Schrobenhausen
Mit ganz viel Gefühl für Farben

Petra Sulzer betreibt seit vielen Jahren Schrobenhausens einzige private Galerie

06.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:11 Uhr
Petra Sulzer fühlt sich wohl in ihren beiden kleinen Galerien, in denen es manch interessantes Bild zu entdecken gibt. Seit über 30 Jahren bietet sie Künstlern Foren; die Schwarzweißfotos sind aus der Anfangszeit. Berühmtester Gast war Armin Mueller-Stahl. −Foto: Budke, Matthias Hiekel/dpa, Archiv

Schrobenhausen - Sie gibt bekannten und unbekannten Künstlern ein Forum: Petra Sulzer.

An zwei Standorten in der Schrobenhausener Altstadt engagiert sie sich für Kunst und Kultur - als kommerzielle Galeristin. Kein einfaches Geschäft, aber offenkundig eines, das Freude bereitet, denn Petra Sulzer bleibt am Ball.

Wirken die Ausstellungsräume von außen eher unauffällig, öffnet sich innen ein Paradies an Farben. Petra Sulzer hat sich breit aufgestellt, das tut sie seit jeher. Immer wieder tauchen bemerkenswerte Künstler in ihrem Portfolio auf. Früh präsentierte sie Rüdiger Brassel, der heute in Siegen lebt und sich mit seinen Radierungen einen Namen gemacht hat. Oder die Malerinnen Gabriele Mierzwa und Elvira Bach oder auch Wolfgang Zellner.

Der größte Coup war gewiss eine Ausstellung mit Hollywoodstar Armin Mueller-Stahl, der sich nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Schriftsteller, Musiker und Maler einen Namen gemacht hat - ein Universalkünstler. 1998 war das, als er in ihrer Galerie zu Gast war, und sie muss noch heute lachen, wenn sie daran denkt. "Armin Mueller-Stahl saß damals hier am Tisch, mit einem Kaffee in der Hand und hat sich darüber amüsiert, wie die Leute am Fenster vorbeigingen und rätselten: Ist er es oder ist er es nicht? Aber einfach reinzukommen, das traute sich niemand", erzählt sie.

Gut möglich, dass sie demnächst wieder einmal einen sehr bekannten Künstler nach Schrobenhausen holt: Eine Idee hat sie schon, Kontakte sind geknüpft, aber verraten will sie noch nichts. Aber da kommt wieder was, denn Petra Sulzer betont: "Ich mache mit meiner Galerie weiter, solange wie ich die Power und die Freude daran habe. "

Und ihr fällt immer etwas ein. Wie damals, als sie den Neuburger Thomas Möser holte und ihn dazu brachte, eine einzigartige Radierung der Schrobenhausener Altstadt extra für seine Ausstellung in ihrer Galerie zu machen. Das kam bei den Kunden gut an.

Die Auswahl der Künstler und passender Bilder für verschiedene Geschmäcker ist das eine, aber längst nicht alles. Sie zeigt ein paar mit leichtem Strich gezeichnete Skizzen, während an der Wand hinter ihr ein opulentes Blumengemälde hängt. Und sie verweist auf die Rahmen, darauf hat sich Petra Sulzer spezialisiert, sie verfügt über mehr als 900 verschiedene Muster. Da ist es verständlich, dass mancher Kunstliebhaber mit der Rahmung des Werkes überfordert ist. Zudem gibt es keine Richtlinie, wie ein Bild gerahmt wird, sagt Sulzer und weiß, worum es vor allem geht: "Ein Rahmen soll das Bild hervorheben. "

Die zierliche 58-Jährige strahlt so viel positive Energie und Begeisterung für ihren Beruf, wenn sie davon erzählt. Sie erinnert sich noch gut an die Anfänge vor über drei Jahrzehnten. "Das wird nichts in Schrobenhausen, haben viele damals gesagt", erinnert sie sich, "aber es hat sich dann doch bewährt. " Und wenn sie erzählt, wie sie sich zum Schneiden der Glasscheiben für einen Rahmen auf dem großen Tisch in ihrer Werkstatt mit vollem Körpereinsatz strecken muss, dann wird schon klar, dass sie das mit Begeisterung macht.

Oft wird unterschätzt, was alles dahintersteckt, bis ein Gemälde, eine Skizze oder eine Fotografie perfekt gerahmt sind. Nach der Beratung beginnt der handwerkliche Teil ihrer Arbeit: Messen des Bildes, schneiden der Rahmenleisten, leimen und schießen mit Nägeln, abfeilen von Kanten, ausbessern kleinerer, nicht ganz perfekter Stellen, dann das Glas, die Rückwand und das Passepartout schneiden, alles staubdicht zusammenbauen und zu guter Letzt die Aufhängung anbringen.

"Ich rahme in konservatorischer Museumsqualität", betont die Fachfrau. Ein paar Stunden Arbeit sind das schon, aber in ihrer Werkstatt hinter dem Laden hat sie für sich allein genug Platz und zudem alle Materialien in Griffweite. Das ist perfekt für sie, wie ihr Beruf überhaupt: "Der Wechsel zwischen laufen, stehen und sitzen gefällt mir", sagt sie. Außerdem arbeitet sie mal handwerklich allein, dann wieder in der Beratung mit den Kunden zusammen. Sie besucht Messen und Ausstellungen, telefoniert, knüpft Kontakte.

2008 kam sie durch Zufall und mit einer ziemlichen Portion an beiderseitigem Vertrauen dazu, Wohnungen einzurichten: "Eine Frau, die vorübergehend in Schrobenhausen arbeitete, bat mich, ihre Wohnung in München zu dekorieren. " Als sich Petra Sulzer vor Ort einen ersten Eindruck verschaffte, war ihr klar: " Dekorieren reichte da nicht - alles musste raus. " Tatsächlich bekam sie völlig freie Hand, ohne dass es einen Vertrag gab: "Das hätte daneben gehen können", weiß sie heute, aber alles ging gut: "Sie fiel mir um den Hals und weinte vor Freude. " Der Kontakt hat bis heute gehalten.

Die Schwierigkeit bei der Einrichtung sieht Petra Sulzer darin: "Für die eigene Wohnung ist man oft betriebsblind. " Wenn sie jemandem bei der Gestaltung seiner Wohnung hilft, ist sie erst wirklich zufrieden, "wenn aus dem Heim ein individuelles Zuhause geworden ist, indem die Einrichtung und die Kunst die Persönlichkeit des Bewohners widerspiegeln. " Für Petra Sulzer hat ihre Wohnung schon immer eine große Bedeutung: "Das ist ein Zufluchtsort, das ist viel wichtiger als Urlaub. " Während der Effekt einer Reise wieder verfliegt, bleibt die Wohnung der Ort, der Heimat sein soll. Übrigens haben sich die richtigen Designermöbel, Gemälde oder Skulpturen spannender Künstler nicht nur einmal als Wertanlage erwiesen.

Petra Sulzer hatte schon immer ein gutes Gefühl für Farben und Materialien. Und wie sieht es mit selber malen aus? Nein, das will sie nicht: "Das überlasse ich denen, die es können", sagt sie lachend.

SZ