Berlin
Micanski verzockt sich

Aufgrund eines lässig vergebenen Elfmeters spielt der FC Ingolstadt bei Union Berlin nur 1:1

17.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Nicht zu fassen! Stürmer Ilian Micanski (Zweiter von rechts) hebt vor den Augen der Ingolstädter Fans den Elfmeter an die Latte des Berliner Tores. Union-Torhüter Daniel Haas hat kein Problem, den Ball aufzunehmen. Und Ingolstadt muss mit einem 1:1 leben - Foto: Koch

Berlin (DK) Über diesen Punktgewinn bei Union Berlin konnte und wollte sich beim FC Ingolstadt am Samstag niemand so richtig freuen. Dass es am Ende beim wenig befriedigenden 1:1 (0:0) blieb, lag am von Stürmer Ilian Micanski leichtfertig vergebenen Elfmeter in der Nachspielzeit.

So aufgewühlt hat man Ramazan Özcan selten gesehen. Als der Keeper des FC Ingolstadt nach dem Abpfiff in die Kabine hetzte, knallte er kurz hintereinander zwei Türen derart laut zu, dass einem Angst werden konnte. „Wieder nur ein Punkt“ hörte man ihn durch die Wand des Containers brüllen. Öffentlich wollte der 28-Jährige, ansonsten zu jedem Interview bereit, an diesem Tag lieber nichts sagen. So sauer war er.

Da war die turbulente Schlussphase der Zweitligapartie bei Union Berlin erst wenige Minuten vorüber. Die Ingolstädter, die zuvor das deutlich stärkere Team waren, nach dem Führungstreffer von Florian Heller (66.) aber noch den Ausgleich durch Adam Nemec (85.) kassierten, mussten nun eine gefühlte Niederlage verarbeiten. Und vor allem die Ereignisse in der Nachspielzeit machten dies sehr schwer.

Was war passiert? FC-Stürmer Micanski war im Anschluss an eine Ecke von Union-Verteidiger Roberto Puncec im Strafraum umgerissen worden. Zum anschließenden Elfmeter trat der Bulgare selbst an, schlenzte den Ball dabei aber aufreizend lässig in die Tormitte – und eben nur an die Latte, statt ins Tor. 1:1 hieß somit das Endergebnis, weil der Unparteiische Norbert Grudzinski (Hamburg) die Partie danach sofort abpfiff.

„Wenn der Schiedsrichter so eine Situation für uns pfeift, muss der Ball mit aller Macht reingehen“, ärgerte sich Andre Mijatovic und fand die deutlichsten Worte aller Ingolstädter. „Das war arrogant. So weit sind wir noch nicht, das dürfen wir uns nicht leisten.“

Mit Trainer Tomas Oral („Wir werden Ilian weiter unterstützen“) und Sportdirektor Thomas Linke („Es ist nicht förderlich, wenn ich etwas dazu sage. Das machen Spieler und Trainer besser untereinander aus“) blieb die sportliche Leitung derweil erstaunlich gefasst. Fehlschütze Micanski (siehe auch Interview) entschuldigte sich immerhin bei seinen Teamkollegen.

Unterm Strich war es aber ein Tag der verpassten Chancen. Das aufgrund der zahlreichen Ausfälle auf zahlreichen Positionen veränderte Ingolstädter Team hatte den Berlinern zuvor nämlich praktisch keine Torchance gegönnt. Mit guter Raumaufteilung, effektivem Zweikampfverhalten und teils sehr ansehnlichen Kombinationen kontrollierte die Oral-Elf das Spiel. Nach einem Warnschuss von Heller (9.) hätten die Gäste überdies bereits in der 37. Minute einen Elfmeter bekommen müssen. Doch Hellers Fallbewegung nach der Berührung mit Union-Keeper Daniel Haas wertete der Unparteiische zu Unrecht als Schwalbe.

Heller traf trotzdem, in der 66. Minute. Nach einer Kombination über Micanski und den gerade erst eingewechselten Karl-Heinz Lappe war das 0:1 mehr als verdient und alles schien wunschgemäß zu laufen. Bis beim Kopfballtreffer von Nemec gleich mehrere Ingolstädter Defensivakteure patzten. Die Ingolstädter rannten noch einmal an, und bekamen durch den etwas glücklichen Elfmeterpfiff sogar noch die Siegchance. Pech nur, dass Micanski die vermutlich riskanteste aller Varianten wählte.