Ingolstadt
Mit einem Schlag auf dem richtigen Weg

Der Junioren-Box-Weltmeister Granit "Stein" Bylygbashi trainiert kostenlos Jugendliche im Augustinviertel

06.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Ingolstadt (DK) Ein echter Boxprofi als Trainer. In dem Projekt "Elite-Boxing" des Stadtteiltreffs im Augustinviertel geht es aber um viel mehr als nur eine Trainingsmöglichkeit für die Jugendlichen aus den Soziale-Stadt-Gebieten. Es geht um Respekt, Selbstbewusstsein, Disziplin und natürlich Spaß.

Der Mann weiß, wovon er spricht. "Ich bin im Nordosten aufgewachsen. Rund um die Pestalozzischule." Er kennt das Viertel. An der Schillerstraße viele Wohnblocks und viel Anonymität. Nicht für jedes Kind ist es hier leicht, den richtigen Weg einzunehmen. Granit, den Spross der Familie Bylygbashi, aber verschlug es im Hinterhof der Pestalozzischule zum Boxclub (BCI), was sein Leben nachhaltig verändern sollte. Davon profitieren seit einigen Wochen andere junge Leute in Ingolstadt, wobei Granit Bylygbashi selbst erst 24 Jahre alt ist.

Wer ihn in Turnschuhen und in Trainingsanzug, mit einer Stoppuhr um den Hals baumelnd, so leichtfüßig tänzeln sieht, würde das nicht erwarten. Ihn umstrahlt eine natürliche Aura. Alle Blicke sind auf den 24-Jährigen gerichtet, was nicht mit seiner Rolle zu tun hat, sondern einfach mit seiner Ausstrahlung - die des Profiboxers Granit "Stein".

Seit einem guten Monat kann sich der Ingolstädter offiziell internationaler deutscher Junioren-Weltmeister nennen. Den Titel eines Idols für die Jugendlichen aus dem Augustinviertel und anderen Bezirken bekommt er gratis dazu. Den hat er seit einigen Wochen auch verdient, seit Bylygbashi mit Manager und Fitnessguru Klaus Reichel und Athletikcoach Markus Beller im Jugendtreff "AuT53" an der Saturn-Arena aktiv ist. Zweimal die Woche bieten sie montags und mittwochs kostenlos das Programm "Elite-Boxing" an. Fast ein Dutzend Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren sind begeistert dabei. Hopsen, springen, mit den Fäusten wirbeln und schwitzen - alles auf Kommando des Boxprofis. "Ich will was zurückgeben. Von der Sportart, die ich liebe, die mich nach vorne gebracht hat." Wer nicht kämpfe, der werde auch im Alltag die Arbeit nicht aufnehmen. Der kennt aber auch nicht eine Trainingsgemeinschaft und wie es ist, eigene Fortschritte zu erleben. Und am Ende sei das Ziel natürlich: Nicht auf der Straße rumzuhängen!

Gudrun Schmachtl, die Quartiermanagerin im Augustinviertel, ist begeistert von dem Projekt, an dem auch die Jugendarbeiterinnen der Diakonie im Jugendtreff fleißig mitwirken. Oliver Betz, der Leiter des städtischen Jugendamtes und selbst kampfsportaffin, lobt ebenfalls: "Eine ganz tolle Sache!" Aus seinem geplanten Kurzbesuch wird eine ganze Stunde, in der er gebannt verfolgt, wie die Kinder und Jugendlichen sich schinden. Wie die 17-jährige Magdalena als einziges Mädchen in der altersmäßig gemischten Gruppe. "Granit ist ein super Trainer. Das sieht man einfach!", sagt sie. Für ihn eilt die Jugendliche jede Woche zweimal aus dem Nordosten in den Jugendtreff. Das Training ist intensiv. Aber auf eines können sich die Schützlinge verlassen. Ihr Trainer lässt nicht locker. Bylygbashi lächelt und sagt: "Man darf Boxer nicht so viel loben, sonst werden sie zufrieden und lassen nach." Dann drückt er auf die Stoppuhr. Weiter geht's!