Eichstätt
Mit Hermann Hesse nahm alles seinen Anfang

Er ist Autor, Journalist und Dozent: Michael Kleinhernes Liebeserklärung geht an die Literatur

17.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:02 Uhr |
Lebt in einem Haus voller Bücher: Michael Kleinherne in seinem Arbeitszimmer. − Foto: privat

Eichstätt (DK) Meine Leidenschaft für die Literatur begann mit 17 Jahren.

Wie viele andere meines Alters las ich Hermann Hesse, den mir unser Ortspfarrer empfohlen hatte. Sein "Siddartha", ein neugierig Sinnsuchender, sowie sein "Steppenwolf", ein verzweifelt Sinnsuchender, trafen bei mir einen Nerv, den die Schullektüre nicht zu treffen vermochte. Aber in der Schule kam mit Samuel Beckett im Englischunterricht dann doch noch ein Autor ins Spiel, dessen Darstellung von vergeblicher Sinnsuche in einer Umgebung extremer Sinnlosigkeit dieses Thema, das mich damals stark beschäftigte, auf fesselnde Weise ansprach.

Schließlich nahm ich an der Universität Münster ein Studium der Fächer Germanistik und Anglistik auf. Dieses setzte ich, nach einem Auslandsjahr in den Vereinigten Staaten, in Eichstätt fort und es führte mich dort bis zur Promotion über Romane von Thomas Mann und anderen. In diesen Jahren musste ich so viele Bücher und Aufsätze über Bücher lesen, dass ich danach das Lesen von Literatur für viele Jahre einstellte.

Beruflich verschlug es mich für eine Weile nach Österreich. Als ich nach Eichstätt zurückkehrte, begann ich bald darauf in Ingolstadt ein journalistisches Volontariat beim DONAUKURIER. Wir Volontäre wurden im Verlauf der Ausbildung auch nach München an die Akademie der Bayerischen Presse geschickt. Dort bekamen wir den Auftrag, eine Reportage zu schreiben. Ich schrieb diese über ein hyperaktives Kind von Bekannten aus der Nähe Ingolstadts und gewann damit den Jahrespreis als beste Reportage der Akademie. Bei der Preisverleihung sagte mir ein Jurymitglied, das sonst beim "Focus" arbeitete, dass meine Reportage ja eher ein literarischer Text gewesen sei, und dieser Satz löste bei mir die Idee aus, doch mal ein paar Kurzgeschichten zu schreiben. Als diese immer länger wurden, wollte ich mal sehen, wie die Profis, also "echte" Autoren, das machten, und fing wieder an zu lesen. So führte mich das Schreiben zum Lesen zurück, und beides, Schreiben und Lesen, gehört für mich seitdem unweigerlich zusammen. Mittlerweile gibt es drei literarische Bücher von mir. Ich lese oft bei Veranstaltungen daraus und bin gut vernetzt in der Literaturszene.

Im selben Jahr, als mein erstes Buch erschien, organisierte ich mit einem Freund das erste LiteraPur-Festival in Eichstätt, das heuer bereits zum achten Mal stattfand. Dazu laden wir jedes Jahr interessante deutschsprachige Autorinnen und Autoren zu Lesungen aus ihren aktuellen Büchern ein. Das ist für mich auch immer wieder eine schöne Inspiration, neue Bücher zu lesen und mich dann wieder dem eigenen Schreiben zu widmen. All das nahm also mit Hermann Hesse seinen Anfang. Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, ihm ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken und herauszufinden, was er mir heute noch zu sagen hat.

ZUR PERSON

Michael Kleinherne wurde 1964 in Westfalen geboren und lebt heute bei Eichstätt. Er arbeitet dort - nach Promotion und Auslandsaufenthalten - als freier Autor und Journalist sowie als Dozent für Kreatives Schreiben, Deutsch und Englisch. 2002 erhielt er den Reportagepreis der Akademie der Bayerischen Presse in München. An der Universität Eichstätt-Ingolstadt leitet er das jährliche Festival LiteraPur. 2012 erschien sein Kurzgeschichtenband "Drehpause". Im selben Jahr war er auch Dramaturg am Stadttheater Ingolstadt. Zwei Jahre später erschien seine Novelle "Daniel", 2016 der Roman "Die Aktion - Zwei Wochen im August". Verschiedene Kurzgeschichten sind in unterschiedlichen Anthologien veröffentlicht worden. 2015 war Kleinherne auf Einladung der University of Dallas Gastautor am Dallas Goethe Center.

In unserer Serie "Liebeserklärung " erzählen Persönlichkeiten unserer Region, was ihnen in ihrem Leben besonders viel bedeutet.

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