Augsburg (DK) Das "Augsburg-Gefühl" ist zurück, findet Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Mit Teamgeist und einer mutigen Leistung möchte sich der FCA an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund zum Klassenerhalt schießen. Ein 1:1 im Hinspiel machte Manuel Baum einst zum Cheftrainer.
Es gibt ein paar Momente in dieser Augsburger Saison, die taugen in der Rückschau wohl als eine Art Wendepunkt - sollte der FC Augsburg den Klassenerhalt schaffen. Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund an diesem Samstag (15.30 Uhr) nach fast 17-monatiger Verletzungspause wieder einmal auf dem Pressepult der Schwaben Platz genommen hatte, brachte dabei einen solchen Moment ins Spiel. Vor ein paar Wochen, nach zuvor drei Niederlagen in Folge, hatte eine Gruppe frustrierter FCA-Ultras die Mannschaft nach einem Training zur Rede gestellt. "Es ist etwas Besonderes und Außergewöhnliches, dass man dabei sehr konstruktiv miteinander umging", erinnerte sich der Verteidiger.
Was folgte, waren ein 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln und zwei Wochen später, beim 4:0 gegen den Hamburger SV, der höchste Sieg der Augsburger Bundesliga-Geschichte. Beides auch dank der Unterstützung des treuen Anhangs. "Augsburg hält zusammen - dieses Motto spürt man. Es ist ein Riesenvorteil, den wir hier haben", sagte Callsen-Bracker. Das "Augsburg-Gefühl" sei in den vergangenen Wochen zurückgekehrt. "Wir sind von der Körpersprache, der Ausstrahlung wieder besser", sagte Callsen-Bracker zur Wandlung des Augsburger Teams.
Trainer Manuel Baum freut sich ebenso darüber, hat aber auch noch andere, handfestere Gründe dafür ausgemacht, dass seine Mannschaft zuletzt sieben Punkte aus vier Spielen holte. "Allen voran ist es wichtig, dass wir fast alle Spieler wieder mit dabei haben", sagte Baum, der im Saisonverlauf eher damit beschäftigt war, zu klären, wer überhaupt zur Verfügung steht, statt eine Mannschaft zu formen. Man merke, dass sich das Team in den vergangenen Wochen eingespielt habe. Und es sei wichtig, "dass auch im Training die Qualität wieder zurückkehrt", sagte der Trainer.
Für das Heimspiel gegen den BVB fehlen sicher nur die Langzeitverletzten Jan Moravek und Ja-Cheol Koo. Gojko Kacar plagen Rückenprobleme, ansonsten sind alle Akteure fit. Alternativen wie der lange verletzte Brasilianer Caiuby könnten als Joker in der Offensive weiterhelfen. Auch deshalb sagt Baum: "Wir können gegen jeden Gegner in der Liga etwas reißen, auch gegen Dortmund."
Bewiesen hat der FCA das schon in der Hinrunde, bei einem weiteren, vielleicht entscheidenden Wendepunkt. Zumindest für Baum persönlich. Nach einem 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach und einem 1:1 im Dortmunder Signal Iduna Park war der 37-Jährige damals zum Cheftrainer der Schwaben befördert worden. Schafft der FCA im Rückspiel dasselbe Ergebnis, könnte Baums erste halbe Saison (bei einer gleichzeitigen Niederlage des VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach und keinem Sieg des Hamburger SV im Duell gegen den FC Schalke 04) an diesem Spieltag mit der sicheren Rettung ein gelungenes Ende finden.
Auf solche Rechnereien möchte sich Baum allerdings nicht einlassen, die anderen Ergebnisse werden an diesem Samstag nicht im Stadion eingeblendet. "Da fängt man nur zum Nachdenken an, und das können wir nicht gebrauchen", sagte er. Auch der Trainer möchte sich lieber auf das "Augsburg-Gefühl" verlassen.
Man habe sich selbst in der schwierigen Phase stets ehrlich die Meinung gesagt, verriet Callsen-Bracker. "Diese konstruktive Kritik hat uns auch in den Jahren zuvor in vielen Krisensituationen geholfen." Viele Spieler, die die Situation kennen, hätten zudem eine Führungsrolle übernommen. "Spiele wie gegen Dortmund können weitere Kräfte freisetzen", meinte der Verteidiger. "Wir wollen über unsere Grenzen gehen." Dann käme in dieser Saison ein weiterer wichtiger Moment hinzu: Der Tag, an dem der FCA zum fünften Mal den Klassenerhalt schafft.
