Lüneburg
Mit dem Akkuschrauber in die Küche

Lifehacks machen das Leben leichter – Kai Daniel Du und Benjamin Behnke haben zwei Bücher darüber geschrieben

18.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:47 Uhr

Lüneburg (DK) Popcorn als Verpackungsmaterial? Lachs in der Spülmaschine? Apfelschälen mit dem Akkuschrauber? Glibberwürmer aus Strohhalmen? „Trick-17-Küche“ haben Kai Daniel Du und Benjamin Behnke ihr etwas anderes Kochbuch genannt, in dem sie Alltagsprobleme auf ungewöhnliche Weise lösen. Am Anfang standen Podcasts mit sogenannten Lifehacks, das sind Tipps und Tricks, die das Leben einfacher machen.

Schließlich: „Improvisation ist das halbe Leben!“ Im Interview plädiert Kai Daniel Du (38) für kleine Verrücktheiten im Alltag.

Wie kommt man darauf, einen Lachs in der Spülmaschine zu garen? Es gibt doch solch praktische Erfindungen wie Herde.

Kai Daniel Du: Das ist natürlich eine der kurioseren Ideen aus dem Buch. Die Idee geisterte schon durchs Internet, bevor dieses moderne Sous-vide-Garen bekannt wurde. Es geht einfach darum, dass der Fisch bei Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad sehr gut gart und zufälligerweise auch noch so lange braucht wie ein durchschnittlicher Spülmaschinenwaschgang. Man muss natürlich den Lachs gut und fest verschließen oder noch besser verschweißen. Aber es funktioniert tatsächlich.

Haben Sie sich denn Gedanken über Ihre Ökobilanz gemacht?

Du: Für den alltäglichen Gebrauch ist das natürlich nicht geeignet. Wir haben es ausprobiert und festgestellt, es funktioniert. Aber vielleicht eher mal als Spaß auf einer Party. Wenn man größere Mengen zubereitet, würde es sich vermutlich schon lohnen. Leider kann man ja kein Spülmittel zugeben, sonst könnte man den Lachs im wahrsten Sinne des Wortes in einem Aufwasch mit dem schmutzigen Geschirr machen. Nein: Ökologisch ist das sicher nicht sinnvoll.

Die Spülmaschine kommt bei Ihnen öfter zum Einsatz – z. B. zum Gemüsespülen.

Du: Das Verfahren kann sich bei großen Mengen durchaus lohnen. Man kann im Übrigen auch die Waschmaschine benutzen. Wenn Gurkensaison ist und Gurken sauer eingelegt werden, kann man die Gurken in einen Kissenbezug geben und ohne Waschmittel im Spülgang säubern.

Auch der Akkuschrauber ist wichtig – zum Apfelschälen oder in Verbindung mit einer Klobürste zum Kartoffel pellen. Wer denkt sich sowas aus?

Du: Wir haben viele dieser Tricks im Internet recherchiert und dann überprüft, ob sie wirklich funktionieren. Erst dann sind sie im Buch gelandet. Aber bei dem Apfeltrick haben wir dazu geschrieben, dass er sich vielleicht mal für ein Kinderfest draußen eignet, nicht so sehr für den Alltag. Es geht tatsächlich superschnell, aber gibt auch eine rechte Sauerei. Und so müsste man die Zeit, die man dadurch spart, wieder ins Küchenputzen investieren.

Haben Sie als Kind vielleicht zu viel „MacGyver“ geschaut?

Du: Das auch. Vor allem habe ich Sendungen wie die „Hobbythek“ mit Jean Pütz und die Knoff-Hoff-Show als Kind geliebt. All das hat sicher unsere Experimentierfreude beeinflusst. Später habe ich sogar ein Chemiestudium begonnen: Dieses Mischen von Substanzen gefiel mir schon immer gut.

Ihr Lieblings-Trick 17?

Du: Vakuumgaren in der Kühlbox. Dazu braucht man lediglich eine Kühlbox, ein Küchenthermometer, einen Zipper-Beutel und einen Strohhalm. Man füllt heißes Wasser in die Box, gibt das Gargut in den Plastikbeutel, saugt die Luft ab und legt den Beutel gut verschlossen in das Wasserbad. Es gibt sehr teure Geräte für Sous-vide, aber mit dem Kühlboxtrick geht es sehr einfach und kostengünstig.

Was sollte man unbedingt im Haushalt haben, wenn man Ihrer Trick-17-Kunst nacheifern möchte?

Du: Gute scharfe Küchenmesser, ein Gerät, mit dem man mixen und zerkleinern kann, und einen Herd. Die Grundidee ist einfach, dass man lernt umzudenken – dass man ein Werkzeug für die Küche nutzen kann oder umgekehrt. Lifehacks gibt es für jede Situation und jeden Anlass.

Sie experimentieren in Ihrer heimischen Küche?

Du: Ja, viele Bilder für das Buch sind hier auch entstanden. Und meine sechsjährige Tochter ist oft mit Begeisterung dabei. Die erzählt übrigens allen: Mein Papa ist Erfinder. Ich lasse sie in dem Glauben.

Kai Daniel Du/Benjamin Behnke: Trick-17-Küche, 222 geniale Lifehacks und raffinierte Rezepte, Frechverlag, 320 Seiten, 17 Euro.