Misstrauische Blicke

22.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:42 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Mit Argusaugen beobachtet der Bund Naturschutz eine Baustelle nahe der Paar. Im Schrobenhausener Industriegebiet Königslachener Weg entsteht eine Biogasanlage. Bislang wurden lediglich Erdarbeiten vorgenommen. Grund genug für die Naturschützer, misstrauisch zu sein.

"Wir machen Sie darauf aufmerksam, genauestens die Bauauflagen einzuhalten, da wir sonst einen Rückbau der im Gelände verursachten Veränderung einklagen werden." An Deutlichkeit lässt die E-Mail, die Herwig Laabs im Namen der Ortsgruppe Paarauen im Bund Naturschutz an die Firma Schmack Aufwind geschrieben hat, nichts zu wünschen übrig. "Das sollte eigentlich nur ein Schuss vor den Bug sein", sagt Laabs über den elektronischen Brief an die Betreiber einer Biogasanlage in Schrobenhausen. Getreu dem Motto "wehret den Anfängen" will Laabs dem eventuellen Raubbau an einem Biotop vorbeugen.

Schlechte Erfahrungen liegen Laabs’ Misstrauen zugrunde. "Zuerst wird geholzt und dann wird gesagt: Das haben wir gar nicht gewusst…", beschreibt Laabs mit eigenen Worten, wie er das Vorgehen auf Baustellen häufig erlebt hat. Darum wollte er mit seinem Brief an die Regensburger Aufwind erreichen, dass deren Bautruppen künftig vorsichtig vorgehen sollten. Natürlich kündigt Laabs an, in unterschiedlichen Zeitintervallen die Baustelle zu besichtigen.

Alles kein Problem für Antje Behnisch. Die Pressesprecherin der Aufwind Schmack-Unternehmensgruppe bestätigt, dass in Schrobenhausen der Bau einer Biogasanlage geplant ist, die im Jahr rund 4,7 Millionen Kilowattstunden Strom und rund 1,6 Millionen Kilowattstunden Wärme produzieren soll. Der Standort sei einerseits problematisch, so Behnisch. Das sei den Planern von Anfang an bewusst gewesen. Doch die Firma sei kein Anfänger. Seit zehn Jahren beschäftige sich das Unternehmen mit dem Bau und der Konzeption von Windkraft- sowie Biogasanlagen. Die Schrobenhausener Anlage – aus Sicht der Betreiber eher eine kleinere – sei nicht die erste, die das Unternehmen errichte. Daher werde genau darauf geachtet, dass die Mitte Mai bereits von der Regierung von Oberbayern genehmigten Baupläne eingehalten würden. Niemand sei daran interessiert, ein Biotop zu zerstören.

Bislang sind vor allem Erdarbeiten auf dem ehemaligen Ytong-Gelände zwischen Paar und BMU vorgenommen worden. Am Zaun zur Paar hin wurden auch zwei Bäume auf dem Baustellengelände abgeholzt. Aus der Luft lässt sich der Grundriss der Biogasanlage schon erahnen. Erde wurde bisher beiseite geschoben, die Bauplätze für die Anlagenbestandteile mit Holzpflöcken abgesteckt und die einzelnen Fundamente für die Anlage aufgekiest. Bis Oktober soll der Bau der rund drei Millionen Euro teueren Anlage beendet sein. Von deren Betrieb gehe keine Geruchs- oder Lärmbelästigung aus, beschwört Behnisch. Von Gefahren für das Grundwasser ganz zu schweigen.

Während Laabs nichts gegen die Anlage an sich einzuwenden hat, sieht das seine Vorsitzende, Brigitte Streber, schon ein wenig anders. Der Wirkungsgrad einer solch kleinen Anlage sei zu niedrig. Größere Anlagen seien damit aus Sicht des Bund Naturschutz vorzuziehen. Dabei sei ausschließlich die Energiebilanz maßgeblich, so Streber weiter. Und die ist Streber bei der in Schrobenhausen geplanten Anlage einfach zu niedrig.

Behnisch sieht das genau anders. Die Anlage habe einen idealen Standort, weil vor allem Wärmeabnehmer auf kurzem Wege zu erreichen seien. Ebenso würden die nachwachsenden Rohstoffe aus einem Umkreis von fast sieben Kilometern Luftlinie aus der heimischen Landwirtschaft herangeschafft. Behnisch: "Wer gegen die industrielle Landwirtschaft ist, sollte sich nicht für große Biogasanlagen einsetzen."