Schrobenhausen
Meistens lustig, manchmal nachdenklich

Humorige Mundartlesung im Pfarrsaal mit dem Münchner Turmschreiber Josef Fendl

26.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:54 Uhr

Die Schrobenhausener Hoagart’n-Musi lieferte den passenden musikalischen Rahmen für die Lesung des Münchner Turmschreibers.

Schrobenhausen (SZ) Einen humorigen Abend mit dem Münchner Turmschreiber Josef Fendl erlebten die Zuhörer auf Einladung der katholischen öffentlichen Bücherei. Die Schrobenhausener Hoagart’n-Musi lieferte im gut gefüllten Pfarrsaal den passenden Rahmen, urig, ehrlich, bayerisch eben.

„D’Nachbarin wollt z’erst mitgeh’, aber die versteht koa bayerisch. Etz is’ doch dahoam blieb’n“, erzählt die ältere Dame, die die Autorenlesung besucht. Feststeht: Die Nachbarin wäre aufgeschmissen gewesen! Wer des Bayerischen nicht mächtig ist, hätte nur einen Bruchteil verstanden und vor allem die bärigsten Pointen nicht kapiert. Oder zumindest nicht sofort. Denn bemühen tut er sich schon, der Josef Fendl, seine manchmal richtig deftigen Worte ins Hochdeutsche zu übersetzen.

Viel erzählt der gebürtige Niederbayer von seiner Kindheit. In einem landwirtschaftlichen Betrieb ist er aufgewachsen, zu einer Zeit, als es „das Elektrische“ noch nicht gab. Er erzählt von der Tante Resl, Gott hab sie selig, und von der Tante Mare, die in ihrem ganzen Leben nie an einen Ort kam, der weiter als 24 Kilometer vom Heimatort entfernt war.

Zum Brüllen sind die Erinnerungen Fendls an seinen 80. Geburtstag. „S’is Feierabend“, hätten seine Kollegen gesungen, über die „Vergreisung im Alter“ sei er aufgeklärt worden und einer, der es offenbar ganz besonders gut meinte, sagte zu Fendl: „Wenigstens des konn da etz nimma passieren, dass d’ mit neinasiebazg stirbst, wia mei Vadda!“

Viel zu lachen gibt es an diesem Abend, aber auch nachdenkliche Momente kommen vor. Und manchmal merkt man erst im Nachhinein, dass die eine oder andere Geschichte gar nicht so lustig war, wie sie im ersten Moment daherkam. So erzählt Fendl etwa vom Hirtreiter, der seinerzeit die angeordnete Beflaggung für Hitler ganz eigen interpretierte. Auf ein Schild an der Hauswand schrieb er: „Wir flacken im Bett“. Überhaupt, das Wort „flacken“, dessen Ursprung erklärt Fendl in einem seiner zahlreichen geschichtlichen und wissenschaftlichen Schlenker, die er gerne in seine Erzählungen einfügt. Der Lehrer in ihm scheint eben hin und wieder durchzukommen. Stören tut das nicht, im Gegenteil. Vom Lateinischen stamme das Wort „flacken“ ab und nichts anderes würde es bedeuten als „müd herumliegen“, klärt Fendl auf, „der Bayer hat sich’s abg‘schaut, sowohl die Tätigkeit wie auch das Wort“.

Dem Ehepaar Hammer von der Hoagart’n Musi sei der Kontakt zu Josef Fendl zu verdanken, lässt Büchereileiter Herbert Götz wissen. Richtig glücklich ist das Publikum dann auch immer, wenn die Hoagart’n Musi aufspielt. Einerseits, weil die echte bayrische Stubenmusi einfach Freude macht – auch vom Autor gibt es dafür ein dickes Lob. Andererseits bieten die kleinen Pausen eine willkommene Gelegenheit, zu Ende zu lachen und den letzten Schenkelklopfer zu verdauen. Schlag auf Schlag feuert Fendl mitunter einen Brüller nach dem anderen ab. Spassetl nennt er diese kurzen Geschichten. „Wo host’n dein’ Wag’n parkt? An der Ruine von deiner Garage! Seit wann is mei Garage a Ruine? Seit i mein’ Wag’n dort parkt hab!“

Äußerst amüsant ist auch die Geschichte vom Herrn Kaplan, der einen Betrunkenen heimbringt. Im ehelichen Bett finden die beiden jedoch zwei Personen vor, im Adamskostüm. „Schau, des is mei Wei“, sagt der mit dem „Saurausch“ zum Kaplan, „und der da neba ihr flackt, des bin i.“

Oder die von der Bäuerin, die sich über den letzten Wunsch ihres im Sterbebett liegenden Gatten wundert. Ihr „Brautgwand“ solle sie doch noch einmal anziehen. „Jeden Moment konn d’Tür aufgeh’ und da Tod einekemmma. Vielleicht g’foist eam du bessa“, hofft der Sterbende.

Erinnerungen, Sagen, Legenden, Parabeln, Kalendergeschichten, egal wie Fendl seine verschiedenen Textsorten auch nennt, amüsant sind sie alle. Oder nachdenklich. Oder beides. Treffender als einer seiner Schüler könnte man es letztlich nicht formulieren. Auf die Frage, was er unter einem Gedicht versteht, antwortete der: „Wenn um an Text umma no vui freier Platz is zum Nachdenga!“