

Das Fahrwerk ist nun straffer abgestimmt als beim Vorgänger, was dem Astra einen Tick mehr Sportlichkeit beschert. In Kurven bleibt der Fronttriebler sehr lange neutral. Manchen könnte die Abstimmung jedoch etwas zu hart sein. Die Schaltung hingegen ist sehr leichtgängig, auch die langen Wege sind nicht optimal. Dafür lassen sich die Gänge exakt einlegen. Positiv fällt die gute Dämmung auf – im Innenraum bleibt es auch bei flotterer Fahrt angenehm leise.

Die beste Nachricht: Der Astra ist nicht teurer geworden. Die Preise beginnen bei 17 260 Euro für den 1,4-Liter-Benziner mit 100 PS und 5-Gang-Handschaltung. Alles in allem bietet der Astra sehr viel fürs Geld. Ab Oktober ist auch die Kombi-Variante bestellbar – bei Opel Sports Tourer genannt –, auf die viele Familienväter bereits gespannt warte. Angesichts dessen, was die Kompaktversion jetzt schon zeigt: zu Recht. DK