Metzger schreibt Gluck-Roman

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

In "Marguerites Liebe", seinem Premierenroman, verquickt Metzgermeister Hans Regensburger aus Mörsdorf eine fiktive Liebesgeschichte mit den Werken des berühmten Erasbacher Komponisten Willibald Gluck. - Foto: Klier

Berching/Mörsdorf (mkl) "Gluck muss man haben", sagen die Berchinger. Im nahe gelegenen Erasbach, heute ein Ortsteil von Berching, kam im Jahre 1714 Christoph Willibald Ritter von Gluck zur Welt, ein bedeutender Komponist der Vorklassik. Im Gluck-Foyer des Rathauses zeugen Gluck-Statuen und Gluck-Bilder vom Stolz der Stadt auf ihren berühmten Sohn.

Dieser Ort bot den geeigneten Rahmen für die Vorstellung des Romans "Marguerites Liebe", im Untertitel: "Schicksalhafte Begegnung mit Chevalier Christoph Willibald Gluck". Autor ist Hans Regensburger, der 1951 nahe Hilpoltstein im heute oberpfälzischen Mörsdorf geboren wurde. Seine Vorfahren waren Land- und Gastwirte und Metzger. Regensburger wurde Metzgermeister und übernahm später den elterlichen Hof, den er heute noch im Nebenerwerb bewirtschaftet.
 

Seine große Leidenschaft aber ist von klein auf das Lesen, dem bald das Schreiben und auch das Malen folgten. "In meinem Roman haben sich meine literarische Neigung und meine Neigung zu Gluck die Hand gegeben", erzählt Regensburger. "Eine fiktive Liebesgeschichte ist darin mit der Biografie Glucks verzahnt." Ähnliche Geschichten hätten sich in dieser vorrevolutionären Zeit zugetragen. Vier Jahre lang habe er seinen Roman immer wieder überarbeitet. Schließlich hat der Verleger Walter E. Keller in Treuchtlingen das Buch angenommen.

Bürgermeister Ludwig Eisenreich zeigte sich angesichts der eng an eng sitzenden Zuhörer erfreut über das rege Interesse an der Kultur. Gluck sei ein Botschafter für Berching und auch für Erasbach. Aber die Quellenlage sei spärlich, was zum Fantasieren reize. Regensburgers Buch wecke das Interesse "an unserem Gluck" und erschließe neue Leserkreise.

Verleger Keller dankte den Sponsoren und vor allem dem Autor für die gute Zusammenarbeit. Es sei ein spannender Roman mit historischen Fakten am Vorabend der französischen Revolution entstanden, der Lokalbezug aufweise und in dem auch Sex und Crime nicht zu kurz kämen.

Die ausführliche Laudatio hielt Gustav Frank, Dozent für Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es sei ihm eine große Freude, Regensburgers gelungenes Erstlingswerk den Zuhörern ans Herz zu legen. Im Vordergrund des historischen Romans stehe eine romantische Liebeshandlung von unbedeutenden Charakteren, deren Schicksale die Wege der Großen kreuzten. Der Text werde zum biografischen Roman par excellence, indem er Glucks Beitrag zur Aufklärung in den Mittelpunkt stelle. Gluck sei als Reformer der Oper des 18. Jahrhunderts hervorgetreten. Seine Musik habe die Seelen der Zuhörer begeistert, sie körperlich ergriffen. Im Zeitalter der Aufklärung, von Adel und Klerus missbilligt, entstand ein neues Menschenbild. Liebe, Freiheit und Leidenschaft werden in Glucks Werken offenbar. Regensburger habe die Pragmatik Glucks, der sich gegen die Macht der alten Gebote gewandt hatte, romanhaft umgesetzt, so Frank.

Dann war der Autor Hans Regensburger selber an der Reihe. In Auszügen stellte er sein Werk vor, das von seiner Tochter Johanna Regensburger, Organistin in Mörlach und Mörsdorf, stimmig am E-Piano ergänzt wurde, darunter Glucks eingängige Komposition "Reigen seliger Geister".

Ein Teil der Handlung spielt in Paris, wo die Köchin Marguerite, Geliebte des Abbé Morrey, dem Musikus Pascal begegnet. Er wird nach Paris gelockt, wo ihm der Hang zu neuen Melodien ausgetrieben werden soll. Dort aber hört er in der Opéra die Musik von Christoph Willibald Gluck, der er, ebenso wie Marguerite, verfällt. Dramatische Auseinandersetzungen zwischen ihrem früheren Geliebten und Pascal folgen. Marguerite und Pascal verschlägt es in Glucks Haushalt nach Wien.

Wieder in Paris, droht Pascal die Festnahme durch die Revolutionstruppen. Rettung naht durch ein von oben herabgelassenes Seil. Da ruft das Gebetläuten der Berchinger Stadtpfarrkirche die Zuhörer im Gluck-Foyer in die Gegenwart zurück. Die Fortsetzung dieser spannenden Geschichte ist im Buch "Marguerites Liebe" nachzulesen, das als Paperback im wek-Verlag erschienen ist.

Im nahe gelegenen Gluck-Museum fand der Abend seine Fortsetzung. Eigens für diesen Anlass war der "Gluck-Trunk" gebraut und bereitgestellt worden. Rechtzeitig hatte auch der Bildhauer Johann Tischinger aus Erasbach eine neue Gluck-Büste fertiggestellt. Diesmal aus Bronzeguss. Seine hölzerne Gluck-Statue hatte Risse bekommen. "Aber", so Bürgermeister Eisenreich, "das zeigt nur, dass Gluck lebt."