Früheren Einstieg in die zweite Fremdsprache beibehalten

22.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:43 Uhr

Zu "Minister Schneider erwägt Reform der Reform" (DK vom 15. Mai):

Der Vorsitzende der Landeselternvereinigung fordert die Rückverlegung des Beginns der zweiten Fremdsprache von der 6. in die 7. Jahrgangsstufe. Die Vorverlegung der zweiten Fremdsprache in die 6. Jahrgangsstufe war aber keine G8-Maßnahme, sondern bereits aufgrund von praktischen Erfahrungen im neuen Lehrplan für das G9 vorgesehen, um so den Schülern lernpsychologisch entgegenzukommen. Der hierfür ausgearbeitete Lehrplan ist aber wegen der Einführung des G8 nicht in Kraft getreten. An den unbestritten positiven Effekten dieser Vorverlagerung für die Schüler hat sich auch durch die Einführung des G8 nichts geändert!

Der neue Lehrplan und im Gefolge die neuen Lehrbücher berücksichtigen den früheren Einstieg in die zweite Fremdsprache, somit überfordert das Erlernen einer zweiten Fremdsprache Kinder im Alter von zehn und elf Jahren keineswegs, da der Unterricht sehr konkret und anschaulich gestaltet werden kann. Entwicklungsbedingt sind Kinder in diesem Alter noch viel eher bereit, die neue Fremdsprache auch zu sprechen.

Außer in Sachsen-Anhalt und Thüringen lernen die G8-Schüler in allen anderen Bundesländern die zweite Fremdsprache ab der 6. Jahrgangsstufe. Man denke in diesem Zusammenhang an Probleme, die für unsere Kinder entstehen, wenn ihre Familien in ein anderes Bundesland umziehen müssen.

Die gegenwärtige Stundentafel ist, zugegeben bei hoher Stundenzahl (aber mit auch den "neuen" Lehrplänen des alten G9 wäre Nachmittagsunterricht unvermeidlich gewesen), sehr ausgewogen; 31 Stunden in der 5. Klasse, 33 in der 6. Klasse, 34 in der 7. und 8. Klasse sowie 34 oder mehr in der 9. und 10. Klasse. Eine Rücknahme des Beginns der zweiten Fremdsprache in die 7. Jahrgangsstufe hätte zwangsläufig eine erhebliche Erhöhung des Stundenmaßes in Jahrgangsstufen zur Folge, in denen unsere Jugendlichen bekanntlich in der nicht unproblematischen Pubertät sind und in denen weitere Fächer auf sie zukommen.

Bei einer Rückverlegung des Beginns der zweiten Fremdsprache in die 7. Klasse wären neue Lehrbücher und weitere neue Lehrmittel erforderlich. Dadurch würden sich erhebliche Kosten ergeben. Die Schulbuchverlage würden zwangsweise neue Bücher auf den Markt bringen. Aus Erfahrung steht aber zu befürchten, dass aufgrund des sehr beschränkten bayerischen Marktes die Qualität der neuen Lehrbücher leiden würde – ein neues Lehrwerk zu entwickeln kostet sehr viel Geld und Zeit.

Das Gymnasium braucht nach einer Zeit grundlegender Reformen bessere Rahmenbedingungen statt hektischer Neuerungen. Generell wäre eine Senkung der Schülerzahl in den Klassen, in Verbindung mit einer individuelleren Schülerbetreuung, auch nachmittags durch zusätzliches Personal, sicher hilfreich.

Adelbert Schweiger

Brigitte Maas im Namen

der Fachschaft Französisch

des Christoph-Scheiner-

Gymnasiums Ingolstadt