stadtgeflüster
Mehr Zeit für die Menschheit

16.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr

(tsk) Einer im April veröffentlichten Studie internationaler Forscher zufolge reicht schon der Konsum von zwei Flaschen Wein oder mehr als fünf Flaschen Bier pro Woche, die Lebenszeit zu verkürzen.

Wahrscheinlich stecken irgendwelche lustfeindlichen Nordeuropäer dahinter, die sich ohnehin keinen Alkohol leisten können, aber egal. Umso interessanter erscheint uns daher jedenfalls das Ergebnis einer Studie, die das Weltwirtschaftsforum an diesem Montag vorlegen wird: Im Jahr 2025 sollen erstmals Maschinen und Algorithmen mehr Aufgaben erledigen als wir Menschen. Das wird aber auch Zeit.

Was plagen wir uns mit unseren Computern, dem Redaktionssystem oder den Einstellungen an der Digitalkamera herum, die uns doch alle bei der Arbeit unterstützen sollen. Wieder einmal ist die Aufnahme überbelichtet, friert der Bildschirm nach einer Eingabe ein - und wo ist bitteschön auf einmal der Text, den wir doch gerade erst fertig geschrieben haben? Das wirkt nicht wie Hilfe, sondern wie Sabotage. Die Hauptarbeit erledigen immer noch wir, und die Maschinen, da sind wir uns so gut wie sicher, lachen sich ins Fäustchen beziehungsweise in ihre Transistoren.

Auch in der Freizeit fühlen wir uns ausgenutzt: Um vermeintlich schneller voranzukommen, sollen wir bei Ikea oder Edeka unsere Einkäufe selbst scannen, unsere Onlinebestellungen müssen wir ganz analog doch in irgendeinem Shop abholen, weil wir nun mal tagsüber einfach nicht zu Hause sind, und der Algorithmus unseres tollen Streaminganbieters schlägt uns ständig Filme und Serien vor, die wir nicht sehen wollen - die Konsequenz: Wir müssen uns doch wieder selbst durchs Angebot wühlen.

Sollen das alles ab 2025 ruhig die Maschinen erledigen, aber dann richtig! Die Roboter fotografieren für uns die Spendenübergaben, recherchieren für unsere Enthüllungsstorys und bringen sie dann auch unseren Vorstellungen gemäß in Form. Sie kaufen für uns ein, kochen, machen sauber und suchen uns die passenden Filme aus, die wir dann bei einem Gläschen - oder einer Flasche - Wein am Abend schauen können. Dann können wir auch ruhig ein kürzeres Leben haben. Wir haben ja dann richtig Zeit.