Die nächste VW-Affäre?

Kommentar

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Die jüngere Geschichte von Volkswagen ist reich an Skandalen und Affären: betrügerische Devisengeschäfte, Vergnügungsreisen für Politiker, Schmiergeldzahlungen, gekaufte Betriebsräte, Manipulation von Abgas-Werten - dies nur einige Stichworte aus der Chronique scandaleuse des größten europäischen Automobilkonzerns. Und nun sind wieder einmal mehrere Mitglieder von Vorstand und Betriebsrat ins Visier der Ermittler geraten.

Bei VW können sich die Staatsanwälte eigentlich schon eine eigene Büroetage fest einrichten.

Der jüngste Verdachtsfall - angeblich soll Arbeitnehmervertretern für ihre Tätigkeit zu viel Geld zugeschanzt worden sein - weckt sogleich Erinnerungen an die 2005 aufgeflogene VW-Korruptionsaffäre um den mächtigen Betriebsratsboss Klaus Volkert und den Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Jahrelang waren Mitglieder der Arbeitnehmervertretung mit Schmiergeldern, Lustreisen und Bordellorgien - "Gebauer, wo bleiben die Weiber" - auf Konzernlinie gebracht worden. Über den Skandal stürzten nicht nur die beiden zentralen Figuren der Affäre sowie weitere Betriebsräte und Manager. Auch VW-Personalvorstand Peter Hartz musste schließlich den Hut nehmen.

Die VW-Oberen gelobten nach dem Skandal, der auch die Politik erschütterte, zwar Besserung. Und in der Tat wurden viele Prozesse transparenter. Allerdings zeigen gerade "Dieselgate" und der jüngste Verdachtsfall, dass die internen Kontrollen durchaus noch verschärft werden können.

Eines muss aber auch ganz klar festgehalten werden: Es gibt zurzeit lediglich einen Anfangsverdacht der Untreue im Zusammenhang mit Aufwandsentschädigungen für Betriebsräte. Die Ermittlungen laufen und so lange nichts bewiesen ist, gilt die Unschuldsvermutung. Das Dumme ist nur, dass gerade nach der Abgas-Affäre immer etwas hängen bleibt und das ramponierte VW-Image noch mehr leidet.