Petersbuch
Mit der Handschrift Jakob Engels

29.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Foto: DK

In dem sonst eher ruhigen Juradorf Petersbuch herrscht dieser Tage Festtagsstimmung. Anlass ist das 300-jährige Bestehen der heutigen Kirche. Wir blicken ein wenig zurück auf die Geschichte.

Petersbuch (EK) Genau an der Stelle, wo die ersten Siedler um 800 auf dem Areal des Urhofes ein Holzkirchlein errichteten, entstand im 11. oder 12. Jahrhundert ein Steinbau. Dieser überdauerte zwar die Jahrhunderte, entsprach aber, von Anfang an eher einer finsteren Höhle gleichend, nach gut 600 Jahren weder dem Zeitgeschmack noch der Einwohnerzahl des Dorfes. Zudem waren das Mauerwerk brüchig und der Dachstuhl morsch geworden.

Kein Wunder, dass sich auch die maßgeblichen Stellen in Eichstätt einem Neubau nicht widersetzten. Nach einer längeren Vorlaufphase wurde es 1717 ernst. Zuständig für das gesamte Unternehmen war der Vogt von Titting-Raitenbuch, Georg Färckler. Er war der Dreh- und Angelpunkt, der die Verhältnisse vor Ort genau kannte und auch die Kontakte zu dem für kirchliche Angelegenheiten zuständigen Geistlichen Rat und dem Generalheilingverwalter in Eichstätt herstellte. Erst wenn bei den verschiedenen Maßnahmen von dieser Seite die Zustimmung kam, konnte der nächste Schritt unternommen werden, angefangen von der Planung, den Kostenvoranschlägen bis zur Endabrechnung und Finanzierung.

Ansprechpartner für Kirchenbauten war der bischöfliche Hofbaumeister. Obwohl diese Stelle zu besagter Zeit Johann Benedikt Ettl als Oberbaumeister vertretungsweise innehatte und Gabriel de Gabrieli bereits 1715/16 zum Hofbaudirektor ernannt worden war, trägt Petersbuch die Handschrift des 1714 verstorbenen Jakob Engel. Ein Zeichen, dass die ersten Schritte für den 1717 erfolgten Neubau schon mehrere Jahre zurücklagen. Engel hatte vor allem für die Turmgestaltung bei einfachen Landkirchen ein Grundschema mit mehreren Variationen zur Auswahl.

Das Untergeschoss mit dem Altarraum wurde in der Regel vom Vorgängerbau übernommen, so auch in Petersbuch. Das Langhaus wurde auf 9,50 Meter verbreitert und im Westen bis an die Grundstücksgrenze auf 14,50 Meter verlängert. Um die Raumnot einigermaßen zu mildern, erhielt die Kirche im Innern zwei übereinander gelagerte Emporen. Zwei Fensterachsen mit breiten Rundbögen sorgten für die nötige Helligkeit. Im Osten wurde eine Sakristei angehängt. Die ganze Woche über waren deren Bautrupps im Dorf einquartiert und kehrten nur am Samstagabend zu ihren Familien in Eichstätt zurück.

Im Frühjahr 1717 wurde mit den Abbrucharbeiten der alten Kirche begonnen, am Nikolaustag erfolgte die Weihe durch Weihbischof Johann Adam Nieberlein. Insgesamt beliefen sich die Kosten für den Rohbau auf 1750 Gulden, 19 Gulden für den Weihbischof und 1 Gulden 35 Kreuzer für Metzger Xandtner, der ihn mit der Chaise kutschiert hatte, eingerechnet. Diese Summe berührte aber die Dorfbewohner weniger. Sie hatten nur die Hand- und Spanndienste zu leisten. Da die Kirchenstiftung nachweislich mittellos war, mussten die Einnehmer des Großzehenten in der Petersbucher Flur für die Baukosten aufkommen. Das waren der Pfarrer von Emsing und vor allem das Eichstätter Domkapitel, bei dem der Hauptanteil hängen blieb. Das hatte den Grund, weil der Pfarrer sich auf seine "Kongrua" (garantierte Mindesteinnahme zum Lebensunterhalt) berufen konnte. Nachdem der Bau stand, ging es für die Einheimischen an das Eingemachte, denn für die Innenausstattung mussten Kirchenstiftung und Gemeinde aufkommen. Man begnügte sich mit dem Allernötigsten, übernahm Figuren aus der alten Kirche und auch die Kirchenbänke, die notdürftig ausgebessert wurden.

1719 kamen die von dem Emsinger Schreinermeister Michael Blaicher gefertigten drei Altäre und die Kanzel. Für einen Seitenaltar verkaufte die Gemeinde dem Schuster Andreas Unfug "unten am See" um 60 Gulden einen Platz, auf dem er sich ein Häuschen errichten konnte, das spätere, mittlerweile wieder aufgegebene "Wagneranwesen". 1720 leistete man sich noch die Altarbilder von Maler Johann Michael Zink (Eichstätt). Dann war lange Zeit Ruhe: Erst 1730 wurde der schon wurmstichig zu werden drohende Hochaltar angegangen. Mag auch die neue Kirche in den Anfangszeiten eine schwere Last bedeutet haben, so musste später ebenfalls jede Generation zur Erhaltung ihres Gotteshauses ihren Beitrag leisten. Die ganzen 300 Jahre bis heute.